„Der Spiegel“: Liberale Demokratie in einer existenziellen Krise

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Für das linksliberale Establishment ist die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten nicht nur „das Ende des Westens“, sondern fast schon das Ende der Welt. Niemand formuliert das schärfer als Jacob Augstein, Chefredakteur der Wochenzeitung „freitag“ und Sohn des Spiegel-Gründers Rudolf Augstein. Unter der Überschrift „Trump des Willens“ schreibt er in einer Kolumne bei „Spiegel online“:

Unser Vokabular ist brüchig geworden: "Demokratie", "Wahlen", "Freiheit" – und "Westen". Dieser letzte Begriff vor allem löst sich endgültig auf.“ Augstein fährt fort: „Trump ist kein Demokrat. Er ist ein Faschist. Trumps Sieg ist der letzte Beweis dafür, dass die liberale Demokratie in einer existenziellen Krise ist. Sie droht den Kampf mit dem Kapitalismus zu verlieren.

Die Arroganz der Etablierten ist selber ein Symptom“, erklärt der Kommentator. „Viel zu viele Journalisten und Politiker haben ihren Frieden damit gemacht, dass die Kräfte des Kapitalismus die Demokratie in den vergangenen dreißig Jahren beständig erodiert haben. Viel zu viele haben Partei bezogen und sich auf die Seite der Gewinner geschlagen. Das anschwellende Murren der Verlierer haben sie nicht gehört.

Nach dem Versagen der liberalen Demokratie blüht uns nun ein autoritäres Zeitalter. Seit über zwanzig Jahren nimmt in den westlichen Staaten die soziale Ungleichheit trotz freier Wahlen immer weiter zu. Jetzt erleben wir eine rechte Revolution. Wer sich ihr hingibt, wartet auf Antworten, die er bei den Liberalen nicht fand und die er den Linken nicht zutraut. Man sollte von den Machtlosen keine Verantwortung erwarten, wenn sich die Mächtigen verantwortungslos verhalten. Nach dem Versagen der liberalen Demokratie blüht uns nun ein autoritäres Zeitalter. Trump, Putin, Erdogan, Netanyahu, bald Le Pen – diese Leute werden sich alle gut verstehen.

Da liegt die Schlussfolgerung nahe, die Europäer müßten im Angesicht des amerikanischen Wahnsinns enger zusammenrücken. Aber sie ist naiv. Europa pflegt seinen eigenen Wahnsinn. Die Briten haben mit ihrer Brexit-Entscheidung die Wahl Trumps vorweg genommen. Sein Sieg wird nun die Rechtspopulisten Österreichs und Frankreichs mit neuer Kraft versorgen. Die Krise des Liberalismus hat Europa längst im Griff.

Die Schlußfolgerung ist für den Liberalen bitter: „In einer Art und Weise, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können, werden wir Deutschen bald selbst für uns verantwortlich sein. Es ist paradox: Das kurze Zeitalter der Globalisierung mündet in eine Rückbesinnung auf das Nahe, die Heimat, die Nation. Was bleibt uns sonst?

Auch der „Spiegel“ geht offenbar davon aus, daß die Wahl von Donald Trump ein wichtiger Zug in der antiliberalen Zeitströmung ist, und daß sich die Uhren nicht wieder zurückdrehen lassen.

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