Bei den letzten Landtagswahlen hat die Linke viele Stimmen an die AfD verloren. Es sind Geringverdiener, die nicht einsehen, weshalb immer die Einwanderer vom Staat unterstützt werden, statt Arbeitsplätze und bezahlbare Wohnungen für Deutsche zu schaffen. Während die meisten Linken den Verlust ihres Wählerpotentials noch nicht richtig begriffen haben, schlägt die Vorsitzende Sarah Wagenknecht schon seit einiger Zeit einen „linksnationalen“ Kurs ein.
So sprach sie mehrmals von „Kapazitätsgrenzen“ bei den Flüchtlingen und warnte vor „Parallelwelten“. Es nutze nichts, die AfD-Wähler in die rechtsextreme Ecke zu stellen, sagt sie, man müsse die Ängste und Sorgen der kleinen Leute ernst nehmen. Und Ausländer, die das Gastrecht mißbrauchen, müßten abgeschoben werden.
Ein Großteil der Linken zeigt sich verwundert über solche Äußerungen, aber der Aufstand gegen die Vorsitzende bleibt bisher aus. Vielleicht weil die Parteilinie „Offene Grenzen für alle“ an der Basis nicht mehr ankommt. „Viele glauben, man könne die Demokratie dadurch zurückgewinnen, daß die politische Entscheidungsebene der Wirtschaft folgt und sich ebenfalls globalisiert oder wenigstens europäisiert“, erklärt Wagenknecht, „aber das ist naiv.“ Denn: „Brüssel ist ein von Konzernlobbyisten gesteuerter Technokraten-Sumpf.“ Demokratie funktioniere nur, „in Räumen, die für die Menschen überschaubar sind“.
Müssen wir nun damit rechnen, daß die Linke mittelfristig zu einer nationalen Partei wird? Oder handelt es sich bei Wagenknechts Vorstoß nur um eine billige Masche, um Wähler zurückzugewinnen? Zur Erinnerung: von 1991 bis 2010 leitete sie die Kommunistische Plattform zunächst der PDS und dann der Linken. Wagenknecht fiel auch durch ihre Verehrung für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht auf. Bei denen war zwar Internationalismus angesagt, aber die multikulturellen Folgen hat man noch nicht vorausgesehen. Der stets adrett gekleideten und frisierten Wagenknecht geht das Völkergemisch – von der sozialen Bedeutung abgesehen – offenbar wider das Geschmacksempfinden. Daß die Mehrheit der Genossen von der gleichen Abneigung ergriffen wird, ist eher unwahrscheinlich. Die Linke besteht inzwischen zu großen Teilen aus „Gutmenschen“, und die echten Kommunisten sterben weg.