
Aus dem Rittertum, das dem deutschen Mittelalter vom 11. bis zum 14. Jahrhundert sein unvergleichliches glanzvolles Gepräge gegeben hat, entstand eine Dichtkunst, die zu den ruhmvollsten unserer Literatur gehört. Geschichte und Sage zu wundersamen Fahrten und Abenteuern verbinden, zeigt diese Dichtkunst eine von männlichen Idealen erfüllte kämpferische Zeit. Zu den höchsten Leistungen im weiten Gebiet dieser kunstvollen epischen Schöpfungen gehört neben „Tristan und Isolde“ von Gottfried von Straßburg und „Jwein“ von Hartmann von der Aue der „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Der Dichter, dessen Leben bis auf Andeutungen, die wir seinen Werken entnehmen, völlig im Dunkel bleibt – er lebte um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert -, schildert in den beinahe 25.000 Versen seiner Dichtung den Weg Parzivals aus „tumber“ Torheit, durch Schuld und Irrtum zur Vollkommenheit, wie sie im heiligen Gral versinnbildlicht ist. Zwei weitere Dichtungen „Willehalm“ und „Titurel“ sind unvollendet geblieben. Obgleich von größtem Einfluß auf die Dichtergeneration nach ihm, gerieten Wolframs Dichtungen völlig in Vergessenheit, bis sie im 18. Jahrhundert durch die Schweizer Bodmer und Breitinger wiederentdeckt wurden. Der aus einem fränkischen Geschlecht stammende Wolfram von Eschenbach ist am 16. Januar in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geboren.
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