Zu dem Aktionswochenende unter dem Motto „Verzicht ist Verrat“ (siehe: Aktionswochenende „Deutschland ist größer als die BRD“) fanden auch in Mittelfranken vielfältige Aktionen statt. Bereits am 2. September 2016 fand in Nürnberg eine Saalveranstaltung statt, auf der das anstehende Wochenende und dessen Hintergründe vorgestellt wurden. Verschiedene Aktionsformen wurden besprochen und extra für das Wochenende angefertigtes Material an Interessierte ausgegeben.
Am Wochenende vom 10. bis zum 11. September gab es dann vielfältige und vor allem zahlreiche Aktionen über ein weites Gebiet verstreut. Über 24 Gedenkstätten, die an das schreckliche Schicksal der Heimatvertriebenen erinnern, wurden von Aktivisten besucht. Teilweise wurden klassische Gedenken durchgeführt und die Gedenkstätten bei Bedarf gereinigt. Andere Gruppen entschieden sich für offensivere und kreative Aktionen. Mittels Bannern wurde auf das Schicksal der Heimatvertrieben aufmerksam gemacht.
Mancherorts wiesen auch Kreidemalereien auf die gewaltvolle Vertreibung hin. Bei Flugblattverteilungen und in Bürgergesprächen schlug den beteiligten Aktivisten durchweg Zustimmung entgegen. Besonders am Sonnabend wo an einzelnen Gedenkstätten, wie in Oberasbach oder Zirndorf mehr Publikumsverkehr vorherrschte, schlossen sich Passanten spontan an und lauschten respektvoll den Reden und vorgetragenen Gedichten.
Die Aktionen an beiden Tagen zogen sich teilweise bis in die Dämmerung hinein. Einzelne Gedenken hatten somit auch einen äußerst emotionalen Charakter. So zum Beispiel als im Fackelschein vor dem Denkmal an der Veitskirche, die hoch über Veitsbronn thront, eine Aktivistin gekonnt das Gedicht des Lehrers Hankowiak aus Briesen vortrug:
Mir kommt es öfter in den Sinn,
Ob ich nicht schon gestorben bin?
Denn meine ganze Flüchtlingsnot
Gleicht sie nicht wirklich ganz den Tod?
In meinem Haus ein andrer lebt,
Der jetzt mein Glas zum Munde hebt,
Der Andre baut mein Gartenland,
Er trägt dabei wohl mein Gewand.
Und wenn er Feierabend macht,
Greift er nach meinem Buche sacht,
Das vorher wir mal hat gehört,
Auf meinem Kissen ungestört.
Wird später betten er sein Haupt,
Und spürts nicht, daß er mirs geraubt,
Ich aber steh mit leerer Hand,
Als alter Mann in fremden Land.
Im Herzen brennt das Heimatweh
Wenn ich so durch die Fluren geh
Und immer grübel her und hinn
Ob ich wohl doch gestorben bin.
Von Hankowiak,
Lehrer aus Briesen, Kr. Brieg
An anderen Gedenkstätten, wie dem Vertriebenenehrenmal am Streckerplatz in Forchheim musste ordentlich Hand angelegt werden. Das Denkmal befand sich in einem erbärmlichen Zustand, umwuchert von Unkraut, vermüllt und beklebt, mussten die Aktivisten hier einige Zeit in die Reinigung investieren.
Insgesamt wurden Aktionen an über 24 Denkmälern durchgeführt, unter anderem in Adelsdorf, Ansbach, Cadolzburg, Erlangen, Forchheim, Herzogenaurach, Leinburg, Langenzenn, Niederndorf, Neuendettelsau, Nürnberg-Eibach, Rückersdorf, Röthenbach, Sachsen bei Ansbach, Veitsbronn, Weißenburg , und Wolfram-Eschenbach, und Zirndorf.