Jungautorenwettbewerb: Deutsche Studenten in Schlesien

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Dieses Jahr stand der Jungautorenwettbewerbunter dem Thema der verloren gegangenen Gebiete des deutschen Volkes, da diese nicht nur über Jahrhunderte die deutsche Kultur und generell das ganze Deutschtum maßgeblich mit geprägt haben, sondern auch weil der Jungautorenwettbewerb  mit der Kampagne „Deutschland ist größer als die BRD“ verknüpft sein wird. Bei unserer Redaktion gingen in den letzten Wochen viele qualitativ hochwertige Texte, Gedichte und Erlebnisberichte ein, die wir nun Stück für Stück in den nächsten Tagen veröffentlichen werden. Der folgende Text ist einer davon.

Deutsche Studenten in Schlesien

Schlesien. Sehnsucht und Heimat vieler Deutscher. Auch heute noch. Einst Kornkammer und wichtiges Industriegebiet wurde es nach dem zweiten Weltkrieg vom Rest- oder Rumpfdeutschland, der heutigen BRD getrennt. Millionen seiner Einwohner vertrieben oder ermordet. Heute versuchen einige mindere Geister dies auch mit der Behauptung zu untermauern, daß Schlesien ja eigentlich immer polnisch oder besser slawisch gewesen wäre. Lange bevor es deutsch wurde. Diesen Ignoranten kann man nur raten, einmal Geschichte gesamthaft zu lernen und nicht nur Ausschnitte zu betrachten, die einem grade gelegen kommen. Ja, natürlich war Schlesien zunächst polnisch/slawisch geprägt in seiner Frühzeit. Aber bereits 1146 suchte der schlesische Herzog Władysław II. Zuflucht bei seinem Schwager, dem römisch-deutschen König Konrad III. Und unterstellte das Herzogtum Schlesien dem Heilligen römischen Reich deutscher Nation.

Bald darauf kamen immer mehr deutsche Siedler nach Schlesien. Besonders nachdem durch den Einfall der Mongolen 1241 die Bevölkerung Schlesiens auf 1/5 dezimiert worden war, erfolgte die deutsche Besiedlung auf breiter Basis. Die Siedler, die aus vielen Teilen des Reiches kamen, gründeten nach heutigem Stand über 100 Städte und 1200 Dörfer. Die verbliebenen slawischen Siedlungen passten sich großteils rechtlich, sozial und sprachlich den Deutschen an und wurden assimiliert. Über eine in den nächsten Jahrhunderten wechselvolle Entwicklung konnte Schlesien seinen deutschen Charakter erhalten und kam schließlich 1526 unter die Herrschaft des Hauses Habsburg, also zum KuK Österreich-Ungarn. Dort verblieb es bis es im innerdeutschen Konflikt nach dem ersten der drei schlesischen Kriege 1742 schließlich an Preußen fiel. 1806 wurde Schlesien im Zuge von Reformen zu einer der zu diesem Zeitpunkt 10 preußischen Provinzen umgeformt mit Breslau als Hauptstadt.

Damit kommen wir zum eigentlichen Thema, wie es in der Überschrift angekündigt wurde. Denn erst unter preußischer Herrschaft kam es 1811 zur Gründung der Universität in Breslau. In diesem Jahr wurde die Universität Frankfurt a. d. Oder nach Breslau verlegt, um durch Vereinigung mit der dortigen Jesuitenhochschule, der Leopoldina, eine vollwertige Universität im Osten Preußens zu schaffen. Im Gefolge der Universität kamen auch zwei Landsmannschaften mit an die neue Hochschule in Breslau. Dir Marchia und die Silesia. Aus diesen entstand am 27. Oktober 1817 die erste Breslauer Burschenschaft. Die Burschenschaft Teutonia, die sich während der Demagogenverfolgung auch zeitweise Arminia nannte. Sie ist damit eine der ältesten Burschenschaften in ganz Deutschland und wurde nur zwei Jahre nach der Urburschenschaft gegründet. Grund für die hohe Präsenz Burschenschaftlicher Werte in Breslau dürfte die Bedeutung der Stadt in den Befreiungskriegen gewesen sein. Insbesondere war sie Sammelpunkt für das berühmte Lützower Freikorps. Besonders in der Jägertruppe des Freikorps kämpften auch zahlreiche Studenten für ein freies Deutschland.

Mit der bereits erwähnten Demagogenverfolgung musste die Burschenschaft auch in Breslau 1819 in den Untergrund gehen. Durch die Karlsbader Beschlüsse Metternichs spielte sich der Korporationsbetrieb mehr als zwanzig Jahre lang im Verborgenen ab. Spätestens ab dem Jahre 1830 traf sich die Burschenschaft am häufigsten beim Gastwirt Raczek in der Klosterstraße. Ab 1850 wurde diesem zu ehren sein Name dem der Burschenschaft angefügt. Fast zeitgleich gründete sich im Revolutionsjahr 1848 eine zweite Burschenschaft unter dem Namen Arminia neu. 1861 kam als weitere Verbindung die Burschenschaft Germania hinzu, entstanden aus einem gescheiterten Versuch heraus alle Korporationen in Breslau zu vereinen. In den folgenden Jahren blühte das deutsche Studentenleben und die Burschenschaften in Breslau auf. Nicht zuletzt durch die Gründung des deutschen Kaiserreiches. Bis 1930 verfügten alle drei bereits genannten Burschenschaften über ein eigenes Haus. Lediglich die erst 1876 gegründete Burschenschaft Cheruscia, die sich auf die technische Hochschule in Breslau konzentrierte, war noch nicht sesshaft und wurde es auch bis zur Auflösung 1935 nicht mehr. Es folgte der 2. Weltkrieg, in dem zahlreiche Burschenschafter an den Fronten blieben und am Ende der schmerzhafte Verlust der Heimat.

Als Folge der Vertreibung musste die Wiederbelebung der Breslauer Burschenschaften durch einen Zusammenschluss 1950 im Westen stattfinden. Als Sitz wählte man die Bundeshauptstadt der neu entstandenen BRD: Bonn. Zum einen, weil die dortige Universität von ihrer Entstehungsgeschichte her Schwesteranstalt zur Universität in Breslau war. Zum Anderen, weil Köln, die Partnerstadt Breslaus nahe bei war. Zusammen mit der Bonner Burschenschaft Marchia wurde so eine neue Aktivitas gegründet, die sich im folgenden Jahr als Alte Breslauer Burschenschaft selbstständig machte. Die Farben weiß-schwarz-rot-gold setzen sich, entsprechend ihrer Herkunft, aus denen der vier Breslauer Traditionsbünde zusammen. Wenig später, bereits 1954 erwarb man das noch heute bewohnte Haus in der damaligen Schiller-, heute Johannes-Henry-Straße. Zum 150 jährigen Bestehen im Jahr 1967 wurde schließlich der Name der Burschenschaft zur Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks geändert unter dem Sie auch heute noch bekannt ist. Begründet in ihrer Geschichte und ihrem Ursprung setzt sich die Burschenschaft der Raczeks heute nicht nur für die Ziele der Urburschenschaft, verkörpert durch den Wahlspruch Gott-Ehre-Freiheit-Vaterland, sondern auch besonders für das Andenken an den deutschen Osten und die unvergessene Heimat Schlesien ein.
 

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