„Freiheit? Ein schönes Wort, wer’s recht verstände.“ Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste um die Komplexität des Freiheitsbegriffs. Die Definition des Wortes scheint dabei ebenso ungebunden zu sein, wie der vermeintliche Wortinhalt selbst. Doch ist Freiheit gleich Freiheit?
„Frei ist der, der tun kann, was er will.“ Wahrscheinlich der plumpeste und einfachste Erklärungsansatz, der so oder in ähnlichen Abwandlung bereits aus den Mündern von Millionen gekommen sein dürfte. Ist es überhaupt möglich, all das zu tun, was man will? Immer und überall?
Das Gedankenkonstrukt der völligen Ungebundenheit an Regeln und Pflichten endet zwangsläufig im Ende der Staaten, des Sozialwesens, des Friedens und der Ordnung. Grenzenlosigkeit im Handeln
ermöglicht Gewalt ohne Konsequenzen. Raub, Vergewaltigung und Mord sind dabei offene Optionen. Anarchie als Freiheitskonzept scheitert in der Praxis an den negativen Seiten des Menschen, auch wenn sich diese in der Theorie noch durch Blümenchen- und Liebesträume überdecken lassen. Die Aufgabe des Gemeinwesens kann nun einmal nicht im Herbeisehnen einer idealen Ordnung liegen, sondern im tatkräftigen schaffen einer Realität, die nach Idealen strebt und dabei dennoch in den Gesetzen der Natur verhaftet bleibt. Liberalismen, mögliche Handlungsweisen, die konsequenzlos die Verantwortung des Einzelnen nihilieren, sind der Ausdruck einer widernatürlichen Idee, die das soziale Wesen der Menschen verkennt. Ein Wesen, dass sich nicht nur aus Idealen speist, sondern aus der praktischen Notwendigkeit von Gemeinschaft entspringt.
„Sie finden damit, aus der Vernunft des sozialen Denkens, aus dem Urzustand heraus, wie es Thomas Hobbes in seinem Leviathan beschreibt. Nicht ein inneres, sondern ein äußeres Integrationsmoment bringt sie zusammen. (Feinde, Vertreibung, Schutzsuche, Angst. . . ) Doch das Rad der Evolution dreht sich weiter.“
„Die ersten Differenzierungen lieferte die Natur. Unterschiedliche Lebensbedingungen führten zu
Selektion, Ab- und Zuwanderung; Fortpflanzung zu Verwandtschaftsverhältnissen und Sippenbildung. Überlebensängste führten anschließend zu den ersten „freiwilligen“ Gruppengründungen. Wer die erste Gruppe gründete, weiß heute keiner mehr. Ihr folgten jedoch immer mehr Zusammenschlüsse, die neben dem Schutz vor Naturgewalten nun auch den Schutz vor anderen Gruppen bewirken sollten. Auch der innige Wunsch nach sozialer Identität trug ihren Teil dazu bei.“ Quelle: Einer von Milliarden
Dieser natürlichen Entwicklung verdanken wir die Völker und Rassen, die Kulturen und Sprachen, Künste und Wissenschaften. In ihr gibt es also immer auch ein Wort, welches man gemeinhin nicht oder nur selten mit Freiheit in Verbindung bringt. Pflicht. Verantwortung für die Gruppe ist eine notwendige Losung, um das Sozialwesen aufrecht zu erhalten. Auch dieser Wert entspringt der Evolution und dem Selbsterhaltungstrieb. Der Bauer erhält den Soldaten, der ihn dafür schützt. Der Verdienst des Künstlers sichert ihm ein Heim, welches Handwerker und Architekt für ihn schaffen. Noch ein ungewöhnlicher und unangenehm klingender Begriff: Abhängigkeit. Ist das nicht das Gegenteil von Freiheit?
Bevor wir weitergehen, wollen wir das bisher erkannte noch einmal kurz zusammenfassen: Freiheit kann nicht grenzenlos sein, da sie sich durch die Konsequenzlosigkeit zwangsläufig selbst zerstören würde.
In einer Welt ohne Regeln wären bald die Schwachen die Unfreien. Wenn Freiheit demnach nicht nur ein irreales, rein philosophisches Wort sein soll, müssen der Freiheit auch Regeln vorausgehen, die ein soziales Sein ermöglichen. Regeln enthalten immer auch Verbote und Pflichten. Sie sind notwendig, um die Unterschiedlichkeit der Menschen auszugleichen. Kriminalität soll so vermindert
werden, um die Schwachen vor den Rücksichtslosen zu schützen, die das Sozialwesen missverstehen oder ablehnen. Da sich im Rahmen von Differenzierung verschiedene Berufsgruppen, Talente und Stärken herausgebildet haben, sind Gruppen abhängig von sich selbst bzw. von den Individuen, die sie beinhalten. Diese Abhängigkeit steht im Widerspruch zum liberalen „Freiheitsverständnis“ und bedingt ein kollektives Freiheitsverständnis.
Dem liberalen Verständnis von Freiheit: „Frei ist der, der tun kann, was er will.“ hält der deutsche Kulturphilosoph und Schriftsteller Paul de Lagarde folgendes entgegen:
„Frei ist nicht, wer tun kann, was er will, sondern wer werden kann, was er soll. Frei ist, wer seinem anerschaffenen Lebensprinzip zu folgen imstande ist.“
Zwei Kernelemente fallen uns hier gleich auf. Das „Sollen“ und das „anerschaffene Lebensprinzip“. Auch im Sollen steckt wiederum eine Pflicht, eben die Pflicht das Ideal anzustreben, welches seiner biologischen Weltanschauung entspricht. Diese enthält natürlich persönliche Elemente, die den Einzelnen betreffen und kollektive Elemente, welche die sozialen Gruppen Familie, Sippe, Volk und Rasse umfassen. Ein persönliches Element wäre die Wahl eines Berufes, der dem eigenen Talenten, Fähigkeiten und Sehnsüchten entspricht. Das kollektive Element wäre die Einbindung dieses Berufes in einen höheren Sinn – zum Beispiel die Verwendung des erarbeiteten Geldes zur Gründung einer Familie. Das ist unsere Definition von Freiheit. Selbstbestimmung für den Einzelnen, doch nur im Rahmen des Ganzen. Doch was tun bei Widersprüchen? Hier zieht die Parole „Gemeinnutz vor Eigennutz“, die klar zu erkennen gibt, dass unsere Zukunft in unserem Volk liegt und nicht in einer grenzenlosen Selbstentfaltung.
Frei ist der, der seine Pflicht erkennt und so die Zügel übernimmt, die er den Demokraten übergeben hatte. Matthias Claudius hierzu: „Niemand ist frei, der über sich selbst nicht Herr ist.“ Dass diese Form von Freiheit eben auch erst durch ein Selbstverständnis und eine Selbstzwecksetzung, eine intrapersonelle Verpflichtung, entstehen kann, liegt in ihrer Natur. Unter der oberflächlichen Freiheit des Fernsehen– und Essen-können-was-man-will gibt es tiefere Werte, die bewusst von diesem System an den Rand unserer Wahrnehmung gedrängt werden. Sonst wird man zum Sklaven der inszinierten Schein-Realität, die Liberalitäten als Unabhängigkeit und Selbstentfaltungsmöglichkeiten verkauft. Passend dazu der vielzitierte Satz von Marie von Ebner-Eschenbach:
”Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ Warum? Weil sie nicht erkennen, dass sie gefangen sind. Weil sie sich frei glauben. Frei wie die Millionen von Deutschen, die an ein souveränes Deutschland glauben oder an eine Zukunft in diesem System. Doch kann man auch in Knechtschaft frei sein? Ja, wenn man in sich die Freiheit gefunden hat, bewusst diese Knechtschaft bekämpfen zu wollen. Oder, um es mit Friedrich Nietzsche zu sagen:
”Frei ist, wer in Ketten tanzen kann.“ Unfrei demzufolge derjenige, der die Ketten gar nicht erst spürt, weil er sich nicht am Randbereich der ihm gesetzten Grenzen bewegt. Oder weil er auf die Freiheit wartet.
”Sklave ist, wer darauf wartet, dass jemand kommt und ihn befreit.“ – Ezra Pound
Freiheit, dieses Wort kennen wir auch aus dem politischen Alltag, sogar aus den Namen mehrerer Parteien. Wenn wir uns jedoch fragen, welcher der beiden Definitionen des Begriffs dabei von diesen verwendet wird, so erkennen wir schnell Halbheit und Liberalismus. Auch wenn die Freiheitlichen oder die Süd-Tiroler Freiheit die Selbstbestimmung für Süd-Tirol anstreben oder in ihr zumindest teilweise ein nutzenbringendes Wahlkampfthema erkennen, welches es zu verwenden gilt, sind die individualistischen Schlagseiten unübersehbar. Die Freiheit der Homoehe, das Adoptionrecht für Homosexuelle, die Forderung der Integration als Freiheit des Identitätswechsels und der freien Wahl eines Wohnortes ohne geopolitische und biologische Bindung sind nur einzelne Merkmale, welche das wahre Gesicht dieser Gruppen offenlegen. Es sind liberale Demokraten, die sich – teils aus politischem Kalkül, teil aus fehlgeleitetem Idealismus – die Mütze des Patriotismus aufgesetzt haben und sich damit an einem System beteiligen, welches unserem Volk den Tod bringt. DieWahl zwischen den beiden Definitionen liegt bei dir. Sie lässt sich letztendlich auf wenige Worte herabbrechen, die dasWesen zwischen sozialer Pflicht, der Verantwortung für Ahnen und Nachwelt, und der ungebundenen Verantwortungslosigkeit offenbaren Freiheit oder Freizeit? Freiheit oder Freibier? Freiheit oder Freiheiten?