Karrierefördernd: Nazi-Jagd am Arbeitsplatz

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Das Thema „Rechtsextremismus am Arbeitsplatz“ ist uns nicht ganz neu. Denn mit diesem Vorwurf sind schon viele Kameraden Knall auf Fall entlassen worden. Egal ob es sich dabei um eine Supermarktkette, einen Handwerksbetrieb oder um eine Universität handelt: Wer als „Nazi“ erkannt wird, und hierzu genügt schon eine einmalige Teilnahme bei „Pegida“, hat wenig Möglichkeiten, sich gegen eine Entlassung zu wehren.

Die linksliberale „Süddeutsche Zeitung“ sieht beim Aufspüren und Aussortieren „rechtsextremer“ Kollegen allerdings noch Handlungsbedarf. In einem umfangreichen Beitrag im Wirtschaftsteil gibt sie ihren Lesern wertvolle Tipps zum erfolgreichen Denunzieren: „Was also können die aufmerksame Kollegin und der Arbeitgeber tun? Der erste Schritt ist immer, sich schlau zu machen. Welchen Hintergrund haben spezielle Gruppen und Organisationen? Woran erkenne ich rechtsradikale Symbole und Kleidung?“ Wer immer noch nicht von Thor Steinar & Co. gehört hat, kann sich an Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen wenden, er berät Betroffene und Unternehmen in Sachen „Nazijagd“.

Manchmal gibt es allerdings auch Gnade: „Wenn ein Mitarbeiter gar nicht genau wußte, was er da für eine Jacke anhat, geht eine Kündigung zu weit.“ Bleibt es aber nicht bei der Mode, sondern wird ein „ausländischer Mitarbeiter“ zu stark kritisiert, so droht eine außerordentliche Kündigung. Der ausländische Mitarbeiter wiederum hat ein gewisses Interesse daran, daß gegen ihn „gehetzt“ wird, dann kann es unter Umständen eine schöne Abfindung für ihn drin sein.

Sollte es in einem Unternehmen überhaupt keine „Nazis“ geben, so ist das kein Grund, sich mit anderen Themen wie etwa Umweltschutz zu beschäftigen. Vielmehr muß jedes Unternehmen sich „für Freiheit und Demokratie positionieren“, egal ob es sich um einen Baumarkt oder einen Hersteller von Tiernahrung handelt. VW in Sachsen veranstaltet z.B. Thementage für Auszubildende mit Diskussionen über „Neonazis“ und dem Besuch einer KZ-Gedenkstätte. Aber nicht nur Lehrlinge, auch Führungskräfte müssen sich der Gehirnwäsche unterziehen, wenn sie sich ihre weitere Karriere nicht verderben wollen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine Datenbank mit entsprechenden Initiativen zusammengestellt.

Sicher vor politischer Verfolgung am Arbeitsplatz kann offenbar nur der Selbständige sein: „Bei kleinen Unternehmen ohne Betriebsrat ist es nahezu unmöglich, sich gegen einen rechtsradikalen Chef zu wehren“, klagt die „Süddeutsche Zeitung“. „Da bleibt dann nur, sich einen anderen Job zu suchen.“ Davon können wir ein Lied singen. Allerdings dürfte es leichter sein, eine neue Anstellung zu finden, wenn man wegen „Rechtsextremismus“ gekündigt hat, als wenn man wegen des gleichen Delikts gekündigt wurde.

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