Otto I. konnte auf dem von seinem Vater Heinrich I. gefestigten Königtum weiterbauen. Er stützte sich auf die ihm übergebene königliche Macht und konnte so der deutschen Königsmacht durch seine Kriege in Frankreich und Italien auch nach außen Geltung verschaffen. Er arbeitet zäh und energisch an der Hebung und Festigung der Reichsgewalt und kämpfte um ihretwillen gegen Brüder und Söhne. 962 brachte er seine weltbeherrschende Stellung durch die Erneuerung der Kaiserwürde zum Ausdruck. Er ließ sich in Rom zum „Römischen Kaiser Deutscher Nation“ krönen. Wenn dieser Schritt auch verhängnisvoll für die Geschichte geworden ist, so zwingt das Lebenswerk dieses Kaisers doch zur Bewunderung. Er besiegte die Ungarn am 10. August 955 auf dem Lechfelde, warf verschiedene Aufstände nieder und – hier liegt seine große Bedeutung – betrieb in großzügiger Weise Ostkolonialpolitik. Denn neben den Kämpfen um die Einigung des Reiches sicherte Otto die Ost- und Nordgrenzen, die trotz der Siege seines Vaters immer wieder von den Böhmen, Dänen, Slawen und Ungarn heimgesucht wurden. Er schuf als Wall gegen die äußeren Feinde des Reiches mehrere Marken, von denen aus die deutsche Herrschaft durch seine getreuen Gefolgsleute Hermann Billung und Markgraf Gero ausgedehnt wurde. Sie schufen die Grundlagen zur Rückeroberung alten deutschen Volksbodens. Der am 23. November 912 geborene Otto I. steht als ein Deutscher vor uns, als ein Führer von staatsmännischer Größe und politischem Weitblick.
„Der kämpfe waffne sich, eh‘ er zum Kampfe geht;
es ist zu spät, wenn er in Feindes Mitten steht.
So mit Grundsätzen magst du wappnen dich und schirmen
vor Leidenschaften, eh‘ sie selber dich bestürmen.“ Friedrich Rückert
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