Mariam Lau ist seit 2010 politische Korrespondentin bei der liberalen Wochenzeitung „Die Zeit“, zuvor war sie bei der linksalternativen „taz“ tätig. Der Vater von Lau stammt aus dem Iran. Auch der „Migrationshintergrund“ fehlt also nicht.
Umso erstaunlicher, was diese Journalistin in der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ geschrieben hat. „Unter Unmenschen-Verdacht“ heißt der Artikel, und es geht um die Flüchtlingsproblematik. In der vorigen „Zeit“-Ausgabe hatte eine Caterina Lobenstein den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer scharf angegriffen, weil dieser vom „massenhaften Asylmißbrauch durch Flüchtlinge vom Westbalkan“ sprach und „rigorose Maßnahmen“ dagegen forderte. Seehofer wurde daraufhin zum „Rausschmeißer“ und gnadenlosen Sozialdarwinisten erklärt.
Dieser „Rassisten“-Schelte tritt Mariam Lau deutlich entgegen. „Mir hat Seehofers Ton auch nicht gefallen“, schreibt sie, „aber daß unser Asylrecht der falsche Weg ist, um das Elend der osteuropäischen Roma zu beenden, ist offenkundig.“ Und sie wendet sich auch gleich gegen die Illusion vom aufnahmebereiten Arbeitsmarkt: „Viele sind dessen Anforderungen nicht gewachsen.“ Man traut seinen Ohren kaum, wie hier einfache Wahrheiten ausnahmsweise in die etablierte Presse vordringen.
Lau greift ihre gutmenschliche Kollegin an: „Caterina Lobensteins Leitartikel ließ nur einen Schluß zu: Es gibt kein Problem mit Flüchtlingen. Aber das ist nicht nur sachlich falsch. Es wirkt auch wie der Versuch, eine Diskussion zu beenden, die einem nicht paßt.“ Mariam Lau warnt davor, „fromme Wünsche als Realität zu verkaufen“, und sie weist auf die gewaltigen Kosten hin: „Derzeit stehen die vermuteten Kosten der Bundesländer für die Versorgung von Flüchtlingen bei sechs Milliarden Euro im Jahr, und dabei wird es nicht bleiben.“ Sie geht noch weiter: „Der deutsche Sozialstaat wird sich dieser neuen Situation anpassen müssen“, heißt es. Mit anderen Worten: Bei den Deutschen muß eingespart werden.
Einer „taz“- und „Zeit“-Journalistin kann das nur insofern Sorge machen, als irgendwann ein Stimmungswandel oder gar eine Gegenwehr von deutsche Seite zu befürchten ist: „Die Leute werden der Einwanderung kritischer gegenüberstehen.“ Nicht mehr so „freundlich und neugierig“, wie es derzeit der Fall sei. Um solchen Veränderungen vorzubeugen, meint Mariam Lau, dürfe man es mit der Flüchtlingsideologie nicht so schamlos übertreiben wie in dem Artikel der Kollegin. Oder wie sonst in den Medien, wo die pure Sentimentalität herrscht. „Probleme, die Flüchtlinge machen, muß man aussprechen dürfen“, lautet die Forderung. Derzeit darf man sie also nicht aussprechen: gut, daß wenigstens das von den Etablierten einmal festgestellt wird.