Die syrische Armee wird bekanntlich von Russland unterstützt, während die US-Politik logistisch kurdische Milizen wie auch diverse Rebellengruppen ausstattet. Beide Kräfte sind sich jedoch in einem Punkt einig, dass Daesh (IS) keinen Platz in Syrien haben darf. So wirkten beide Parteien auf ihre Verbündeten ein, um eine Waffenruhe zu erreichen, welche schließlich am 09. Juli 2017 in Kraft trat. Das Abkommen beinhaltet die Waffenruhe in den Gouvernements Quneitra, as-Suwaida und Daraa.
Um kurz auf diese Gebiete einzugehen. Quneitra liegt an der Grenze zum von Israel völkerrechtswidrig besetzten Gebiet. Hier unterstützt der Judenstaat kleinere Rebellengruppen, wie wir berichteten (siehe hierzu: Kampf um ar-Raqqa). Die Gruppe Fursan-al-Joulan erhält etwa 5.000 Dollar monatlich, sowie medizinische und taktische Unterstützung. Daraa ist eine besonders umkämpfte Region in der neben der syrischen Armee auch Daesh, Tahrir al-Sham (al-Quaida) und FSA Stellungen haben. Insbesondere die Stadt Daraa wird Viertel um Viertel hart umkämpft und immer wieder kam es zu schweren Luftangriffen der russischen Luftwaffe. As-Suwaida wurde zuletzt als Einfallstor für US-gestützte FSA-Einheiten genutzt und wurde daher immer wieder Ziel von erbitterten Angriffen der syrischen Armee. Alle drei Gebiete liegen in Südsyrien.
Dass der Iran allgemein als Angstgegner Israels gilt und treuer Verbündeter der syrischen Führung ist, dürfte weitreichend bekannt sein. So fürchtet nun Israel, dass aufgrund der Waffenruhe der iranische Einfluss in Syrien stärker werden könnte. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Liebermann schlug dahin gehend einen harten Ton an: „Iran verwandelt heute ganz Syrien, darunter auch den Süden, in einen Platzdarm für Handlungen gegen Israel. Wir werden das unter keinen Umständen dulden und werden darauf bestehen, dass Iran aus Syrien verschwindet“. Wieder einmal fühlt sich Israel als Besatzer im Nahen Osten bedroht und holt zum Schlag aus. Wenn den Worten des Verteidigungsministers Taten folgen, wird die Waffenruhe in Syrien dadurch imens bedroht.
Der Kampf gegen Daesh geht voran
Unterdessen gehen die Fortschritte im Kampf gegen Daesh in unverminderter Härte und mit hohem Tempo weiter. Aus dem Gouvernement Aleppo ist Daesh nahezu vollständig vertrieben. Die Region Homs wird nun zum größten Teil von der syrischen Armee kontrolliert. Der Fortschritt in östlicher Richtung ist so weit gediehen, dass nun auch der Distrikt Deir ez-Zor aus Westen kommend betreten wurde. Fortschritte erzielten auch die hier eingekesselten Truppen, die sich ein Stück weit freikämpfen konnten, auch wenn Vereinigungen der Truppenteile auf dem Flughafen und dem Stadtgebiet noch nicht vollzogen sind. Die Stadt ar-Raqqa ist komplett von US-unterstützten kurdischen Truppen umstellt, die in zähen Kämpfen Stadtteil um Stadtteil erkämpfen. In einer Sichelbewegung zielen Truppen aus den Regionen Aleppo und Ar-Raqqa sowie im Süden aus der Gegend um Palmyra kommend auf die nächste größere von Daesh kontrollierte Stadt – as-Suknah – zu.
Zahlreiche Flüchtlinge kehren zurück in die Heimat
Angesichts der äußerst günstigen Entwicklung wagen sich auch viele in die Nachbarländer geflüchtete Menschen zurück in ihre Heimat. Laut UNHCR kehrten in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits 440.000 Syrer zurück. Schwerpunkte waren hierbei die Regionen Aleppo, Hama, Homs und Damaskus, die überwiegend von regierungstreuen Truppen gehalten werden. In den BRD-Medien wird diese Rückkehrerwelle weitestgehend verschwiegen. Es passt auch nicht in das Konzept der Berichterstattung. Diese Tendenz belegt nämlich deutlich, dass unzählige Syrer aufgrund islamistischer Rebellen die Flucht ergriffen und nicht wie hier berichtet vor ihrer Regierung.
In einem Interview mit dem australischen Fernsehsender SBS bestätigte der syrische Präsident Baschar al-Assad dies. Die meisten Syrer hätten ihr Land nicht aus Feindschaft gegenüber seiner Regierung, sondern aus Furcht vor dem islamistischen Terror verlassen. So äußerte er des Weiteren:
„Es gibt etwas, was noch humanitärer ist und weniger kostet – nämlich ihnen zu helfen, in ihrem Land zu bleiben; ihnen zu helfen, zurückzukehren, indem man hilft, die Stabilität in Syrien wiederherzustellen – und nicht Schutzschirme zur Unterstützung der Terroristen zu geben. Das ist, was die Flüchtlinge wollen: Sie wollen, dass die Regierungen im Westen entschiedene Aktionen unternehmen, gegen das, was Saudi-Arabien und andere westliche Staaten wie Frankreich und Großbritannien tun, nämlich Terroristen zu unterstützen, damit diese die syrische Regierung stürzen. Wenn das nicht geschehen wäre, hätte die Flüchtlinge Syrien nicht verlassen. Sie haben das Land nicht verlassen, weil sie für oder gegen die Regierung sind. Sie sind geflüchtet, weil es sehr schwierig ist, heute in Syrien zu leben.“
Zudem führte er aus, dass viele Fachkräfte benötigt werden, um den Wiederaufbau des Landes zu ermöglichen. Es ist also höchste Zeit, dass seinen syrischen Landsleuten eine schnelle Heimkehr auch aus Europa ermöglicht wird, damit diese dort für eine Zukunft sorgen. Für eine schnelle Beendigung der Kriegszustände und eine schnelle Rückkehr der Syrer sollte sich die Politik in unserem Land einsetzen, nicht für einen weiteren Zustrom und der zunehmenden Lockerung der Ausländergesetze.