Am Samstag (3. März 2023) fand der alljährliche deutsche Vorentscheid statt, der bestimmen soll, welcher Beitrag für „uns“ in Liverpool die rechte untere Ecke der Punkteskala dieses Jahr zieren darf.
Und natürlich geht es um Vielfalt. Und um internationales Format – mehrfach in der Sendung wird betont, dass man doch endlich dieses nicht-greifbare Format hätte, was „uns“ doch jetzt endlich mal zumindest – ja was eigentlich?
Man schaue sich dafür die einzelnen Kontestanten nacheinander an: nachdem man das Auftaktblabla der eingeladenen „Promigäste“ unter anderem zwischen dem hochkarätigen – aber laut eigener Aussage übernächtigten – Herrn Silbereisen und Frau Schöneberger (dieses Mal zumindest in einer schwarzen Springerkombi (1), die nicht wie das Ergebnis des örtlichen Kindergartens aussieht) überlebt hat, geht es los mit „Trong“.
Der junge Mann vietnamesischer Abstammung wirft die ganze Tragik seiner Binationalität in die Wagschale, vom Vater, für den er singe bis zu den weiblichen Familienangehörigen im Publikum – auf dass sich der Zuschauer erbarme!
Gemäß Primäreffekt (2) lägen seine Chance dafür nicht allzu schlecht. Dieser arbeitet sich nun vor einer bonbonpinken Tunnelanimation (ein Schelm, wer an anderes dachte) durch seinen Song – auch da geht es darum, zu wagen, anders zu sein – natürlich nur im Rahmen des wohlbekannten vermeintlichen gesellschaftlichen Konsens.
Es folgen Aufgüsse vom niederländischen Gewinner von 2019 (Duncan Lawrence mit „Arcade“) gepaart mit depressiven britischen Solosängern.
Der einzige Beitrag, der es wagt, in deutsch zu singen, ist IKKE Hüftgold (wobei die – zwei – Ks dessen Namen auf der Bühne ein wenig an den Union Jack erinnern) – dieser wird aber in der europäischen „Juryvote“ mit gerade einmal 10 Punkten abgestraft (der Spitzenreiter hat 90), da helfen die 101 Punkte (insgesamt sind 368 zu vergeben) der Zuschauer auch nicht mehr.
An diesem Abend soll aber der Rezenzeffekt (3) zum Erfolg führen: nach der „Juryvote“ stehen die Herren der Verlorenen (oder Verplanten?) in rot „nur“ an fünfter Stelle mit weniger als der Hälfte der Punkte als der erstplatzierte Will Church („Hold On“).
Wie gut, dass gegen jede Eurovision-Tradition die Zuhörer-/Zuschauerabstimmung nicht mit der Bekanntgabe der „Juryvotes“ schließt, um einer eventuellen Beeinflussung den Riegel vorzuschieben – nein, wir befinden uns ja bei den Öffentlich-Rechtlichen! Die Herren in rot werden zwischendrin als erste interviewt, dürfen Lenas Gewinnersong von 2010 – „Satellite“ – covern; nun sollte es aber jedem klar sein, wer hier gewinnen wird!
Und das tun sie schlussendlich auch. Besonders auffällig ist da doch eine Textzeile aus dem Refrain: „We’re so happy we could die“ (wir sind so glücklich, dass wir sterben könnten). Da war doch was… ach ja! Bestimmte Antidepressiva, die vereinfacht gesagt ja „glücklich(er)“ machen sollen, haben als „Nebenwirkungen“ Suizidgedanken (4). Na dann.
Quellen:
(1) „Jumpsuit“ wird lt. Wikipedia derartig in Deutsch übersetzt
(2) Wikipedia-Autoren. (2005, 19. September). Primäreffekt. https://de.wikipedia.org/wiki/Prim%C3%A4reffekt
(3) Wikipedia-Autoren. (2005a, Juli 2). Rezenzeffekt. https://de.wikipedia.org/wiki/Rezenzeffekt
(4) N. (2019, 28. Januar). Antidepressiva können Suizidgedanken hervorrufen. NDR.de – Ratgeber – Gesundheit. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Antidepressiva-koennen-Suizidgedankenhervorrufen,depression238.html
Wurde das Motto „dance or die!“ nicht auch mal bei einer dieser „Loveparaden“ eingelöst?
Bei denen gibt es wenigstens wenig Zweifel, daß sie ihre … ähem … «Position» der Tatsache verdanken, immer mit den richtigen Männern Sex gehabt zu haben.
Fehlt nur noch der dicke Jürgen, dann ist das Gruselkabinett komplett.:D