Deutsche Unternehmer: Werner von Siemens vor 200 Jahren geboren

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Deutsche Wirtschaftsunternehmen sind in letzter Zeit verstärkt in die Krise geraten und nicht ganz unverschuldet. Umso stolzer feiert die Firma Siemens in diesen Tagen den 200. Geburtstag ihres Gründers Werner Siemens. Zu diesem Anlaß gibt die Ururenkelin Nathalie von Siemens unter dem Titel „Der brodelnde Geist. Werner von Siemens in Briefen“ eine Sammlung heraus, die beim Murmann-Verlag erscheint. Hier erfährt man Menschliches, Allzumenschliches über diesen frühen Unternehmer, etwa daß der ehemalige preußische Artillerieleutnant weder Abitur noch Studium vorzuweisen hatte und sogar vorbestraft war wegen Teilnahme an einem Duell.

Aber was hat Werner Siemens alles erfunden, das den Grundstock für das heutige weltweit verbreitete Unternehmen legte? Es waren zuerst ferngezündete See-Minen, die 1848 in der Kieler Förde gegen die dänische Marine eingesetzt wurden; dann ein neuartiger Regler für Dampfmaschinen; eine Presse zur Herstellung von Kunststein; ein Druckverfahren. Schließlich eine Technologie, um stromführende Drähte nahtlos mit Guttapercha, einem kautschukähnlichen pflanzlichen Produkt zu umhüllen. Diese Erfindung gab den Startschuß. Siemens und sein Partner gründeten im Oktober 1847 die „Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske in Berlin“. Mit drei Arbeitern nahmen sie in einer Hinterhaus-Werkstatt den Betrieb auf.

Trotz seines Erfolges vergaß Siemens nie seine Mitarbeiter: Wie Carl Zeiss, Robert Bosch oder Sigmund Schuckert schuf der Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei in seinem Unternehmen eine Kranken- und Pensionskasse und führte 1873 den Neun-Stunden-Tag bei guter Bezahlung ein. „Mir würde das Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich den treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe“, schrieb Siemens. Hinzu kamen der Dynamo und der Elektromotor. Vor der Preußischen Akademie der Wissenschaften sagte der Erfinder 1867: „Der Technik sind nun Mittel gegeben, elektrische Ströme von unbegrenzter Stärke auf billige und bequeme Art überall da zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist.“ Ein Beispiel war die weltweit erste elektrische Straßenbahn vom heutigen Berlin-Lichterfelde Ost zur Preußischen Hauptkadettenanstalt im Jahr 1881.

Siemens ist heute kein Familienunternehmen mehr, sondern wirkt an der Börse. Die Familie sitzt immer noch im Aufsichtsrat und verhält sich ansonsten ähnlich diskret wie die andere große deutsche Unternehmer-Familie Quandt. Nathalie von Siemens ist derzeit Vorsitzende der Siemens-Stiftung in München. Die Siemens-Stiftung beschäftigt sich mit geisteswissenschaftlichen Themen und galt früher einmal – unter dem Vorsitz von Armin Mohler (dem Sekretär von Ernst Jünger) – als konservative oder gar rechte Denkfabrik. Diese Zeit ist aber lange vorbei. Statt dessen widmet sich die Firma einer „Start-up-Offensive Next 47“, um in Deutschland eine Gründerkultur zu stärken. Der englische Name bezieht sich auf das Jahr 1847 und knüpft also direkt an Werner von Siemens an. Die Ururenkelin sagt über ihn: „Werner hat brutal gelitten, aber er hat sich nicht der Depression überlassen. Er hat seine Zweifel in neue Energie übersetzt.“ Diese Fähigkeit kann man allen Neugründern – ob im technischen oder politischen Bereich – auch wünschen.

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