Ein lang bekanntes Problem in Bundesrepublik Deutschland ist die schlechte Situation der Hebammen. Bereits im Mai berichteten wir schon einmal über das drohende berufliche Aus für viele der Geburtshelferinnen.
Die hohe Versicherungsprämie von fast 8.000 Euro, die Beleghebammen dieses Jahr aufbringen müssen, macht diesen Beruf heutzutage so unrentabel, dass er kaum zum Überleben reicht. Hinzu kommt der oft sehr niedrige Lohn.
Eine Beleghebamme als nicht festangestellte Mitarbeiterin eines Krankenhauses. Die Klinik bietet ihr sozusagen nur einen Platz zum Ausüben ihrer Tätigkeit im Krankenhaus an. Aus diesem Grund unterliegen Beleghebammen nicht der Versicherungspflicht und müssen unter anderem ihre Berufshaftpflichtversicherung selbst abschließen. Da das Risiko auf Schadensersatzforderungen bei Hebammen als sehr hoch eingestuft wird, setzen die Versicherungsanbieter die Prämien sehr hoch an.
Für Krankenhäuser sind Beleghebammen jedoch äußerst willkommen – das Haus kann damit werben, Geburten anzubieten, während die Kosten gering bleiben. Die meisten Kliniken in Deutschland gehören großen privaten Konzernen, wie dem Asklepioskonzern. Diese arbeiten äußerst gewinnorientiert, sodass alle Abteilungen immer auch an ihrer Rentabilität gemessen werden. Zu berücksichtigen sind allerdings auch hohe Kosten im Gesundheitswesen im Allgemeinen, die dafür sorgen, dass Kliniken häufig auch mit finanziellen Engpässen zu kämpfen haben.
Alle Warnungen und Proteste wurden jedoch bisher von der Politik ignoriert und dem Problem wurde sich nicht angenommen. In Oberbayern werden die Folgen davon nun spürbar.
Den Auftakt machte Anfang März die Asklepiosklinik in Bad Tölz. Nachdem ein dortiger Belegarzt Ende des Jahres angekündigt hatte aufzuhören, zog ein neuer Bewerber aufgrund der unsicheren Zukunft seine Bewerbung zurück. Da somit die sichere Versorgung der werdenden Mütter und der Neugeborenen nicht mehr zu gewährleisten sei, wurde die Geburtenabteilung Ende März geschlossen.
Mitte April gab die Wolfart-Klinik in Gräfelfing nach über 60-jährigem Bestehen die Schließung ihrer Geburtsstation Ende September bekannt. Geschäftsführer Florian Wolfart erklärte: „Die belegärztliche Geburtshilfe stirbt aus. Die Versicherungsprämien sind so gestiegen, dass es sich für die Ärzte nicht mehr lohnt.“
Auch das Klinikum Erding kündigte vor Kurzem an, in den Sommermonaten lediglich noch Kaiserschnitte durchzuführen. Der Grund: Das Hebammenteam hat zu wenige Mitglieder. Zuletzt arbeiteten noch sieben Hebammen, wovon nur vier Vollzeitkräfte waren. Mitunter mussten 80-Stunden-Wochen von den Geburtshelferinnen bewältigt werden. Dabei konnte das Klinikum noch vor kurzem steigende Geburtenzahlen vermelden. Obwohl die Hebammen letztlich sogar selbst nach neuen Kolleginnen suchten, gingen keine Bewerbungen ein.
Beinahe zeitgleich gab auch die RoMed Klinik Bad Aibling die Schließung der geburtshilflichen Abteilung zum 15. August bekannt. Dann gehen zwei der derzeit sechs freiberuflichen Hebammen in Elternzeit. Auf die ausgeschriebenen Stellen gab es auch hier keine Bewerbungen. Zuletzt kamen in Bad Aibling 600 Kinder pro Jahr auf die Welt.
Unsere Partei „Der III. Weg“ setzt sich für eine gesetzliche Versicherung zu angemessenen Preisen für Hebammen ein, da insbesondere Geburten nicht an ihrer Rentabilität gemessen werden dürfen. Deutsche Kinder braucht das Land! Zudem forder wir die Verstaatlichung der Schlüsselbetriebe der allgemeinen Daseinsfürsorge – worunter auch Krankenhäuser fallen – um diese nicht dem stetigen Prozess der Profitmaximierung zu unterstellen.