Erlangen: Gedenken an Walter Flex

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Am 100sten Todestag des Dichters Walter Flex kamen Aktivisten des „III. Weg“-Stützpunktes Nürnberg-Fürth in Erlangen zusammen, um dem bekannten deutschen Schriftsteller und Lyriker zu gedenken. Geboren im Jahre 1887 in Eisenach, studierte Flex ab 1906 in Erlangen. Er wurde am 15. Oktober 1917 bei einem Gefecht im Rahmen der Eroberung der Insel Ösel an der Ostfront schwer verwundet und erlag am Tag darauf im Lazarett von Peudehof seinen Verletzungen. Der Schriftsteller studierte vor dem Ersten Weltkrieg in Erlangen Germanistik und Geschichte und war Mitglied bei der Burschenschaft der Bubenreuther. Während seines Studiums wohnte er in der Friedrichstraße 16 der Hugenottenstadt, wo heute eine kleine Gedenktafel an ihn erinnert. Vor dieser fanden sich am Abend des 16. Oktobers 2017 Aktivisten ein, um dem großen deutschen Schriftsteller zu gedenken. Kerzen wurden entzündet, ein Kranz abgelegt und 100 Jahre nach seinem Ableben hörten die Mauern wieder seine alten Gedichte.

Walter Flex wurde am 6. Juli 1887 als zweiter von vier Söhnen des Gymnasiallehrers Professor Dr. Rudolf Flex geboren. Zusammen mit drei Brüdern, die alle ebenfalls begabte Schreiber waren, wuchs er auf, zwei jüngeren, Martin und Otto, und einem älteren, Konrad. Die beiden ersteren kämpften und starben gleichfalls für Deutschland. Otto Flex fiel im September 1914 neunzehnjährig als Leutnant in Frankreich. Martin Flex starb als Oberleutnant der Reserve am 21. Februar 1919 an einer Rippenfell- und Lungenentzündung im Städtischen Krankenhaus zu Hannover. Vor Antwerpen schwer verwundet, kehrte Martin Flex geheilt an die Front zurück und kämpfte weiter, bis ihn im September 1918 im Felde die Krankheit ergriff. Noch auf dem Krankenbette war Martin mit der Herausgabe des „Wolf Eschenlohr“ (Walters letztem dichterischen Entwurf) beschäftigt und las die Druckbogen des Werkes, dessen Erscheinen auch er nicht erleben sollte.

Gedenktafel in Erlangen
Gedenktafel in Erlangen

Walters und Martins Tod erlebte der Vater, Professor Flex, schon nicht mehr, denn dieser starb im Sommer 1917 an einer Gehirnblutung, erst 62 Jahre alt. „Seine Liebe und Arbeit galt Bismarcks Schöpfung“, wurde auf sein Grabkreuz gemeißelt. Auch seine Frau Margarete war gesundheitlich angeschlagen und verbrachte Wochen im Sanatorium in Blankenburg. Als ihr Sohn Martin 1919 in Eisenach beigesetzt wurde, schoss die vorläufige Reichswehr drei Salven Salut: „Für jeden meiner Jungen einen Schuß“. Die Mutter starb ein halbes Jahr später im Alter von 57 Jahren. Sie wurde neben Martin und ihrem Mann beerdigt. Auf ihrem Grabstein stehen Verse von Walter Flex:

„Wer auf die preußische Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selber gehört.“

Konrad überlebte den Krieg und schrieb die Vorworte zu zahlreichen Werke seines Bruders Walter. Im Vorwort zur Briefauswahl schrieb Konrad Flex dann auch:

„Trotz aller Tröstungen der Religion und Philosophie wird die Trauer zu Zeiten übermächtig. Andere werden zurückkehren, wenn die Friedensglocken läuten. Mein Kind kehrt niemals wieder! Die in Walhall Einzug gehalten haben, brauchen nicht mehr auf staubigen Erdenstraßen zu marschieren.“

Das Buch mit den Briefen der Mutter, die drei Söhne verlor, ist nie erschienen.
Walters dichterische Begabung zeigte sich schon früh, als er mit 11 Jahren ein Gedicht zu Ehren des Eisernen Kanzlers Bismarck verfasste. Diese Verehrung für Bismarck behielt er bei und schrieb später die Werke „Klaus von Bismarck“, „Zwei Bismarcks unter schwedischen Fahnen“ und die Erzählung „Der eiserne Kanzler“.
Während seiner Erlanger Studentenzeit wurde ihm 1910 eine besondere Ehre zuteil: er wurde zum Hauslehrer der Bismarck-Enkel berufen, zuerst nach Varzin und später nach Friedrichsruh. 1911 promovierte er in Erlangen zum Thema „Die Entwicklung des tragischen Problems in den deutschen Demetriusdramen von Schiller bis in die Gegenwart“. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wirkte Walter Flex in der sich um die Jahrhundertwende gegründeten deutschen Jugendbewegung.
„Mit uns zieht die neue Zeit“, mit dieser gesungenen Parole wandte sich die Jugendbewegung ab vom eitlen und verhätschelten Spießbürgertum. Den rebellischen Geist dieser Jugend brachte Flex in vielen seiner Gedichte zum Ausdruck. In seinen Werken „Wallensteins Antlitz“ sowie „Geschichte und Geschichten vorn dreißigjährigen Krieg“ ahnte er schon den bald darauf folgenden Krieg, der auch sein Schicksal bestimmen sollte, voraus.
1914 meldete sich Walter Flex – wie unzählige seiner Kameraden der Jugendbewegung – als Kriegsfreiwilliger des 3. Niederschlesischen Infanterie-Regimentes 50 zur Front. Im September 1914, nach dem Kriegstod seines jüngeren Bruders, schrieb er in einem Brief an seine Eltern:

 

„Wir dürfen für nichts eigenes mehr Dauer verlangen, so lange die Dauer des Volkes bedroht ist.“

Pflichtbewußtsein, Haltung und Vaterlandsliebe – dies sind die preußischen Eigenschaften, die den schon jung aus dem Leben geschiedenen Walter Flex prägten. Er stritt wahrlich mit Feder und Schwert für sein deutsches Vaterland und wurde nach seinem Tod 1917 zum Leitbild und gefeierten Dichter der deutschen Jugendbewegung.

Walter Flex als Soldat
Walter Flex als Soldat

Der Krieg prägte ihn zutiefst und seine innere soldatische Haltung kann man in der von ihm verfaßten Schützengrabenschilderung „Der Wanderer zwischen beiden Welten“ nachlesen. Im Schützengraben schrieb er auch das bekannte Lied „Wildgänse rauschen durch die Nacht“. Aus dieser Zeit rührt auch sein Gedicht „Die Dankesschuld“:

Ich trat vor ein Soldatengrab
und sprach zur Erde tief hinab:
„Mein stiller grauer Bruder du,
das Danken läßt uns keine Ruh’.
Ein Volk in toter Helden Schuld
brennt tief in Dankes Ungeduld.
Daß ich die Hand noch rühren kann,
das dank’ ich dir, du stiller Mann.
Wie rühr’ ich sie dir recht zum Preis?
Gib Antwort, Bruder, daß ich’s weiß!
Willst du ein Bild von Erz und Stein?
Willst einen grünen Heldenhain?“
Und alsobald aus Grabes Grund
ward mir des Bruders Antwort kund:
„Wir sanken hin für Deutschlands Glanz.
Blüh’, Deutschland, uns als Totenkranz!
Der Bruder, der den Acker pflügt,
ist mir ein Denkmal, wohlgefügt.
Die Mutter, die ihr Kindlein hegt,
ein Blümlein überm Grab mir pflegt.
Die Büblein schlank, die Dirnlein rank
blühen mir als Totengärtlein Dank.
Blüh’, Deutschland, überm Grabe mein
jung, stark und schön als Heldenhain!“

Nachdem Walter Flex am 16. Oktober 1917 im Gefecht fiel wurde er auf dem Dorffriedhof von Pöide beigesetzt. Das Holzkreuz verfiel bald und an seine Stelle kam eine Gedenktafel, die nach Kriegsende entfernt wurde; als namenloses Grab blieb die Stätte aber erhalten.

„Als Walter Flex am 15. Oktober verwundet wurde, hatte er eine Kartentasche umhängen, in der sich außer einigen Karten die Handschrift des zweiten Kapitels vom »Eschenlohr« befand. Außerdem waren darin ein Notizbuch, das hauptsächlich Entwürfe zu den Gedichten der Sammlung »Im Felde zwischen Nacht und Tag« enthielt, und ein schwarzes Quartheft, in dem noch zahlreiche lose Blätter lagen. Nach seiner Verwundung legte er seinem Burschen ans Herz, diese Mappe besonders gut aufzuheben, da sie sehr wichtige Dinge enthalte. So gingen die Gedanken des sterbenden Dichters um dieses sein letztes Werk, das er nicht mehr vollenden sollte. Mit anderen Gegenständen wurde dann diese Mappe den Angehörigen sorgfältig verpackt aus dem Felde zugesandt. Die tödliche Kugel war mitten hindurchgegangen und hatte die Handschrift des »Eschenlohr« sowie das schwarze Quartheft samt den darin befindlichen Papieren durchbohrt. Die Mappe muß einige Zeit, vielleicht halb geöffnet, auf der Erde gelegen haben, denn die Papiere waren beschmutzt, die Blätter zum Teil miteinander verklebt (zum Teil allerdings auch durch die Gewalt des Schusses aneinander geheftet) und die Zeilen teilweise vom Regen verwaschen. Daß etwas von dem Inhalt verloren gegangen sein sollte, ist nicht wahrscheinlich, da der Bursche mit großer Sorgfalt und Liebe verfahren ist. Der Dichter hat also nur die ersten beiden Kapitel vollendet, im übrigen aber den Plan, der fertig vor ihm stand, mit ins Grab genommen.“ — Dr. jur. Konrad Flex (Eisenach, im März 1919)

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