In israelischen Gefängnissen sind seit etwa einem Monat mehr als 1.600 palästinensische Gefangene im Hungerstreik. Es handelt sich um den größten Hungerstreik weltweit. Anlass ist nicht nur die schlechte Behandlung der palästinensischen Gefangenen, sondern auch die der arabischen Bevölkerung im Allgemeinen.
Der Hungerstreik wurde am palästinensischen Gefangenentag, dem 17.04. begonnen. Der Streik ist unbefristet, jedoch kündigte Issa Qaraqe, Anführer der palästinensischen Gefangenenbehörde, eine neue Intifada an, sollte auch nur ein einziger der Gefangenen sterben. Die letzte Intifada war der Aufstand gegen Israel zwischen 2000 und 2005. Die israelischen Behörden zeigen sich jedoch alles andere als verhandlungswillig. Eine Sprecherin verkündete: „Es gilt: Die Behörde verhandelt nicht mit Gefangenen“.
Die Streikenden wurden in einen gesonderten Trakt gebracht. Juden grillten in der Nähe der Gefängnisse, um die Palästinenser zu verhöhnen und versuchen den Rauch in die Nähe der Trakte zu blasen, um das Leid der Gefangenen zu erhöhen.
Insgesamt sitzen derzeit etwa 6.500 Palästinenser in Haft. Die Zahl der Gefangenen ist in den letzten 18 Monaten dabei stark angestiegen. Manche von ihnen werden über 6 Monate in Haft gehalten ohne Urteil „aus Sicherheitsgründen“. Viele davon leben in Bedingungen, die jeder Menschenrechtskonvention widerspricht.
Die palästinensischen Behörden weigerten sich zuletzt, die überteuerten Preise für die Stromversorgung an Israel zu bezahlen. Derzeit haben die Menschen im Gaza-Streifen nur etwa eine bis zwei Stunden Strom am Tag. Der Gaza-Streifen befindet sich seit 11 Jahren unter israelischer Belagerung. Wasser, Strom und Benzin werden nur zu den Konditionen, die Israel vorgibt an die Palästinenser ausgehändigt. Oft ist die Trinkwasserqualität sehr schlecht, sodass viele Menschen dort erkranken, denn das Wasser ist stark mit Chlorid, Nitraten und Bakterien aus eindringendem Abwasser belastet. Auch die medizinische Versorgung ist stark eingeschränkt, lediglich 7 Krankenhäuser sind derzeit einsatzfähig. Das Abwassersystem hat begonnen überzulaufen.
Die Wasserversorgung im Gaza-Streifen wird durch ein unterirdisches Trinkwasserreservoir sichergestellt. Dieses deckt 95 Prozent des Wasserbedarfs der 1,8 Millionen Palästinenser in der Region. Doch dieses neigt sich immer mehr dem Ende zu und die Region droht unbewohnbar zu werden. Das könnte geändert werden, würde ein größerer Wasserspeicher für die Region errichtet werden. Dies ist jedoch unmöglich, da Israel die Zufuhr an Zement erschwert.
Israel hält derzeit mehr als 300 Kinder in Gefängnissen fest und ist der einzige Staat der Kinder vor Kriegsgerichte stellt. Die Kinder sind im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Vor den Gerichten werden die Kinder eingeschüchtert und müssen Papiere auf hebräisch unterzeichnen, die sie nicht verstehen können. In einigen Fällen wurden palästinensische Kinder zu 20 Jahren Haft verurteilt, da sie einen Stein auf einen Panzer des Terrorstaats geworfen hatten. 99 Prozent der Fälle die vor ein Militärgericht gehen, enden in einem Schuldspruch. Die Nicht-Regierungs-Organisation „Military Court Watch“ stellte in Studien (2013 und 2016) fest, dass mehr als 60 Prozent der Kinder physischer Gewalt durch ihre Aufseher ausgesetzt sind. Den Eltern ist es ohne vorherige Genehmigung nicht gestattet. ihre Kinder zu besuchen und eine solche Genehmigung wird oftmals nicht erteilt.
Am 12.05. erschossen israelische Soldaten den 22-jährigen Demonstranten Saba Obeid auf offener Straße. Er hatte an einer friedlichen Unterstützungsdemonstration für die Streikenden in dem Dorf Nabi Saleh teilgenommen. Zuvor saß Obeid bereits 2 Jahre in israelischen Gefängnissen in Haft, da er Steine geworfen und Barrikaden aus brennenden Reifen errichtet hatte.
Eine weitere grausame Praxis ist der Transport in den sogenannten Bosta-Wagen. Es handelt sich um Wagen, die komplett aus Metall sind, mit sehr schmalen Lichtschlitzen. Die Gefangenen werden damit zum Beispiel zum Gericht gefahren, auf engen Metallsitzen sitzend. Allerdings werden sie dabei durch die Gegend geschleudert, sodass es zu zahlreichen, teils schweren Verletzungen kommt.
Viele der Streikenden sind bereits körperlich stark geschwächt und wurden oft im „Bosta“ von Ort zu Ort transportiert.
Es stellt sich die Frage, schaut die Welt weiter zu und nimmt somit eine weitere Eskalation der Situation im Nahen Osten in Kauf?