Malerisch umrahmt von bewaldeten Hügeln liegt Neustadt am östlichen Rand des Landkreises Marburg-Biedenkopf inmitten Hessens. Das Wahrzeichen ist der 1480 aus den Resten einer Burg erbaute sogenannte Junker-Hansen-Turm, der als größter erhaltener Fachwerkrundbau der Welt gilt. Doch diese Sehenswürdigkeit dürfte wohl kaum bei den in Neustadt 600 ansässigen Asylanten für Interesse sorgen. Schon eher die mehr oder weniger hochwertigen Privatfahrzeuge der Neustädter haben zuletzt die Begierde der Neubürger geweckt.
Nach mehreren Autoaufbrüchen, 16 an der Zahl, in einem Neustädter Wohngebiet nahe einer Erstaufnahmeeinrichtung, will der dortige Bürgermeister Thomas Groll (CDU) nun knallharte Konsequenzen ziehen. Anwohner zeigen sich verunsichert. Der Flüchtlingsrat warnt vor Pauschalisierungen. Doch wie sieht die Problemlösung aus?
Den Bewohnern des angrenzenden Wohngebiets wurde ein Angebot gemacht. Wer sich eine Überwachungskamera zulege, werde von der Kommune mit 150 Euro unterstützt. Genial! Bürgermeister Groll spricht klare Worte. Er fordert konsequente Abschiebungen und die Prüfung einer nächtlichen Ausgangssperre von 22 bis 6 Uhr- Eine Forderung, die von Bürgern an ihn herangetragen worden sei. Letzteres ist, dies weiß auch Groll, seines Zeichens Jurist, rechtlich nicht möglich. Allerdings schreibt er in einem Brief an die Anwohner, daß es zwar Fachkräfte aus dem Ausland braucht, wir aber die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge nicht alle aufnehmen können.
Man wisse, daß es zu Frust führe, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammengepfercht würden und diese keine Beschäftigung hätten, redet zum Beispiel Timmo Scherenberg vom hessischen Flüchtlingsrat die Vorkommnisse schön. Daß einzelne Bewohner womöglich Straftaten begehen, dürfe nicht dazu führen, daß alle über 500 Asylanten in der Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung pauschal als kriminell gelten.
Wieviel Zuschüsse es noch für Stacheldraht, Wachschutz und Lenkradkralle gibt, ist derzeit nicht bekannt.