Da Adolf Hitler so herrlichen Humor verbreitet, haben sich die Leute vom Fernsehen wohl gedacht: Das machen wir mit Julius Cäsar und Napoleon auch! Resultat ist die neue Serie „Sketch History“, die Freitag, den 9. Oktober um 23 Uhr im ZDF erstmals ausgestrahlt wurde. „Unbefangen mit der Geschichte spielen“ lautet die Devise, Autor Chris Geletneky, der schon für „Ladykracher“ mit Anke Engelke arbeitete, nimmt sich die englischen Komiker Monty Python zum Vorbild. Mit „Das Leben des Brian“ drehten sie eine kultige Persiflage auf den Lebens- und Leidensweg von Jesus Christus.
In der ersten Folge von „Sketch History“ durfte man sich über die Mittelalter-Klischees amüsieren, wie sie in „Die Wanderhure“ oder „Die Pilgerin“ zelebriert werden. Das ist durchaus ein Thema für Satire. Und auch antike Größen haben ihre komischen Seiten. Das Problem ist nur: Die neue Sendung springt zwischen den Jahrhunderten hin und her und albert einfach so herum. Das erzeugt die verbreitete Beliebigkeit, und Beliebigkeit zerstört nicht nur Ideale, sie raubt uns auch das Lachen.
Witz funktioniert nur, wo Werte unterlaufen werden. Dazu müssen aber erst einmal Werte gelten. Deshalb funktioniert Hitler heute so gut als Satire – wie in „Er ist wieder da“, seit dem 8. Oktober im Kino. Weil er feste Werte vertritt, und weil der „bunten“ Gegenwart diese Werte noch bekannt sind – wenn auch als Negativ. Mit diesen Gegebenheiten kann man „spielen“. Auch bei Monty Python hat es funktioniert, weil Jesus und die christlichen Werte dem Zuschauer noch in den 1970er Jahren noch gut vertraut waren.
Sketch History „springt in nur 25 Minuten durch die Jahrtausende, Renaissance, Steinzeit, Mauerfall, Kennedy-Attentat, es geht hin und her, her und hin, in einem für deutsche Comedy beachtlichen Tempo“, so rühmt die „Süddeutsche Zeitung“. Dies sei „deutlich unterhaltsamer als die Wahrheit“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ läßt sich nicht so blenden: „Hier wird mit dem Holzhammer verulkt, was zum Kanon der Menschheitsgeschichte gehört. Der Aufwand ist beachtlich, ein wahres Kostüm- und Bildbearbeitungsfest.“ Doch die Pointen sind eher flau, Beispiel: „1962, das Jahr des Grauens: Kuba-Krise, Marilyn Monroe stirbt, und Campino wird geboren.“
Wer die Geschichte nicht (mehr) ernst nimmt, kann auch nicht darüber lachen. Hitler bleibt komisch, weil man immer ein bißchen fürchtet, oder hofft, daß er plötzlich ernst macht.