Dobrindts „konservative Gegenrevolution“

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Ihre Mäntel schwarz und vom Dreck des Niemandslands verkrustet, kalte entschlossene Augen, eingerahmt von abgenutzten Stahlhelmen, in den Händen das Gewehr. Im Gleichschritt marschieren sie durch die Straßen, treten die Türen der Redaktionen, Gewerkschaften und Parteibüros ein. Verräter nach Verräter werden aus ihren Löchern gezogen, an Mauern aufgereiht und ihrer gerechten Strafe übergeben. Über allem wehen die Farben des wahren Deutschland. Schwarz, Weiß und Rot.

Wenn man die Presseartikel in Reaktion auf Alexander Dobrindts (CSU) Essay „Wir brauchen eine bürgerlich-konservative Wende“ liest, könnte man meinen, diese Szenen würden sich gerade in Berlin abspielen.
Doch der Blick aus dem Fenster zeigt leider keine Freikorps, die Türen der Systempresse sind noch intakt, über den Reichstag weht noch Schwarz, Rot, Gold und das einzig Schwarze auf der Straße, von dem eine Gefahr ausgeht, sind immer noch Merkels Fachkräfte.

Billigen Populismus aus CSU-Kreisen kennt man, doch was Dobrindt schrieb, geht ein wenig weiter. Nicht nur griff er die Deutungshoheit, welche die Linke nach der 68er-Revolution etablieren konnte, an, sondern sprach sogar von einer Konterrevolution:

„Auf die linke Revolution der 68er und die Dominanz der Eliten muss eine konservative Revolution der Bürger folgen.Welt

„Konservative Revolution“, diese beiden Worte waren es, die für Schnappatmung und erboste Gegenartikel in den Redaktionen der BRD sorgten.
Während Dobrindts Erläuterungen zur 68er Bewegung und ihren Nachfolgern, von einigen Details einmal abgesehen, sogar sehr treffend sind, ist seine konservative Revolution jedoch ein Witz. Allein schon ihr das Wort „Bürger“ hinten anzustellen zeigt, wie revolutionär sein Konservatismus in Wirklichkeit ist. Wenn es eines gab, das die Kämpfer der konservativen Revolution verachteten, dann war es das spießige und feige Bürgertum der 20er Jahre. Dobrindts Unverständnis der konservativen Revolution endet jedoch nicht bei der Betitlung, sondern setzt sich in den sieben Eckpfeilern seiner Revolution fort. Diese sind:

  • Die Verteidigung der christlich-europäischen Leitkultur
  • Eine Balance aus Individualismus und Kollektivismus, mit der Familie als die wichtigste kollektive Einheit
    Heimat und Vaterland
  • Die europäische und abendländische Identität, welche er durch „Demokratie, Menschenrecht, Freiheit, Recht und die christlich-jüdische Glaubenstradition“ definiert.
  • Freiheit durch Eigenverantwortung
  • Sicherheit als Grundvoraussetzung für wahre Freiheit
  • Wohlstandsaufbruch durch offene Märkte. Die Globalisierung lehnt er nicht ab.

Allein schon der letzte Punkt macht klar, welcher Geist hier am Werke ist. Nicht nur ist „Wohlstand“ ein bürgerliches Ideal, für das die Vordenker der konservativen Revolution nur Spott und Verachtung übrig hatten, sondern überhaupt das Zeugnis eines materialistischen Weltbildes, etwas, das durch viele Vertreter der konservativen Revolution als eine Erscheinung des Niedergangs angesehen wurde. Es wird deutlich, dass in Dobrindts bürgerlich-konservativer Revolution das Bürgerliche überwiegt.
Ohnehin vermisst man einige der wichtigsten Kernideen, nicht nur der konservativen Revolution, sondern rechten politischen Denkens überhaupt. Mit keinem einzigen Wort erwähnt Dobrindt das Ideal der „Pflicht“, eine Kritik der modernen Massengesellschaft fehlt vollends und selbst das hierarchische Weltbild, die fundamentale Sicht auf die Welt, die Rechts von Links unterscheidet, wird, wenn überhaupt, nur in einem Nebensatz gestreift.
Selbst beim Thema „Heimat und Vaterland“ versagt Dobrindt auf ganzer Linie darin, den Geist Jüngers oder Ernst von Salomons zu erfassen. Er schreibt:

Heimat und Vaterland sind Wurzeln unserer Identität. Wir lieben unsere bayerische Heimat, wir sind deutsche Patrioten.

So weit, so gut, doch dann listet er auf, was ihm als Patrioten am Herzen liegt:

Deshalb wenden wir uns gegen all diejenigen, die sich als „Antipatrioten“ bezeichnen, die das Schwenken von Deutschlandfahnen verbieten wollen, die Trachten und Brauchtum verunglimpfen und die die Existenz der deutschen Kultur infrage stellen. Das Gegenteil ist richtig. Wir sind stolz auf unsere deutsche Kultur. Wir sind Bayern und Hanseaten, Sachsen und Saarländer, wir sind Deutsche. Und wir sind es stolz und gerne.

Weiter schreibt er:

Wenn wir unsere Volksfeste feiern, wenn wir gemeinsam mit der Fußballnationalmannschaft fiebern oder wir die Bilder vom 9. November 1989 im Fernsehen sehen, dann spüren wir, dass wir zusammengehören, dass wir eine gemeinsame Kultur und Geschichte haben, dass wir die Zukunft zusammen gestalten wollen. Dieses Nationalgefühl verbindet alle Gruppen unserer Gesellschaft und ist ein Geschenk für unser Land.

Das Schwenken von Fahnen, Trachten und Fußball, das ist für Dobrindt Deutschland, das will er verteidigen, einen Haufen oberflächlichen Pomp. Das, von dem Dobrindt redet, ist nichts als stumpfsinniger „Hurra“-Patriotismus, etwas, das die in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges geformten Denker der konservativen Revolution zu verachten begannen, als die Realität des Krieges ihnen zeigte, was es wirklich bedeutet, Patriot zu sein. Patriotismus bedeutete für sie nicht schreiend ein Tor zu bejubeln, sondern in größter Not und Entbehrung seine Pflicht zu tun. Sie kämpften weder für Trachten noch für Volksfeste, sondern für den Kameraden an ihrer Seite und das hohe Ideal der deutschen Nation.
Dass Dobrindt bei allem Gerede von Deutschland mit keinem Wort das Volk erwähnt, ist ebenfalls zu erwähnen, auch wenn dies niemanden überraschen sollte.

Trotz des diesmal doch sehr beachtlichen Pressewirbels sind Dobrindts Worte von einer „konservative Revolution der Bürger“ kaum mehr, als die übliche kalkulierte Provokation der CSU, wenn Wahlen anstehen, so wie bald in Bayern. Wie üblich werden nach der Wahl auf die großen Worte keine Taten folgen, und selbst wenn er es ernst meinen würde, wie will er seine Revolution erkämpfen?

Die Anarchisten des schwarzen Blocks werden ganz sicher nicht freiwillig die Knüppel aus der Hand legen und aufgeben. Professoren und Dozenten werden nicht einfach so ihren geliebten Marx gegen Nietzsche tauschen. Wer Deutschland aus der Hand linker Eliten befreien will, wird es ihnen entreißen müssen. Dafür braucht es Soldaten und Soldaten brauchen Ideen.

Wer sollen Dobrindts Soldaten sein? Stammtischpatrioten aus der nächsten Dorfkneipe oder gar das Bürgertum? Welche Ideen will er dem neomarxistischen Weltbild entgegenstellen, für welche Ideale sollen seine Soldaten in den Kampf ziehen und Opfer bringen? Glaubt er, irgendjemand wird sich dem roten Mob entgegenstellen, um bei der WM mit einer Fahne wedeln zu dürfen?

Dobrindts Revolution ist von Anbeginn zum Scheitern verurteilt, weil der Konservatismus der BRD, wenn man ihn überhaupt so nennen will, keine Alternative zum linken Weltbild aufzeigen kann. Er ist nicht in der Lage, lebendige Ideen zu schaffen, die die Jugend inspirieren, denn er ist innerlich schon lange tot, wenn er überhaupt jemals lebte.

Seine Unfähigkeit Werte wie Vaterland, Familie oder Heimat mit positiven Inhalten zu füllen und sein Versagen darin, der Lüge der Gleichheit eine eigene Weltanschauung entgegenstellen, waren es, die es der 68er-Generation überhaupt erlaubte, die Deutungshoheit in diesem Land zu übernehmen und den Konservatismus zum senilen Opa dieser Republik zu degradieren. Dobrindt wird daran nichts ändern. Auch er wird die Asche anbeten, anstatt das Feuer weiterzugeben. Um mit Ernst Jünger einen der bedeutendsten Vertreter des „neuen Nationalismus“ der Zwischenkriegs-zeit zu Wort kommen zu lassen:

Weil wir die echten, wahren und unerbittlichen Feinde des Bürgers sind, macht uns seine Verwesung Spaß.

Es zeigt sich, dass Dobrindts Begriffsnutzung wahlweise seine völlige Unkenntnis oder aber pure Schaumschlägerei offenbart. Seit nahezu 70 Jahren war und ist die Partei Dobrindts Teil der meisten Regierungen dieser Republik, sie hat das deutsche Volk ein um das andere Mal verraten und verkauft. Wir haben nicht verdrängt, dass unter Angelika Merkel, der Vorsitzenden der CDU, die Grenzen in nie bekannter Weise geöffnet wurden und Millionen kultur- und artfremde Ausländer in unsere Heimat gelassen wurden. Wir haben nicht vergessen, wieviele Verbote von nationalen Organisationen, wieviele Hausdurchsuchungen und Schlagstockeinsätze auf das Konto der Unionsparteien und ihren führenden Speichellecker gehen. Keiner, der etwa den Einsatz von Wasserwerfern und Tränengasgranaten im, von der CDU regierten Sachsen, 2016 gegen die deutsche Jugend erlebt hat, wird auf diese Nebelkerzen hereinfallen. Und vor allem haben wir keinen einzigen Verrat, kein einziges Verbrechen und keine einzige Schikane vergessen. Die deutsche Revolution wird nicht mit der CSU und dem feigen Spießbürger zusammen erkämpft, sondern gegen sie; und diese Revolution marschiert mit uns!

1 Kommentar

  • Kameradinnen und Kameraden, Landsleute! Ich gehe 99 % mit Eurem Weltbild konform.Nur Eines hat mich geärgert: Warum schreibt Ihr so abfällig über „Stammtischpatrioten“, „Spießertum“ „feiges Bürgertum“ etc… pp. Was habt Ihr dagegen, wenn sich junge Familien ein Häuschen bauen oder ETW,wenn sie einfach in Frieden und bescheidenen(!) Wohlstand leben wollen? Gut, natürlich wird Feigheit irgendwann bestraft.
    Dann Eure Abfälligkeit gegenüber „Dorfkneipen“. Ich will Euch mal was sagen: Ich lebe in einen kleinen Dorf, halte als Landesvorsitzender einer kleinen Partei pol.Veranstaltungen ab………..wo???? in einer „Dorfkneipe“,weil da „meine Leut sind“,wo die Wirtsleute keine Angst haben vor Repressalien des „Systems“. Natürlich: Jede Stimme muß erkämpft werden,aber jede Stimme ist soviel wert wie 100 Stimmen für die „vereinigte VV-Parteien“. Von meinen knapp 3000 Wählern bei der BTWahl 2017 kenn ich die Meisten.Darauf bin ich stolz. Hier soll man die Stimmen nicht zählen sondern wägen. Ich tue meine Pflicht als aufrechter Deutscher,mehr nicht. Trotzdem: mit patriotischem Gruss

    ewald ehrl 21.01.2018
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