Mit Toon Pauli ist einer der bekanntesten flämischen Veteranen der Waffen-SS am 18. Lenzing/März 2015 im Alter von 91 Jahren zur Großen Armee abberufen worden. Er war nicht nur jahrelang Vorsitzender des Verbandes der flämischen Ostfrontkämpfer sondern auch er stand als Ansprechpartner für andere Kameradschaften und die Medien immer seinen Mann.
An einer 7,5-cm-Pak in den Reihen der 27. SS-Freiwilligen-Divisision Langemarck hatte Toon den grausamen Vormarsch der Roten Armee und das furchtbare Kriegsende in Pommern erlebt. Unmittelbar nach einer mehrjährigen Zuchthausstrafe, die ihm der belgische Staat als Dank für seine Freiwilligmeldung zur Waffen-SS aufgebrummt hatte, suchte er wieder Anschluß zu seinen Kameraden. Bald war auch der Kontakt zu den ehemaligen deutschen Mitkämpfern, die seinerzeit in zahlreichen Hilfsgemeinschaften (HIAG) zusammengeschlossen waren, wieder hergestellt. Als es in den letzten Jahren gelang auch den Kontakt zur Enkelgeneration herzustellen, berichtete Toon als Zeitzeuge oft über seine Erlebnisse in der Germanischen SS und der Waffen-SS. Die für ihn abgehaltene Totenleite am 26. Lenzing/März 2015 stand ganz im Zeichen von Treue und Kameradschaft.
Der Himmel über Toons Heimatstadt Antwerpen weinte und graue Regenbogen verhüllten den Blick zur Frühlingssonne, als sich die vielen Gäste in der Trauerhalle zusammenfanden. Die Feier wurde durch einen Kameraden der Langemarck geleitet, so daß auf jüdisch-christliche Rituale verzichtet werden konnte. Die Trauernden betraten den Feierraum und wurden von einer acht Mann starken Fahnendelegation empfangen. Vertreten waren die Fahnen der einzelnen flämischen Kameradschaften, aber auch zum Beispiel der Fahne der ehemaligen flämischen Mädchen und Frauen, die freiwillig als Schwester des Deutschen Roten Kreuzes ihren Dienst an der Ostfront oder in einem Lazarett leisteten. An der Stirnseite des Saales standen einige schlichte Kränze und auch weiße Birkenkreuze, wie sie im Krieg so oft auch die Gräber der Gefallenen gestellt worden waren, konnte man sehen. Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, marschierte die Fahnenabordnung nach vorne und positionierte sich hinter dem Tisch mit der weißen Urne, in welcher sich Toons sterbliche Überreste befanden.
Nach einer kurzen Begrüßung erhob sich die Gemeinschaft, um zur Einstimmung gemeinsam das Lied vom guten Kameraden und die flämische Nationalhymne „De leeuw van Vlaanderen“ (dt.: „Der Löwe von Flandern“) zu singen. Der von der Kameradschaft gegründete Schelde-Chor war ebenfalls mit mehr als zwanzig Sängerinnen und Sängern vertreten und begleitete die Lieder in gekonnter Art und Weise. Zwei Ur-Enkel von Toon entzündeten für ihren Ahnen ein Licht und begann Kamerad Herman mit seiner Würdigung, indem er Toons Lebenslauf skizzierte und besonders erwähnenswerte Ereignisse etwas ausführlicher darstellte. Unterbrochen wurde der Vortrag durch ein traurig-schönes flämisches Gedicht und immer wieder durch Beiträge des Schelde-Chores. Dazu gehörten Lieder wie „Morgenrot“ von Wilhelm Hauff aber auch das alte Kampflied „Als die goldne Abendsonne“, welches in allen Strophen und ohne textliche Zugeständnisse dargeboten wurde. Beschlossen wurde die Feier wieder mit zwei Liedern, die bei keiner Feier der flämischen Freiwilligen fehlen dürfen, mit „Wahre Freundschaft“ und dem Treuelied.
Nehmen wir uns Toon als Vorbild und handeln so, wie es in dem von ihm so geschätzten Lied „Wahre Freundschaft“ beschrieben wird: „Wenn der Tod mir nimmt das Leben, hör ich auf getreu zu sein…“.