Eines hätte man durch die Zeit des sogenannten Gigantonismus doch lernen können. Der städtische Raum, sprich die Urbanisierung, wurde vor über 70 Jahren schon als Faktum erkannt. Das Anwachsen der Großstädte und die Ausweitung von Ballungsgebieten stand damals nicht einmal zur Debatte. Es war völlig offenkundig und eben aus dem Anerkennen dieses einfachen Faktes, wurde städtebautechnisch gedacht und gehandelt.
In der kurzen Zeitspanne, die bis zum letzten Kriegsausbruch blieb, wurde geplant, entworfen und entwickelt wie kein zweites Mal in der deutschen Geschichte. Aus der Not und der Zwangslage heraus Veränderungen einleiten zu müssen und mit dem demokratischen Sieg ab 1933 wurde ein Klima der Gedankenschranken im Bautechnischen vollends durchbrochen. Es ging nicht um die Frage, wie etwas entstehen soll, sondern was.
Die Visionäre, Freidenker samt den Ingenieuren konnten ihren Gedanken freien Lauf lassen und fernab bekannter Wege planen. Natürlich spielte die Finanzierung ebenfalls eine Rolle, doch wurde dieses in dem Licht des Nutzens für das deutsche Volk betrachtet. Hätte man damals so geplant wie es heute der Zeitgeist tut, so hätte man vermutlich noch nicht einmal eine Autobahn von etwa 100 Kilometern verwirklicht. Auch wenn der Plan der deutschen Autobahn nicht auf die Nationalsozialisten zurückzuführen ist, wie es heute gerne behauptet wird, so ist die Umsetzung dieser in eben diese Zeitspanne gefallen.
Wenn wir nun heute lesen müssen, dass Thüringen jeden Tag 12 Fußballfelder zubetonieren lässt und bebaute Flächen schafft, so fragt man sich schon:
Wo sind die Visionäre?
Wo findet man die Städtebauer, die für die Zukunft bauen?
Welche Entwicklung fand in den letzten 25 Jahren statt, die es heute zulässt, dass heute noch neue Flächen erschlossen werden müssen?
Hätte man nicht spätestens nach dem Teilzusammenschluss Deutschlands im Jahre 1989 zumindest einen kurzen Moment innehalten müssen, um für die Zukunft zu planen?
Gerade der Mauerfall hat eines deutlich gezeigt, die westliche Welt lebt nicht mit dem Gedanken an morgen, sondern existiert im Hier und Jetzt. Ansonsten wären die Milliarden für den „Aufbau Ost“ in Weiterentwicklung gesteckt worden und nicht in das Wiederherstellen des Status quo, sprich dem Aktualisieren auf das damalige Westniveau bzw. BRD Standard.
Vor über 25 Jahren hätte man die Weichen stellen müssen, um Städte zu erschaffen, die zukunftsfähig saniert werden. Heute wissen wir, dass schon alleine die Goldgräberstimmung des Kapitals aus der BRD eher damit beschäftigt war, sogenanntes Betongold zu erwerben und sich alle brauchbaren Immobilien einzuverleiben. Nicht wenige dieser Brachen verschandeln heute das Erscheinungsbild und verfallen seit dem damaligen Kauf. Gewerbeobjekte und Fabriken die damals den Besitzer wechselten und dem zumeist daraus resultierenden Bankrott der Firma sind heute wohl die größten und auffallendesten Projekte des kapitalistischen Wiederaufbaues in Mitteldeutschland.
Gerade aktuell wird in Thüringen von herrenlosen Immobilien berichtet und den kommunalen Belastungen, die aus dem Verfall eben dieser Objekte resultieren.
Straßensperrungen, Sicherungsmaßnahmen und Abriss sind keine Seltenheit. Zumeist stehen hier typisch für die bekannte Bürokratie die Rechtslage und die daraus resultierenden Verordnungen im Weg, kann man eben nicht so einfach enteignen. Fraglich ist hier freilich, wenn kein Eigentümer ansprechbar ist oder gar vermerkt ist, so dürfte das Enteignen nicht einmal irgendwelche Eigentumsrechte verletzen. Aber dass in der BRD das Recht und Gesetz dem Allgemeinwohl zuwider läuft, ist nichts Neues.
Die leeren Kassen der Kommunen sind ebenfalls ein Problem. Dadurch wird sicherlich so manche Enteignung, typisch des heutigen Zeitgeistes, auf die lange Bank geschoben, um die Folgekosten erst dann tragen zu müssen, wenn es eben nicht mehr anders geht. Die Denk- und Sichtweisen auf die Probleme sind hier das Problem. Statt Probleme zu lösen, werden sie verschleppt oder hinausgezögert. Sicherlich kann dadurch so mancher Bürgermeister eine schöne Statistik vorlegen und das Chaos ernten die nächsten.
Aber wir sehen es heute überall, Baustellenkräne am Stadtrand, die scheinbar aus der Stadt die Häuser in das Umland werfen. Wie ein Katapult des Mittelalters, werden mithilfe der Kräne neue Speckgürtel oder Gewerbegebiete erschaffen. Straßen, an denen sich die Containerhallen zu langen Schlangen reihen oder nette kleine Häuschen, die an einer Perlenkette aufgefädelt werden.
Vermutlich kann man heute schon, und in 100 Jahren noch mehr, Städte wie einen Baum an seinen Jahresringen auslesen können. Man wird wie die Wissenschaftler an diesen Jahresringen erkennen können, was war aktuell modern, was war aktuell die Finanzlage und worauf lag die Gewichtung der Bewohner. So hoch wie heute die Zäune und Hecken rund um die Einfamilienhäuser sind, kann man heute schon ablesen, dass der Mensch in der Stadt die Einsamkeit der Steppe entstehen lassen will.
Hätte man nun den Visionären gleich, aus der Not eine Tugend gemacht und Städte größer und mit einem gewissen Puffer geplant, so wäre zwar die Fläche ebenso verschwunden, nur hätte man einer Stadtmauer gleich eine Begrenzung gehabt, die es zu bebauen gilt. Man hätte einen Platz vorgegeben, der nicht überschritten werden darf und hätte die wertvolle deutsche Scholle bewusst ausgenutzt.
Wenn man sich in unserem Landkreis Saalfeld – Rudolstadt bewegt und sich einmal bewusst die Städte oder das Ballungsgebiet des „Saalebogens“, zu dem die Städte Bad Blankenburg, Saalfeld und Rudolstadt gehören, betrachtet, erkennt man die Problematik. Mit jedem Jahrzehnt wird die Stadt wachsen und neue Gewerbehallen oder Reihenhausperlenketten werden gebaut.
Wo soll das hinführen? Wie soll Thüringen speziell oder Deutschland allgemein in Jahrzehnten und Jahrhunderten aussehen?
Schlussendlich werden so Jahr um Jahr die Städte wachsen und rings herum das angrenzende Gebiet in sich aufnehmen, um es der Betonwüste zum Fraß vorzuwerfen. Sicherlich versucht man es schematisch in zusammenhängende und zusammenpassende Flächen einzuteilen, doch gibt es sie schon, die Ecken, wo Wohnhäuser das Gewerbegebiet umschlossen haben und wie auf einer Sklavenplantage der Wohnort im Vorhof der Arbeitsstätte liegt. Hier wird die Zeit zeigen, dass die geschaffenen Gewerbegebiete in den Städten einst abgetragen und zu Wohnraum umfunktioniert werden.
Die Gentrifizierung belegt es ja tagtäglich. Sind die zu erzielenden Mieten hoch genug, wird alles zu Mietraum verwandelt, was greifbar und möglich ist. Die Spekulation mit Wohnraum ist in den Ballungsgebieten in einem solchen Maße zum Alltag geworden, dass Bewerbungs-gespräche, Familienlebensläufe und ein regelrechtes Hofmachen um ein paar Quadratmeter über vermeintliche Schicksale entscheiden. Zugegeben, Menschen die dieses Spiel mitspielen, sind vollends in der kapitalistischen und selbstzerstörerischen Gedankenwelt angekommen. Doch sind eben sie mit Schuld an dem Verdrängen der angestammten Bevölkerung in den jeweiligen Vierteln.
Es bedarf nicht unserer Weltanschauung, um zu erkennen, was die Zukunft bringen mag. Entweder wir landen wieder in der Imageverteilung und dem Prestige, in welcher Häuserreihe die Wohnung liegt. Oder wir werden Städte erleben, in der es keine alt angestammten Einwohner gibt, sondern nur noch „hippe“ Bewohner, die nach Prestige zugezogen sind.
Nicht nur im Einzugsgebiet des Stützpunktes Thüringer Wald/Ost oder dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt oder gar Thüringen gibt es diese Probleme. Das gesamte Gebiet der BRD unterliegt diesem Problem und unser Vaterland mit seiner Lebensquelle Mutterboden erstickt von Tag zu Tag mehr am Beton und der geistlosen Bebauung.
Anstatt Gewerbegebiete zu stapeln und aus diesen Containerhallen mehrere Etagen zu konzipieren, bekommt jeder Betrieb für sich seinen Flecken Erde und besetzt wertvolle deutsche Scholle. Die Gier nach den daraus resultierenden Steuern steht über der Vernunft und daraus resultiert die Vernichtung von Natur, Ackerflächen und Lebensraum.
Schlimm genug, dass jede Straße, Eisenbahnlinie und jeder künstliche Wasserverlauf die Flora und Fauna tiefgreifend verletzt und ganze Arten in der Tierwelt vor den Exodus stellt, vernichten wir damit auch den Lebensraum und die Nahrungsquelle, die wir brauchen, um zu existieren.
Wenn wir nicht Beton fressen wollen, so müssen wir die deutsche Scholle wieder als Ackerland empfinden lernen. Sicherlich mag der Globalisierungfetischist jetzt argumentieren wollen, wir importieren unsere Lebensmittel und brauchen keine Ackerflächen.
Das stimmt zumindest in dem Maße, dass wir dadurch das Elend nicht sehen. Wenn man sich einmal mit dem geografischen Fußabdruck auseinandersetzt, stellt man recht schnell fest, dass wir unsere Nahrung auf dem Rücken anderer Länder und deren Natur, Boden und Infrastruktur erhalten. Also müsste es ein Anliegen aller Parteien sein, dass wir unsere Nahrung hier in unserer Heimat produzieren und nicht andere Länder an das ökonomische Schafott ausliefern.
Ob es die Monokultur, das Verwenden von Chemikalien zur Ertragssteigerung, sowie pflegeleichte Ernte oder das Ausbeuten von Arbeitern durch Großkonzerne in fremden Ländern ist. Alles sind handfeste Argumente für eine Landwirtschaft auf deutschem Boden. Gerade durch die aktuelle Dieseldiskussion, sollte auch der Punkt der Logistik ein Anliegen aller Natur- und Umweltaktivisten sein, um endlich in die Bresche zu springen und eine deutsche Landwirtschaft zu fordern und fördern.
Doch machen wir uns nichts vor, dazu sind sie zu feige und zum Großteil hängen sie in einer Ideologieschleife fest. Es wird ein langer Weg für uns werden, sie aus dieser herauszulösen. Eben diesen Ideologien, der Geistlosigkeit und dem Mangel an Verantwortung gegenüber kommenden Generationen, haben wir diesen Raubbau an der Natur zu verdanken. Der fehlende Rückhalt lässt das Aufkommen von Visionen schon im Keim ersticken. Ist der Druck des kapitalistischen Denkens und der Ausbeuterideologie zu stark.
Wir brauchen den Wandel. Die deutsche Heimaterde mit all seiner Kraft ist es, die uns schlussendlich wieder zu einem bewussten Leben im Einklang mit der Natur bringen wird. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass dieser Wandel eintrifft, bevor die Umkehr deutlich schmerzhafter als jetzt wird.
Unser Deutschland braucht die Freiheit von gestern, die Visionen für morgen und nicht die Trägheit von heute.
Die hier beschriebene visionäre Kraft der städtischen Entwicklung aus den 1920er bis in die 1940er Jahre hinein, kann man recht gut erahnen, wenn man sich unten stehendes Buch durchliest. Aber eines sei angemerkt, der intolerante, voreingenommene und nicht selbst denkende Mensch braucht sich dieses Werk gar nicht erst zu beschaffen. Auch wenn es nicht im Entferntesten um Politik oder ähnliches in dem Werk geht, so wird der unfreie Geist immer die Siegergeschichte im Hinterkopf behalten und ist dadurch gelähmt, auch einmal über den Tellerrand zu schauen.
Das was heute als Gigantismus im geistigen Giftschrank propagiert wird, war nichts anderes als das bewusste Entscheiden für kommende Generationen und die Denkweise, Probleme die wir heute lösen, sind zwar heute teuer, schwer und in seiner räumlichen Ausprägung zu groß, nur haben wir sie für morgen gelöst, bevor sie schwerer zu beseitigen sind. Es ist eben das Tragen der bewussten Entscheidung zur Tat und die daraus resultierende Verantwortlichkeit über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg.
„Ein anderer Hitler – Bericht eines Architekten“, Hermann Giesler, Druffel Verlag.
Hervorragende Zustandsbeschreibung.Bezüglich Bodenversiegelung,Flächenfrass etc. ist „Thüringen überall“.In „CSU-ien“ Bavaria seit Anfang der 70-er Jahre unisono.Die Flurbereinigung hat die natürliche Landschaft mehr oder weniger uniformiert. Bäche zugeschüttet,umgeleitet,dräniert und „dressiert“. Wildsträucher? Bachbegleitpflanzung (Erlen,Weiden usw.) ? Hinweg damit!! Die Wälder werden ausgeplündert,aus Profitgier Monokulturen gepflanzt ,die natürlich anfällig gegen Schädlinge (Borkenkäfer) oder Stürme sind.Der Boden versauert,keine Fruchtbarkeit.Anstatt daß man 90 % Laubmischwälder formt ( nicht nur Buche,Eiche,Ahorn oder Esche,sondern die Vielfalt nutzt).Begleitend mit Mammutbäumen,Douglasien,Tannen und Lärchen. Wo sind all die Streuobstwiesen mit den alten regionalen widerstandsfähigen Apfel-Birnen-Zwetschgen-Quitten-Kirschbäumen? Man hat früher Prämien gezahlt,um diese abzuholen. Wer pflanzt heutzutage noch einen Hochstamm? Wer pflanzt noch Hausbäume,einen Nussbaum,eine Akazie,eine Linde,eine Kastanie? Und wer kennt noch einen sog. Bauerngarten,der die Familie saisonal mit gesunden frischen Gemüse ernährt? Visionäre? Gibts genug -Siedlergemeinschaften,Ökodörfler,Individualisten etc.-, aber selbst der „OBERPROPHET und OBERVISIONÄR Dieter Wieland hat l e i d e r nix erreicht mit seinen Topographie-Sendungen.Leider. Den Leuten ist ein PS-starker Bolide,der Strand in der DomRep,das SchunkelFFWFest,die Fussball WM und anderes überflüssiges Gedöns einfach wichtiger. Abschließend noch Eines: Es gibt ein Tierschutzgesetz.Für was,wenn es nicht angewandt wird? Wieviel Schweine werden alljährlich auf den Müll geworfen? Bitte erkundigen. Überproduktion durch Bodenausbeutung und Vergiftung.Für was? Das,was heutzutage mit den Nutztieren abläuft,ist nix anderes als Tierquälerei!!! Und das wird subventioniert!Eine Schande ist das. Irgendwann schlägt die Natur erbarmungslos zurück -die ersten Anzeichen haben wir ja schon erlebt-.Und dann werden die Schlafschafe evtl. zum Denken kommen -aber nur evtl.-.