Wie Horst Mahler und Bernd Rabehl gehörte Hans-Dietrich Sander zu den „Renegaten“, die sich von einer marxistischen Position allmählich zum Nationalismus hin entwickelten. 1928 geboren siedelte Sander 1952 aus politischer Überzeugung in die DDR über. Während seines Studiums hatte er am Berliner Ensemble unter Bert Brecht mitgearbeitet und war dabei vom Kommunismus überzeugt worden.
Schon fünf Jahre später war allerdings die Enttäuschung und Ernüchterung durch die DDR eingetreten, und Sander ging zurück in den Westen. Die innere Distanz zum Liberalismus blieb jedoch bestehen.Von 1958 bis 1962 und von 1965 bis 1967 war er als Journalist und Literaturkritiker bei der Tageszeitung „Die Welt“ tätig. Wobei die „Welt“ damals eine führende Rolle für die konservative Intelligenz spielte. 1969 wurde Sander mit der Dissertation „Marxistische Ideologie und allgemeine Kunsttheorie“ zum Dr. phil. promoviert.
Mit Carl Schmitt stand Sander in regelmäßigem Briefverkehr und traf ihn auch persönlich. 1980 erschien sein Buch „Der nationale Imperativ – Ideengänge und Werkstücke zur Wiederherstellung Deutschlands“, eine Sammlung politischer Essays, die zum Teil vorher in der Zeitschrift „Criticón“ und in der „Welt“ erschienen waren. Das Buch gilt als eine der wichtigen Kampfschriften eines neuen Nationalbewusstseins. Ziel seiner „Ideengänge zur Wiederherstellung Deutschlands“ sei die Weckung des „entschlummerten Furor teutonicus“, um „den Deutschen ihren bewährten Kampfgeist und ihren berechtigten Stolz zurückzugeben, die sie beim Bau eines neuen Reiches brauchen.“
1988 erschien Sanders Buch „Die Auflösung aller Dinge – Zur geschichtlichen Lage des Judentums in den Metamorphosen der Moderne“ und löste eine kontroverse Diskussion aus.
Zwei Jahre später gründete Sander die Zeitschrift „Staatsbriefe“, deren Titel sich auf die Erlasse des Stauferkaisers Friedrich II. bezieht. Leitgedanke war die Wiederbelebung der ghibellinischen Reichsidee. Die Staatsbriefe verbanden radikale politische Polemik, Kritik und Analyse und knüpften an geistige Traditionen des Preußentums, des Reichsgedankens und der Konservativen Revolution an.
Die große Wirkung auf nationaler Seite blieb Hans-Dietrich Sander versagt, wohl auch weil er eine geistige Anstrenung forderte, zu der nur wenige bereit sind. Auf einzelne Personen aber hat Sander einen bestimmenden Einfluß ausgeübt und die Ausgaben seiner Zeitschrift geben bis heute Zeugnis von einem denkerischen Format, das sich sehr wohl mit der KR und ihren Exponenten vergleichen kann.