Die populistische österreichische Partei FPÖ möchte den Deutschen in Südtirol die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglichen. Die Pläne stoßen auf große Zustimmung unter der Südtiroler Bevölkerung, die seit Jahrzehnten unter italienischer Fremdherrschaft lebt. Ein Gesetzesentwurf hierzu liegt in Österreich jedoch noch nicht vor und soll nach dem Willen der regierenden ÖVP nur „in Abstimmung mit Rom“ kommen.
Südtirol ist der südlichste Teil Deutschlands und befindet sich seit 1919 unter italienischer Besetzung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die bis dato zur Habsburger Monarchie gehörige Region gegen den Willen der Bevölkerung annektiert. Zahlreiche Italiener, speziell aus dem Süden Italiens, wurden dort angesiedelt und die deutsche Bevölkerung wurde scharfen Repressionen ausgesetzt. Unter anderem wurde in den Schulen ausschließlich Italienisch gelehrt.
Das Dritte Reich hatte, aus Rücksichtnahme auf den Bündnispartner Italien, vorerst keine Schritte zur Heimkehr Südtirols unternommen. 1939 erfolgte das sogenannte „Hitler-Mussolini-Abkommen“, das die deutschsprachigen Südtiroler vor die Wahl stellte, entweder für Deutschland zu optieren und dorthin auszuwandern oder in Südtirol zu verbleiben und die italienische Staatsbürgerschaft zu behalten. Dies änderte sich mit dem Fall Mussolinis im September 1943. Am 10. September 1943 wurde Südtirol per Führerentscheid in das Deutsche Reich wiedereingegliedert. Nach Kriegsende wurde die Region jedoch erneut an Italien angeschlossen. Der Widerstand wuchs gegen die Besetzung und es kam zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Bütteln der römischen Zentralregierung. Die Südtiroler konnten sich gewisse Autonomierechte erkämpfen, doch das Joch der Fremdherrschaft blieb bestehen.
Ihre Volkszugehörigkeit haben die Südtiroler jedoch nie vergessen. Trotz der Umerziehungsmaßnahmen lebt der Stolz auf die eigene Identität unter dem Schutt der Zeit fort. Auch nach fast 100 Jahren sind die Südtiroler kein Stück italienisch geworden. Im Gegenteil: Vielleicht ist grade hier, wo man besonders hart um seine eigene Kultur ringen muss, deutsche Art und Sitte noch präsenter als in den meisten anderen Landesteilen. Deutsche Sprache, regionale Mundart, Kultur, Brauchtum und Heimatliebe blühen hier auch unter den jungen Generationen.
Entsprechend freudig wird in Meran, Bozen und Brixen die Nachricht aufgenommen, dass Österreich den Südtirolern die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglichen möchte. Das Angebot soll sich an alle Südtiroler richten, die der deutschen oder der verwandten ladinischen Sprachgruppe angehören und sich bei der Sprachgruppenerklärung dazu bekannt haben. Dies wäre im Rahmen der italienischen Gesetze sogar rechtlich zulässig, doch sträuben sich die Italiener vehement gegen diese Zukunft.
Für viele Italiener stellt Südtirol eine Art Kriegsbeute dar. Viele faschistische und nationalchauvinistische Parteien sind gegen das freie Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler. Auch die Regierung in Rom ist verärgert von dem Angebot der Österreicher. Dabei bleibt zunächst einmal abzuwarten, ob die großen Versprechungen aus Wien überhaupt eingehalten werden. Der Gesetzesentwurf befindet sich bislang lediglich „auf einem guten Weg“ wie der FPÖ-Politiker Werner Neubauer bekannt gab. Eine Umsetzung sei dann nach dem Willen des österreichischen Kanzlers Kurz nur in enger Zusammenarbeit mit Rom denkbar. In einem Gespräch mit Journalisten sagte er: “Es besteht der starke Wunsch vieler Südtiroler nach einem Doppelpass. Dieser Punkt ist im Regierungsprogramm festgesetzt. Wir haben stets klar gesagt, dass wir in Abstimmung mit Rom vorgehen werden. Es besteht kein Grund zur Aufregung für Italien”
Dass die italienische Regierung hier keine Kompromissbereitschaft zeigen wird, ist absehbar. So könnte sich der vermeintliche Aufbruch in die Freiheit doch als Sturm im Sandglas entpuppen und spätestens nach der nächsten Wahl wieder in Vergessenheit geraten. Es bleibt daher weiterhin Aufgabe der Nationalisten in Südtirol weiter selbst den Freiheitskampf fortzuführen. „Der Dritte Weg“ stellt in Punkt 10 seines Parteiprogramms unmissverständlich klar, dass Deutschland größer als die BRD ist. Die Partei unterstützt daher unsere Brüder und Schwestern jenseits der Alpen im Kampf um die Freiheit und wird auch weiterhin auf das Schicksal der Deutschen außerhalb der BRD und Österreich aufmerksam machen.