Beworben und organisiert wurde das Konzert von dem ukrainischen NSBM-Versandhandel „militant zone“, der mitten in Kiew in der Nähe des zentralen Maidanplatzes ein Geschäft unterhält und sich vor allem vom Grad der Professionalität bei der medialen Inszenierung und des angebotenen Sortiments stark von dem Meisten abhebt, was die nationale Musikszene in der BRD zu bieten hat. „Militant Zone“ arbeitet eng mit der in Russland verbotenen und in der Ukraine im Exil weiter bestehenden Organisation „Wotanjugend“ zusammen. Dazu kommt, dass die Musik und Musikveranstaltungen viel enger mit dem politischen Kampf verbunden sind, als es hierzulande meist der Fall ist. Das spiegelt sich nicht nur bei dem Umgang mit Geldern wieder, sondern auch in der Personalüberschneidungen von Musikgruppen und Konzertveranstaltern mit politischen Organisationen, insbesondere mit der Azov-Bewegung.
Schon am Freitagabend, vor der eigentlichen Veranstaltung, konnten die Organisatoren ihr Talent für ihre propagandistische Professionalität unter Beweis stellen. Über 450 Gäste aus ganz Europa versammelten sich im zentralen Kino der Stadt, um das neu erscheinende Musikvideo der französischen Hooligan Black Metal-Band „Peste Noire“ zum Titel „Le dernier putsch“ (der letzte Putsch), der bei seinem Erscheinen Anfang 2016 eigens der nationalsozialistischen Asow-Unterstützergruppe „Misanthropic Division“ gewidmet wurde, zu sehen. Das Video selbst entstand durch die Zusammenarbeit der Franzosen mit der russischen Band „M8l8th“, die sich mittlerweile ebenfalls in der Ukraine befindet, und „militant zone“. Schon im Vorfeld wurde das Projekt durch aufwendig gestaltete Plakate beworben, die durch offizielle Werbetafeln mitten in der Stadt verbreitet werden konnten.
Auch die Kinovorstellung selbst stellte sich als ein bisweilen einzigartiges Schauspiel heraus. Zum ersten Mal konnte auf der Großleinwand eines zentralen Kinos in einer europäischen Hauptstadt ein hochprofessionell verarbeitetes Musikvideo einer als NSBM deklarierten Band gezeigt werden, ohne dass auch nur ein einziger linker „Gegendemonstrant“ auf den Plan gerufen wurde oder auch nur eine einzige sich in Empörung steigernde Gutmenschenstimme zu hören war. Auch war kein Polizeiaufgebot von Nöten, um diese Veranstaltung zu „schützen“ bzw. deren Gäste zu durchsuchen und zu schikanieren. Gleiches galt natürlich auch für das Hauptspektakel, das „Asgardsrei-Fest“ einen Tag später.
Sinnbildlich für den lockeren Umgang mit einer Musikszene, die in Westeuropa als politisch inkorrekt und gesellschaftlich unerwünscht gebrandmarkt wird, ist auch die Wahl des Veranstaltungsortes zu bewerten. Anstatt, wie hierzulande üblich, sich mit einer abgelegenen und abgeschirmten Hinterhofhalle zufrieden zu geben, fand das Asgardsrei-Fest im renommierten Sentrum-Club statt, der zentral in der Innenstadt von Kiew gelegen ist und auch sonst für Konzerte aller Couleur genutzt wird. So ergab sich das für einen aus unserem Land stammenden Besucher sehr ungewohnte Bild von NSBM-Fans, die sich mitten unter das Nachtleben der übrigen Bevölkerung in Kiew mischten, ohne dass es dabei zu Reibereien gekommen ist oder jemand daran Anstoß genommen hat. Sehr makaber mutet an dieser Stelle auch die Tatsache an, dass sich der Club genau gegenüber der bekannten Kiewer Brodsky-Synagoge befindet und damit auch die Veranstaltung in unmittelbaren Blickkontakt zum jüdischen Gotteshaus stattfinden konnte. Auch hier bietet sich das Gedankenspiel an, sich einmal vorzustellen, welch ein Sturm der Entrüstung losbrechen würde, wenn man in der BRD nur einen Steinwurf von einer Synagoge entfernt, ein Rechtsrock-Festival oder eine nationale Versammlung abhalten würde. In der Vergangenheit reichte ja für gewöhnlich allein schon das Hängen eines nationalpolitischen Wahlplakates in der Nähe einer Synagoge aus, damit sich die Vertreter der talmudischen Religion mitsamt ihrer bundesdeutschen Lakaien provoziert fühlten.
Zum Abschluss des Asgardsrei-Wochenendes wurde am darauffolgenden Tage durch die Kameraden der paneuropäischen „Reconquista“-Bewegung vor Ort schließlich die bereits zum zweiten Mal stattfindende „Pact of steel“-Konferenz anberaumt, durch die die Besucher sich auch als interaktive Teilnehmer einem intellektuellen Anspruch hingeben konnten. Auf der Tagesordnung standen dabei Punkte wie Straßenkampf und Selbstverteidigung in Übereinstimmung mit europäischer Ehre, Musik und Natur als Revolte gegen die moderne Welt, vor allem bezogen auf den Black Metal als Vehikel metaphysischer Botschaften und die Mythologie der europäischen Reconquista. Leider kann der Verfasser keine Auskünfte über dieses sicherlich auch sehr erlebniswerte Ereignis erteilen, da die Heimreise bereits in den sonntäglichen Nachmittagsstunden angetreten werden musste.
Als Fazit verbleibt ein durchweg positiver Eindruck eines musikalisch unterlegten Reisewochenendes, das in der BRD seinesgleichen suchen würde und der Stilrichtung des Black Metal seinen Anspruch als anti-moderne und politisch inkorrekte Kunstform zurückgibt. Ob man dabei selber ein Anhänger dieser musikalischen Richtung sein wird, die zweifelsohne eher Geschmackssache ist, bleibt jedem selbst zu überlassen.