Der Kampf um die Köpfe und die Straße sind die beiden zentralen Elemente jeder erfolgreichen Revolution und wer seine Gegner schon im Geiste besiegt oder gar zur eigenen Seite bekehrt hat, dem gehört die Straße von ganz allein. Die Presse und das System fürchtet sie daher zurecht, die Vielzahl der sogenannten „alternativen“ Medien, die im Umfeld der neuen rechten und konservativen Bewegungen an Prominenz und Bedeutung erlangt haben.
Besonders die AfD profitierte bis jetzt stark von diesen, kann sie doch in den Mainstreammedien auf kaum objektive Berichterstattung hoffen, während einige der aufstrebenden „rechten“ Medien ihr äußerst gewogen sind. Um unter diesen rechten Medien einen Austausch, die Vernetzung untereinander voranzutreiben und, auch wenn sie die leugnen mag, sich deren positive Berichterstattung auch in Zukunft zu sichern, veranstaltete die AfD Fraktion am 11.05 im Bundestag die „1. Konferenz der Freien Medien“.
Im Vorfeld sorgte vor allem einer der Gäste für Furore, Milo Yiannopoulos. Zunächst sollte auch er im Bundestag sprechen, wurde dann jedoch aufgrund von Bedenken einiger Fraktionsmitglieder ausgeladen, sprach dann aber doch in einer nahen Gaststätte im Nachgang der Veranstaltung. Bevor Yiannopoulos sich mit einem Kommentar über die vermeintlich positiven Aspekte sexueller Beziehungen zwischen älteren Männern und Minderjährigen, was er mit eigenen Erfahrungen begründete, selbst teilweise ins Abseits manövrierte, war er einer der Stars der neuen US-amerikanischen Rechten. Bekannt wurde der britische Journalist und ehemalige Breitbartredakteur im Zuge des Wahlkampfes Donald Trumps zur letzten Präsidentschaftswahl. Yiannopoulos, der teils jüdischer Herkunft ist und mit einem schwarzen Mann verheiratet ist, wird der „Alt-lite“ zugerechnet, einer Abspaltung der „Alt-Rigth“ die im Gegensatz zu dieser einen bürgerlichen Nationalismus und keinen biologisch bedingten anstrebt.
Für die Alt-Lite war Yiannopoulos ein willkommenes Aushängeschild, da sie mit einer Persönlichkeit wie seiner nicht nur ihre eigene Toleranz unter Beweis stellen könnten, sondern seine „Politik“ für die USA auch noch wie geschaffen war. Oberflächliche Kritik in schlichten Worten, angenehme Vereinfachungen der Krise des Westens und gleichfalls angenehme Lösungen. Verpackt in den Worten und Begriffen des Feindes, à la „die Linken sind die echten Faschisten“, spielt sich seine Kritik noch immer im Wertesystem der amerikanischen „Intellektuellen“ ab. Unangenehme Themen oder gar eine fundamentale Auseinandersetzung mit der langen Entwicklung, die den Westen zu dem Abgrund führte, an dem er heute steht, sucht man bei ihm vergeblich, ein Mangel, den er mit großen Worten und Prahlerei wettzumachen versucht. Yiannopoulos ist der Popstar des liberalen Nationalismus, sein Auftritt bei der AfD dementsprechend und schon seine ersten Worte gaben schon einen Vorgeschmack.
Der am meisten mit Lügen überzogene und zensierte Mann auf dem Planeten sei er, eine steile Behauptung, die er jedoch kurz darauf noch überbietet und behauptet, er habe der amerikanischen Rechten dabei geholfen, durch junge Menschen den Kulturkampf zu gewinnen. Er habe dazu beigetragen den Konservatismus wieder „cool“ zu machen und er glaube, dass es niemals jemanden gab, der so gut darin war Moderate und Linke für die Sache der amerikanischen Rechten zu gewinnen. Selbst wenn man von der ekelerregenden Selbstbeweihräucherung einmal absieht, übertreibt Yiannopoulos entweder maßlos oder hat einfach jeden Bezug zur Realität verloren. Wer kontrolliert in den USA bitteschön die Presse und die Bildungseinrichtungen? Wessen Profile in sozialen Netzwerken werden systematisch gesperrt und wessen nicht?
Die amerikanische Rechte will den Kulturkampf gewonnen haben? Etwa weil Donald Trump jetzt Präsident ist? Der Donald Trump, der gegen die Verfolgung seines eigenen Lagers bis jetzt noch nichts unternommen hat, der illegale Einwanderung einfach nur in legale umwandeln will und dessen „America First“ Politik eher „Isreal First“ heißen sollte. Der Kulturkampf in den USA hat grade erst begonnen, aber Yiannopoulos und seinesgleichen haben nicht die geringste Vorstellung von dem, um was in diesem Kampf überhaupt gerungen wird und genau deswegen feiern sie das erste siegreiche Scharmützel schon als gewonnenen Krieg. Schlimmer noch, der Westen, den Yiannopoulos verteidigt, hat überhaupt rein gar nichts mit dem zu tun, für das die radikale Rechte kämpft. Das, was Menschen wie Yiannopoulos den Westen nennen, ist ein Westen, dessen Kultur durch die Moderne bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Er ist es nicht nur nicht wert verteidigt zu werden, sondern sein Geist ist das Problem selbst. Yiannopoulos kämpft für einen weimarer Westen, in dem seinesgleichen sich jeglicher Dekadenz hemmungslos hingeben kann, etwas mit dem die importierten Moslems selbstverständlich ein Problem haben und aus diesem Grund und keinem anderen ist er gegen deren Einwanderung und nicht etwa, weil sie die weißen Völker verdrängen.
Den Rest seiner Rede zu kommentieren, die aus kaum mehr als einer Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten besteht, ersparen wir uns an dieser Stelle. Das Yiannopoulos sich seiner eigenen Unzulänglichkeit nicht bewusst ist, mag man ihm verzeihen, dass Teile der deutschen Rechten auf sein Gehabe hereinfallen jedoch nicht. Sie feiert ihn geradezu wie einen Helden. Kein „Geringerer als Milo Yiannopoulos“ liest man auf „Philosophia Perennis“, ein Blog des ehemaligen Redakteur eines Schwulenmagazines und Kurationsmitglieds der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung David Berger, der „britische Enfant terrible“ und „weltweit bekannten Vorkämpfer für die Meinungsfreiheit gegen jede peinliche politische Korrektheit“, sein Auftritt sei der Höhepunkt des Abends. Leider ist diese Begeisterung nur allzu verständlich, wenn man bedenkt, dass Teile der neuen konservativen Bewegungen in der BRD ihm nur allzu ähnlich sind. Auch sie fassen den Volksbegriff kulturell und nicht biologisch auf und auch sie träumen von einer BRD der 80er und 90er Jahre. Neu ist dieses Problem selbstverständlich nicht. Unabhängig davon schafften es einige Teilnehmer der eigentlichen Konferenz, die Latte tatsächlich noch etwas tiefer zu senken als Yiannopoulos.
Fortsetzung folgt…
Sehr guter Artikel
„[Einige Leute] mögen ein paar Vorurteile über Juden haben, wie daß die Juden alles kontrollieren – ja, das tun wir –, daß die Juden alle Banken kontrollieren – ja, das tun wir –, daß die Juden die Medien kontrollieren – ja, das tun wir! Ich meine, sie haben Recht mit all diesen Sachen.“
– Milo Yiannopoulos in einem Gespräch (veröffentlicht auf bitchute.com)
Eine erstaunliche Ehrlichkeit, wie ich finde.