Im April 2017 wurde im belgischen Landesparlament beschlossen, daß die betäubungslose Schlachtung von Tieren zukünftig im ganzen Land verboten sein wird. Damit wird auch das islamisch-jüdische Schächten illegal sein. Mit einer Umsetzung des Verbots ist für den Herbst 2019 zu rechnen. Wie nicht anders zu erwarten, denken die betroffenen Religionsgemeinschaften gar nicht an eine Modernisierung ihrer grausamen Rituale. Stattdessen schlagen sie bereits eifrig Alarm und bedienen sich dabei längst bekannter Bilder und Verhaltensmuster.
Von Seite der Muselmanen heißt es, daß man „alle Möglichkeiten prüfen werde, die zu einer Verbesserung des Tierwohls führen, um das Leiden der Tiere zu verringern“. Aber die Sichtweise der zuständigen Theologen bleibe unverändert, denn eine Betäubung sei verboten und müsse es auch bleiben.
Ins gleiche Horn stößt Menachem Margolin, als Sprecher der Jüdisch-Europäischen Vereinigung. Er wirft den Behörden vor, die rituelle Schlachtung und das Wohl des Tieres nicht unter einen Hut bringen zu wollen. Die Behauptung, daß eine halale oder koschere Schlachtung sich nicht mit dem Wohl des Tieres verbinden lasse, sei „zweifelhaft, verwirrend und unbegründet“.
Auch Wjatscheslaw Mosche Kantor, seit 2007 Präsident des Jüdisch-Europäischen Kongresses, hat sich zu Wort gemeldet. Er gehört zu den reichsten Russen der Welt und wurde u. a. mit folgenden Ehrungen bedacht: Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv (2004), Leopoldsorden, Belgien (2009), Träger des Ordens der Ehrenlegion, Frankreich (2012) und Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik (2013). Kantor lamentiert:
„Diese Entscheidung, die das Herz Westeuropas und das Zentrum der Europäischen Union trifft, bedeutet für die jüdischen Gemeinden des gesamten Kontinents eine schreckliche Botschaft. Alle wissen nun, daß Juden nicht mehr erwünscht sind. Dieses Verbot greift sowohl den eigentlichen Kern unserer Kultur und unserer Religion, als auch unseren Status als gleichberechtigte Bürger in einer demokratischen Gesellschaft an. Es nährt den Antisemitismus und bestärkt diejenigen, die intolerant gegenüber anderen Gemeinschaften und deren Glauben sind.“
Pikanterweise versteht es Kantor sehr gut, den Unterschied zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft klarzustellen. Und dann unternimmt er auch noch einen Ausflug in die Geschichte:
„Wir fordern den Gesetzgeber dazu auf, den größten Angriff auf die jüdischen Religionsgesetze sei der Nazi-Besetzung des Landes im Zweiten Weltkrieg zurückzunehmen. Der Jüdisch-Europäische Kongress und seine Partner zeigen sich mit der jüdischen Gemeinde in Belgien solidarisch beim Kampf um den Erhalt der wichtigsten Freiheiten der Religionsausübung. Wir werden den Kampf gegen diese Verordnung solange nicht einstellen, bis sie wieder aufgehoben wurde.“
Rabbiner Pinchas Goldschmidt, ein hoher Vertreter des politischen Judentums bekräftigt:
„Die Attacke gegen die Religionsfreiheit der Juden und der Moslems hat ihren Höhepunkt erreicht. Europa schreit immer „Juden raus!“. Die Entscheidung, die koschere Schlachtung zu verbieten, ist an die Juden gerichtet – sie ist die Aufforderung zur Ausreise!“
Minister Ben Weyts begründet allerdings ganz klar, warum diese wichtige Parlamentsentscheidung nicht von religiösen Motivationen beeinflusst werden darf:
„Die Bestimmungen müssen von jedem eingehalten werden, unabhängig von der Person und der Glaubensrichtung. Schließlich sind es die Politiker, die entscheiden und nicht Religionsgemeinschaften. Unsere Entscheidung wird in aller Abgeklärtheit umgesetzt werden.“
Im wallonischen Regionalparlament zu Namur wurde ein entsprechendes Gesetz bereits beschlossen. Ein ähnliches Gesetz wird auch vom flämischen Regionalparlament erwartet. Beide Gesetze dürften im September 2019 in Kraft treten. Doch bis dorthin wird sicher noch einiges passieren…
Zitat-Quellen:
www.jewishpress.com/news/global/europe/eu/european-jewish-congress-slams-scandalous-belgian-decision-to-ban-kosher-slaughter-of-meat/2017/05/06/
http://jforum.fr/belgique-interdiction-de-labattage-rituel.html
http://www.jeune-nation.com/actualite/actu-internationale/belgique-linterdiction-de-labattage-hallal-et-casher-une-resurgence-de-la-shouina.html