Nachdem zwei niederländische Agrarindustrieelle in der Gemeinde Birresborn im Kyltal in der Eifel mit dem Bau einer Eierfabrik für 330.000 Legehennen scheiterten, versuchen sie nun in der Nachbarverbandsgemeinde Cochem-Zell im Ort Eppenberg eine noch größere Hühnerfarm zu errichten. Diesmal soll die Hühnerfarm rund 480.000 Tiere fassen.
Auch diesmal stößt das Projekt vor allem bei Tierschützern und Anwohnern auf Widerstand. Aktuell befürwortet der Eppenberger Ortsbürgermeister Bernhard Brachtendorf weitgehend den Bau einer Hühnerfarm. Zwar sehe er die Massentierhaltung kritisch, aber immerhin wolle der Investor eine Million Euro in eine Anlage stecken, damit Anwohner nicht durch Gestank belästigt werden.
Artgerechte Tierhaltung statt Qualzucht
Sieht man den Werbetrailer der Hühnerhalter Smits aus dem niederländischen Gilze-Rijen, die auch in Niedersachsen Legehennenfarmen haben, so könnte man denken, nichts lieber als ein Huhn sein zu wollen. Zu netter Klaviermusik flattern schneeweiße Federbällchen unbeschwert durch den Stall oder schauen wachen Auges in die Kamera. Dieser Werbefilm sorgte auf einer Bürgerversammlung in Birresborn für Erstaunen: "Wir kennen aus der Massentierhaltung aber doch ganz andere Bilder", warf ein besorgter Bürger angesichts der Pläne der Niederländer ein.
Hühner in solchen Haltungssystemen erreichen lediglich eine Lebensalter von nur einem Jahr, 10% sind jedoch schon in diesem Zeitraum abgängig, dass heißt konkret, man hat es jährlich mit 30.000 Tierkadavern zu tun. Außerdem fallen in einer Anlage dieser Größenordnung jährlich ca. 7.000 t Hühnerkot an, die auf den Weiden und Äckern der Region, sowie über eine Biogasanlage „entsorgt” werden. Dies alles in einem hochsensiblen Naturraum.
Wegen der hohen Legeleistung dieser Hochleistungstiere (330 Eier pro Jahr), haben diese Tiere permanent Stress, besonders betroffen sind hier die Legeorgane, in der Folge einer immerwährenden Entzündung. Es kommt zu Knochenschwund (Entkalkung). Hierdurch entstehen, besonders beim Verladen der Tiere, Knochenbrüche. Tiere in einer solchen Massenhaltung sind natürlich besonders empfänglich für Infektionen und bedürfen daher einer hohen Gabe an Medikamenten.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht wären laut den Angaben des Geflügelhalterverbandes die Kosten der Produktion derzeit nicht gedeckt. Dies trotz billigster gentechnisch veränderter Futtermittel aus Übersee.
Dies alles hat nichts mehr mit traditioneller Landwirtschaft zu tun, sondern hier handelt es sich schlicht und ergreifend um industrielle Massentierhaltung. So gibt es bisher in ganz Rheinland-Pfalz nur rund 603.000 Legehennen in Betrieben mit mindestens 3.000 Haltungsplätzen (Stat. Landesamt RLP 2012). Diese Anlage alleine würde also den Legehennenbestand im Land um mehr als 50% erhöhen.
Was ist eigentlich "Massentierhaltung"? Das ist eine Tierhaltung, bei der zu viele Tiere in einem Stall bzw. in einer Anlage stehen, und zwar „zu viele“ aus folgenden Gründen:
1. weil wegen fehlenden Platzes und Auslaufs Tiere leiden, ihre artgemäßen Verhaltensweisen nicht ausüben können, sich darum gegenseitig verletzen und deshalb „vorbeugend“ ihre Schnabelspitzen oder Ringelschwänze kupiert (abgeschnitten) bekommen
2. weil der Seuchen- und Krankheitsdruck mit der Tierdichte massiv ansteigt und diese Haltung nur mit massiven Antibiotika-Gaben praktikabel ist – wodurch antibiotika-resistente MRSA- und ESBL-Keime entstehen, die – zusammen mit den krankenhausbürtigen Resistenzkeimen – die Wirksamkeit aller unserer noch wirksamen Antibiotika gefährden
3. weil ab einer bestimmten Tierzahl die Emissionen von Geruch, Bioaerosolen, Keimen und Ammoniak so stark werden, dass Anwohner und Umwelt belästigt und gefährdet werden und die Immobilienwerte der Anwohner gegen Null gehen
4. weil solche industriellen Anlagen jetzt oder zukünftig in der Hand großer Konzerne sind, die die mittelständisch-bäuerlichen Betriebe verdrängen.
Der Gesetzgeber sieht Risiken durch Immissionen ab folgenden Tierzahlen gegeben: 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 600 Rinder-, 15.000 Legehennen- und Puten- sowie 30.000 Masthühnerplätze.
Argumente gegen die Massentierhaltung
• Die artgerechte Haltung der Tiere ist trotz gesetzlicher Mindeststandards sehr fraglich.
• Die riesige Masse an Kot führt zu erheblichen Geruchsbelastungen vor Ort und zu Entsorgungsproblemen.
• Regelmäßiger Einsatz von Antibiotika in den Ställen fördert die Gefahr von Resistenzen.
• Die erheblichen Ammoniak-Emissionen führen zu einer starken Stickstoff-Belastung in der Umgebung. Empfindliche Pflanzenarten und Lebensräume (z.B. Wälder) werden dadurch langfristig vernichtet.
• Durch die extrem starke Automatisierung werden kaum Arbeitsplätze geschaffen und die wenigen liegen im Niedriglohnsektor.
Ziel der Partei Der III. Weg ist die Schaffung bzw. Wiederherstellung einer lebenswerten Umwelt, die Erhaltung und Entwicklung der biologischen Substanz des Volkes und die Förderung der Gesundheit.
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