Stephen Bannon verlässt das Weiße Haus

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Stephen Bannon, der frühere Chefstratege Donald Trumps, hat seinen Posten im Weißen Haus aufgegeben (müssen) und ist zu seiner früheren Position als Vorstandsvorsitzender des populistischen Nachrichtenportals Breitbart zurückgekehrt.

Bannon erklärte, dass er die Entscheidung aus freiem Willen traf und schon lange vor den Ereignissen in Charlottesville feststand. Bannons Erklärung tat selbstverständlich den Gerüchten und Spekulationen keinen Abbruch, denen zufolge er aufgrund von Charlottesville seinen Posten hätte räumen müssen. Ganz aus der Luft gegriffen scheint diese Behauptung nicht zu sein, immerhin wurde nach Charlottesville die ohnehin schon erdrückende Pressehetze gegen Trump und Amerikas Rechte noch einmal gesteigert und auch aus den eigenen Reihen wurde der Druck, sich klar von der Alt-Right zu distanzieren, immer größer. Wir erwähnten schon im Artikel über Charlottesville den zerrütteten Einfluss, den beispielsweise Trumps Tochter Ivanka auf ihren Vater hat. Der Zeitpunk für Bannons Abgang tat natürlich sein Übriges, um diese Interpretation der Ereignisse zu untermauern.

Auf der anderen Seite kann Trump wohl kaum so naiv sein, dass er hoffte, Bannon zu entlassen würde etwas an den Angriffen auf ihn ändern. Trumps bisheriger Umgang mit der Presse lässt sehr wohl darauf schließen, dass er sich voll und ganz bewusst ist, dass er sich in einem Krieg mit den Medien und sogar dem gesamten korrupten politischen System der USA befindet. Seit Trump dem Rennen um die Präsidentschaft beitrat und insbesondere seit er dieses Rennen gewann, lässt sich die gesamte Berichterstattung der Systempresse auf beiden Seiten des Atlantiks über ihn mit „Trump ist Hitler“ zusammenfassen. Ein offensichtliches Bauernopfer wird seine Kritiker nicht plötzlich auf seine Seite ziehen. Sie werden erst zufrieden sein, wenn Trump sich entweder völlig dem System ergibt oder sein Amt niederlegt. Viel wahrscheinlicher ist daher, dass, sollte Bannon tatsächlich entlassen worden sein, Trumps fragwürdige Berater ihren Teil dazu beigetragen haben und das System so versucht, ihn in seine Finger zu bekommen. Ihn von dem Mann abzuschneiden, der einer seiner engsten und treuesten Vertrauten war und zudem eine wichtige Brücke zu seiner Basis darstellt, wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Wie dem auch sei, Bannon zeichnet ein düsteres Bild über die Zukunft der Präsidentschaft Trumps. Er sagte: „Die Trump-Präsidentschaft, für die wir gekämpft und die wir errungen haben, ist vorüber“. Weiter sagte Bannon, er erwarte, dass die restlichen Berater Trumps versuchen werden, ihn in konventionelle Bahnen zu lenken. Bannon gibt sich jedoch nicht geschlagen. Ganz im Gegenteil, Bannon erklärte in einem Interview mit Bloomberg: „Wenn es da draußen Verwirrung geben sollte, lassen Sie mich das klarstellen: Ich verlasse das Weiße Haus und ziehe für Trump gegen seine Widersacher in den Krieg.“ In diesem Krieg scheint Bannon sich wohl der großen Zahl an Trump Anhängern bedienen zu wollen. Er sagte, dass trotz dem Ende der Präsidentschaft Trumps, für die er und andere gekämpft hätten, er aus ihr noch etwas mit der großen Bewegung, die geblieben sei, machen wolle.

Genau wie Trump scheint aber auch die Bewegung, die er hervorbrachte oder der er zumindest zum Durchbruch verhalf, in einer Zerreißprobe zu stecken. Nach der Machtdemonstration der amerikanischen Rechten in Charlottesville, blies das Establishment zum Gegenangriff und das, was durch die „Unite the Right“ Demonstration vereint werden sollte, droht nun noch mehr zu zersplittern. Die moderaten Elemente der diversen Gruppierungen ließen sich vom Geschrei der Medien in Panik versetzen und, anstatt wie einige der Radikalen dem Sturm zu trotzen, gaben sie nach. Man begann sich zu distanzieren, zu erklären, man sei ja gar nicht rassistisch und möchte mit solchen Leuten auch nichts zu tun haben, außerdem hätte man ja noch schrecklich viele farbige, schwule und sogar jüdische Freunde. Die Medien schert dies natürlich wenig und so werfen diese nach wie vor fröhlich die unterschiedlichsten Bewegungen in einen Topf, reden eine Kollektivschuld des gesamten rechten Spektrums an den Ereignissen herbei und erwähnen dabei mit keinem Wort die Taten des linken Mobs. Wie in Bezug auf Trump ist auch hier nichts anderes von den Medien zu erwarten. Keine noch so klare und deutliche Distanzierung wird ihnen genügen, sie werden so lange weiter lügen und hetzen, bis die neue Rechte Amerikas entweder so zahm wie die Republikaner ist, oder aufhört zu existieren.

Der Bruch zwischen Moderaten und Radikalen war jedoch schon länger abzusehen und bei einer so breiten Bewegung auch nicht überraschend. Beispielsweise existiert seit einigen Monaten ein als „Alt-Lite“ bekannter, vage definierter Personenkreis, den man als Abspaltung der Alt-Right betrachten könnte. Der Hauptunterschied zwischen beiden Gruppierungen ist, dass die Alt-Right tendenziell eher einen ethnozentrischen Nationalismus anstrebt, die Alt-Lite sich dagegen nicht als rassistisch betrachtet und daher diese Form des Nationalismus ablehnt. Dass zwei so unterschiedliche Anschauungen in ein und derselben Bewegung zu Spannungen führen müssen, versteht sich von selbst. Charlottesville führte daher früher und schneller den ohnehin unvermeidlichen Bruch herbei.

Es sind gerade solche Ereignisse, die die Spreu vom Weizen trennen, und es ist besser, dass der Bruch jetzt geschieht, als im entscheidenden Moment vor dem Sieg. Amerikas neue Rechte mag aus diesem Bruch zahlenmäßig geschwächt hervorgehen, in Entschlusskraft und weltanschaulicher Klarheit wird er sie jedoch stärken.

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