Die Königsdisziplin solcher Konflikte ist der zwischen Juden und Moslems, Antisemitismus gegen Islamophobie. Auf beiden Seiten wartet die Hitlerkeule, doch schweigen kann man auch nicht, denn auch einfach nichts zu sagen, reicht schon, um von einer oder gleich beiden Seiten der stillen Parteinahme und selbstverständlich rechten Gedankengutes bezichtigt zu werden. Ist es dann man wieder soweit und ein Kulturbereicherer klärt handfest einen Kippaträger über dessen Meinung zum Palästinakonflikt auf, dann ist erst einmal das Geschrei des Zentralrates Ersterer groß.
Antisemitismus sei auf dem Vormarsch, werde gesellschaftsfähig und reiche bis in die Mitte der Gesellschaft. Doch da der Täter nicht nur Haare auf dem Kopf, sondern auch im Gesicht hatte, springt gleich der Zentralrat Letzterer mit dazu und erklärt sich empört über jegliche Verallgemeinerungen. Am Ende weicht man dann meist einer wirklichen Konfrontation aus und lenkt lieber die Aufmerksamkeit auf die, die keinen Zentralrat haben, der lauthals ihre Interessen verteidigt. Die Deutschen. Die Nazis seien ja die, von denen die meisten antisemitischen Straftaten ausgehen würden. Darin ist man sich einig, alle gegen die Kartoffeln.
Um diesen Behauptungen den Anschein eines faktischen Fundamentes zu verleihen, beruft man sich gerne auf Statistiken. Viele trauen schon lange solchen Erhebungen nicht mehr und auch was diese Zahlen anbelangt, hat sich der Verdacht bestätigt. Darauf deutet zumindest eine noch nicht veröffentlichte Antwort des Berliner Senates auf eine Anfrage des FDP-Innenpolitikers Marcel Luthe hin, der zufolge antisemitische Straftaten, bei denen kein Motiv erkennbar war, kurzerhand einfach unter „Rechts“ verordnet wurden. Selbst wenn es dafür keinerlei Anhaltspunkte oder Belege gab. Die Zahl der Straftaten, die die rot-rot-grüne Regierung so ihrem politischen Gegner unterschob, ist dabei durchaus beachtlich. Von den im Jahr 2018 in Berlin erfassten 324 antisemitischen Taten wurden 253 als politisch Rechts motiviert eingestuft, jedoch bei grade einmal 133 war mutmaßlich ein eindeutig rechter Hintergrund erkennbar. Bei den verbleibenden 120, also fast bei der Hälfte, konnte kein Motiv festgestellt werden, die Schuld schob man trotzdem nach Rechts. Grade einmal drei Vorfälle tauchten in der Statistik als „nicht zuzuordnen“ auf.
Die Anfrage der FDP mag diese Praxis wieder ein wenig ins Rampenlicht gerückt haben, aber wirklich neu ist das Ganze nicht. Bereits 2017 erklärte der die Bundesregierung beratende „Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus“ in einem Bericht „Fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten werden grundsätzlich immer dann dem Phänomenbereich PMK-Rechts zugeordnet“ und dass dadurch „möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild“ entstehen würde. So würden generell Schriftzüge wie „Juden raus“, wenn kein Täter ermittelt werden konnte, als rechts motiviert eingestuft. Noch absurder: Selbst „Sieg Heil“ Rufe auf einer antisemitischen Al‐Kuds‐Demonstration im Juli 2014 wurden unter rechtsextrem motivierter Kriminalität verbucht. Auch eine Umfrage unter Juden ergab, dass 62 Prozent der Beleidigungen und 81 Prozent der körperlichen Angriffe von Moslems ausgehen würden. Im Vergleich dazu wurden 2018 grade einmal 62 Straftaten in den Kategorien ausländische und religiöse Ideologien aufgeführt.
Es ist zu bezweifeln, ob man im links regierten Berlin etwas an dieser offenkundigen Ungerechtigkeit ändern wird, denn dazu müsste man sich zunächst eingestehen, dass nicht nur Engel über das Mittelmeer zu uns kommen, doch dazu scheint bis jetzt noch nicht einmal das Klagen der schätzenswertesten aller Minderheiten auszureichen. In der Zwischenzeit können wir uns zumindest gewiss sein, dass wir vor der kulturellen Bereicherung alle gleich sind.