Asyl-Dolmetscherin: „Genug von den Lügen“

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Quelle: Screenshot von http://www.edition-nautilus.de/programm/belletristik/buch-978-3-89401-820-7.html

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Eine Frau indischer Abstammung arbeitet bei der Asylbehörde in Paris als Dolmetscherin. Eines Tages schlägt sie in der U-Bahn einen Migranten mit der Weinflasche nieder und kommt ins Gefängnis. Dort überlegt sie, auf welche Seite sie eigentlich steht, und blickt auf ihre Erfahrungen in der Behörde zurück.

Das ist ein Roman, aber ein sehr realistischer. Die Autorin Shumona Sinha ist selbst Inderin und arbeitet bei der Asylbehörde in Paris. Nach Erscheinen ihres Romans ist sie dort entlassen worden. Denn das Buch zerreißt das Lügengespinst um den Begriff „Asyl“. Beim überwiegenden Teil der Bewerber ist klar, daß es sich um Wirtschaftsflüchtlinge handelt. Trotzdem müssen die Beamten die ewig gleichen und unverschämt dünnen Geschichten anhören und prüfen. Während die Männer gebetsmühlenartig vorbringen, was ihnen die Schlepper eingebläut haben, verstricken sie sich in Widersprüche. Etwa wenn sie sich einer falschen Religionsgemeinschaft zuordnen. Verstärkt wird die Wut der Angestellten durch die kaum verhohlene Frauenverachtung. Die Bewerber akzeptieren die dienstliche Autorität der Beamtinnen nicht. Bei Sinha wachsen allmählich Wut und Haß auf die eigene Klientel. Das Profitieren von der Asyl-Industrie will sie nicht mehr mitmachen.

Der Titel des Buches, das gerade auf Deutsch erschienen ist, lautet „Erschlagt die Armen!“ Das Zitat kommt von dem französischen Dichter Charles Baudelaire. Es bedeutet, daß die Ursache für den massenhaften Asyl-Betrug in sozialer Ungleichheit liegen soll. Die dahinter verborgene natürliche Ungleichheit kann Shumona Sinha als Einwanderin nicht anerkennen. Sie bleibt bei der Hoffnung, daß man mit viel mehr Geld alles viel besser machen könnte. Das ist naiv. Doch wenn Betroffene die Verlogenheit der Asyl-Industrie erkennen und benennen und dafür ihren Arbeitsplatz riskieren, ist das schon viel. „Die Asylbehörde als Lügenfabrik“ kommentiert der „Spiegel“. Ohne Berufung auf eine Farbige würde das Magazin wohl nicht so deutliche Worte wagen.

Shumona Sinha: Erschlagt die Armen! Aus dem Französischen von Lena Müller. Edition Nautilus; 128 Seiten; 18 Euro.
 

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