Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe: Alexander Muzychko, der von seinen Gefolgsleuten auch „Sashka Bely“ („Sascha der Weiße“) genannt wurde, soll nach anfänglichen ukrainischen Pressemeldungen nahe der westukrainischen Stadt Rowno von unbekannten bewaffneten Männern erst entführt und dann mit zwei Schüssen ins Herz hingerichtet worden sein. Inzwischen wurde sein Tod auch von den Sicherheitsbehörden bestätigt. Muzychko war einer der führenden Köpfe des nationalistischen „Rechten Sektors“, der durch die militanten Widerstandshandlungen auf dem Maidan in Kiew gegen das Janukowitsch-Regime weltweit bekannt wurde. Muzychko galt als wenig zimperlich, wenn es um die Interessen seiner Heimat ging. Ein Video im Internet zeigt ihn, als er in einem Büro eines regionalen Staatsanwaltes mit Nachdruck das Aufgeben der schlampigen Arbeit und des Drückebergertums der Ermittlungsbehörde forderte. (Siehe Video)
Nach dem vom Westen finanzierten Sturz des pro-russischen Oligarchen-Systems wurden die bis dahin weitgehend unbedeuteten Aktivisten des „Rechten Sektors“ auch in die folgende Übergangsregierung mit eingebunden. So ist der Anführer des Zusammenschlußes vom „Rechten Sektor“, Dmitro Jarosch, als ehemaliger Maidan-Kommandant nun auch der Stellvertreter des Rats für die nationale Sicherheit und Verteidigung in der Ukraine. Über seine Verbindungen wird zurzeit eine bewaffnete paramilitärische Nationalgarde von gut 60.000 Mann im Land aufgebaut, die sich maßgeblich aus aktiven Kämpfern vom Maidan-Platz speist. Bis zu seinem Tode war Muzychko als Koordinator des „Rechten Sektors“ im Westen des Landes für die Mobilisierung neuer Einheiten der paramilitärischen Organisation zuständig.
Über die Hintergründe der Ermordung des Nationalisten gibt es verschiedene Versionen. Regionale Medien berichteten, Muzychko sei nahe der Stadt Rowno von ukrainischen Polizeibeamten überwältigt und dann mit Schüssen in die Brust feige hingerichtet worden. Das Kiewer Innenministerium legte hingegen in seiner Stellungnahme darauf wert, dass der bekannte nationale Aktivist bei der Polizeiaktion angeblich selbst das Feuer auf die Einsatzkräfte eröffnet habe. Bei dem Polizeiüberfall wurden verschiedenen Angaben zufolge drei oder fünf weitere Mitglieder des „Rechten Sektors“ verhaftet sowie ein Polizist verletzt. In Russland stand Muzychko als so genannter „Radikaler“ auf einer Fahndungsliste, weil der Ukrainer laut Moskau aktiv an Kämpfen in Tschetschenien gegen die russische Besatzung teilgenommen hat.
Ob die Ermordung des Paramilitärs nun schon der Startschuß der neuen westlich-gesinnten Übergangsregierung war, mit den Revolutionären vom „Rechten Sektor“ aufzuräumen und die Nationalisten von der Macht fernzuhalten, läßt sich bisher nur vermuten, aber nicht beweiskräftig belegen.