Dieses Jahr jährte sich das Wartburgfest zum 200. Mal. Das erste Wartburgfest wurde im Jahre 1817 abgehalten, ein Tag mit historischem Hintergrund, da es zugleich der 300. Jahrestag des Beginns der Reformation und der 4. Jahrestages der Völkerschlacht bei Leipzig war. Die Wartburg galt als deutsches Nationalsymbol, da sie Martin Luther 1521/22 als Zufluchtsort diente. Mit der Übersetzung der Bibel hat Luther der deutschen Sprache eine verbindliche Gestalt gegeben, welche als Zeichen des Widerstandes gegen jede kulturelle Fremdbestimmung stand.
Der Hintergrund des Festes war die tiefe Sehnsucht vieler Deutscher, die nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon die Hoffnung auf eine Erneuerung der Reichseinheit hatten. Die Idee nach einem geeinten Deutschland veranlasste daher Studenten der Universität Jena, welche bis dahin in der Tradition der Landsmannschaften organisiert waren, die Urburschenschaft im Jahre 1815 zu gründen. Ziel dieser neuen studentischen Verbindung war es, die deutsche Einheit und vor allem die ,,Tugend der Nation“ an der Universität vorzuleben. Viele dieser Studenten hatten in den Befreiungskriegen im Lützowschen Freikorps oder als freiwillige Jäger gedient.
Zum Festakt am 18. Oktober 1817 erschienen ca. 450 Studenten von dreizehn Universitäten, welche oft tagelange Fußmärsche hinter sich hatten. Im Rittersaal der Burg wurden unter dem Motto ,,Ehre, Freiheit, Vaterland´´ verschiedene Reden gehalten. Anschließend gab es ein Festessen, bei diesem unter anderem mit Hilfe von Trinksprüchen und Hochrufen Martin Luther und drei prominente Gefallene des Befreiungskrieges gedacht wurde. Nach dem Festessen zogen die Burschenschafter mit einem Fackelzug auf den nahe gelegenen Wartenberg, auf welchem mehrere Siegesfeuer zum Gedenken an die Völkerschlacht entzündet wurden. Im späteren Verlauf kam es an dieser Stelle zu symbolischen Bücherverbrennungen, bei welchen man Werke, welche die aristokratische Kleinstaaterei verteidigten oder die junge deutsche Nationalbewegung schmähten, sowie verschiedene Symbole der repressiven Obrigkeit dem Feuer übergab.
Im Nachgang dieses 18. Oktobers wurden die Gedanken des Wartburgfestes mithilfe des Jenaer Professors Heinrich Luden in einem Programm zusammengefasst. Die 35 Grundsätze und 12 Beschlüsse wurden von vielen als das erste deutsche Parteiprogramm bezeichnet.
Die Folge des Festes war vorallem Empörug, explizit aus den preußischen Gefilden stieß der Gedanke eines geeinten Deutschland auf Gegenwehr, da diese sich an das Vorgehen der Jakobiner während der französischen Revolution erinnert fühlten. Es wurde sogar verlangt, die Universität in Jena zu schließen und studentische Verbindungen zu verbieten. Dieser Aufforderung kam man allerdings nicht nach, dennoch kam es nur wenig später zu den repressiven Karlsbader Beschlüssen, die sich insbesondere gegen die revolutionäre studentische Jugend richtete. Ein relevanter Aspekt ist, dass an diesem Tage die Nationalfarben des geeinten Deutschlands festgelegt wurden, Schwarz-Rot-Gold. Diese gingen auf die Uniformfarben des Lützowschen Freikorps zurück, dessen Uniform schwarz mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen war.
Die deutsche Reichsgründung erfolgte über 50 Jahre später mit Beginn der Wirksamkeit der neuen Verfassung zum 1. Januar 1871 unter König Wilhelm I., welcher dort zum deutschen Kaiser proklamiert wurde. Auch bei der Verfassung des deutschen Reiches nahm man – genauso wie bei der Weimarer Republik und bei der Beratung zum Grundgesetz – Bezug auf die Beschlüsse des Wartburgfestes.
Auch in diesem Jahr fanden sich hunderte junge Deutsche auf der Wartburg ein, als die Deutsche Burschenschaft zur 200. Jahrfeier des Wartburgfestes lud. Neben einem Symposium des Vereins für burschenschaftliche Geschichtsforschung und eines Besuchs der Wartburg stand insbesondere der Festkommers mit über 1000 Teilnehmern unter dem banner „Ehre, Freiheit, Vaterland“ im Mittelpunkt des Festes.