Wortwörtlich sagte er zur „Welt“: „Jeder Mensch braucht ein Grundgerüst an Rechtschreibkenntnissen, das ist gar keine Frage. Aber die Bedeutung, Rechtschreibung zu pauken, nimmt ab, weil wir heute ja nur noch selten handschriftlich schreiben“.
Nach Kretschmann gebe es ja inzwischen „kluge Geräte“, die von sich aus bereits Grammatik und Rechtschreibfehler korrigieren.
Dabei spielt er wohl auf das Smartphone an, welches mittlerweile beinahe jeder besitzt und mit sich herumträgt.
„Ich glaube nicht, dass Rechtschreibung jetzt zu den großen, gravierenden Problemen der Bildungspolitik gehört“, tönte der Grünen Politiker weiter.
Winfried Kretschmann, der selbst in der Vergangenheit als Chemie- und Biologielehrer tätig war, erhält hierbei Rückendeckung ausgerechnet vom Grundschulverband Baden-Württemberg.
„Ja, wir brauchen Rechtschreibung. Aber bitte doch von den Prioritäten her nicht als Allerwichtigstes“, erklärte Hans Brügelmann, Verbandsmitglied und emeritierter Professor für Grundschulpädagogik.
Auch die Landesvorsitzende Doro Moritz der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), hat Ministerpräsident Kretschmann im Streit um die Rechtschreibung in Schutz genommen.
Umstrittener Vorstoß
Ob der Vorstoß des Grünen Politikers eher darauf abzielt, es ausländischen Einwanderern in der deutschen Schule zu erleichtern, das hohe Niveau der Rechtschreibkunst für jeden erreichbar zu machen, oder die Digitalisierung des Schulunterrichts dadurch gezielt nach vorne zu treiben, bleibt erst einmal so in den Raum gestellt.
Wenn man sich hingegen die Kommentarspalten auf öffentlichen Seiten oder auch bei diversen Chatprogrammen ansieht, so kommt man zu dem Schluss, dass eher eine Verwahrlosung voranschreitet.
Oftmals liest man Kommentare im primitivsten „Höhlendeutsch“ mit Buchstabenaneinanderreihungen, die lieber an einen kryptischen Brief glauben lassen als an einen tatsächlichen Satz. Soviel zum Thema „kluge Geräte“.
Die Geräte und Software mögen da sein, aber sie werden nicht benutzt.
Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing, äußerte sich ebenso kritisch zu Kretschmanns „klugen Geräten“ und sagte:
„Die Autokorrektur reicht nicht, weil der Computer nicht jeden Fehler ausmerzt, geschweige denn richtige Kommas setzt, um Sinnzusammenhänge und Zusammenhänge zwischen Neben- und Hauptsätzen zu verdeutlichen“.
Auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD), hatte eher Kritik für den Grünen Ministerpräsidenten übrig und meint dazu: „Wir müssen in den Schulen dafür Sorge tragen, dass unsere Schülerinnen und Schüler richtig rechnen, lesen und schreiben lernen.“ Zu den Allheilgeräten, die das Denken für die passende Rechtschreibung übernehmen sollen, sagte sie: „Aber wer sich in Sachen Rechtschreibung auf sie verlassen muss, ist schnell verlassen“.
Rechtschreibung insgesamt bedeutend
Kretschmann scheint trotz seiner Lehrerlaufbahn verkannt zu haben, dass die Rechtschreibung auch noch andere Aspekte betrifft, die für die Bildung und das Denken von großer Wichtigkeit sind.
Wer einen Satz richtig schreiben möchte, der muss sich mit dem Satz und dem Satzbau auseinandersetzen, ihn also logisch aufschlüsseln und verstehen. Hierbei wird vor allem bei der Anwendung der Rechtschreibregeln das Verständnis und das Denken angesprochen. Dies kann durchaus als Training für das Gehirn bezeichnet werden, welches von vielen leider zu selten benutzt wird. Des Weiteren ist die deutsche Rechtschreibung auch ein Stück unserer deutschen Kultur und sollte somit mit anderen Augen betrachtet werden.
Die Grünen haben durch zahlreiche vergangene Zitate selbst gezeigt, wie wenig sie von der Deutschen Kultur halten; somit ist dieser Vorstoß Kretschmanns nicht unbedingt verwunderlich. Ob als nächstes Pionierstück der Einebnung von Bildung und Logik vielleicht das Rechnen zugunsten des Taschenrechners abgeschafft wird klingt zwar zunächst einmal lächerlich, doch ist es wirklich undenkbar?
Das ist ungefähr so, als wenn jemand trotz Navigation Gerät in den Fluß fährt nur weil es so angezeigt wurde.
Längst hat die korrekte grammatische Rede auch in den Medien den Rückzug angetreten; Werden dort sogar von Moderatoren Sätze falsch formuliert, beispielsweise mit dem Bindewort ‚weil‘ zu Anfang: „Weil, so macht man das heute nunmal.“
Dabei muß es natürlich korrekt lauten: „Weil man das heute nunmal so macht.“ Wer im Alltag aufpasst, wird diesen sprachlichen Fehler in fast jedem Gespräch zu hören bekommen. Neben einer enormen Anzahl von Fremdwörtern ist dieses Problem eines der gravierendsten, da eine korrekte Grammatik das Grundgerüst für jeden Satz in einer Sprache bildet. Fehlt es hieran, kommt am Ende nur sprachlicher Unsinn heraus.
Äußerst bedenkliche „Entwicklung“ linker Widersacher.
Ein sinnvoll, anregender Kommentar dazu auf VK:
„Sogar darüber könnte man ja vor einem anderen ideologischen Hintergrund reden. Die größten Werke deutscher Sprache wurden vor dem Totalitarismus des Duden erschaffen, seit welchem ein festgezurrtes Richtig und Falsch zu sehr an manchen Äußerlichkeiten gemessen wird. Die sogenannte Rechtschreibreform seit den 90ern (es ist nicht die erste) gab vor, gegen die verängstigende und hemmende Verbindung von Strenge und Kompliziertheit zu kämpfen, aber sie zwang die Lehrer nur, eine vorherige zwanghafte Strenge durch eine neue zu ersetzen, deren Regeln allerdings bereits begannen, das Denken selbst über die tiefen und präzisen Werkzeuge Sprache zu behindern, anstatt jene einfach nur zu lockern und jenen Schreibern die volle deutsche Sprache zu erlauben, welche sie auch beherrschen können. Diktatorische Zwangsvereinfachung mit dem Ausländerdeutsch als Maßstab. Diese neue Strenge des Dümmlichen erleichtert überdies die Maschinenlesbarkeit des Deutschen und seine Verständlichkeit nicht nur für Ausländer, sondern auch für künstliche Intelligenz. … puzzlesteine …“
Für die Neue Weltordnung zählen die Sprachen nicht viel – schließlich ist Sprache Denken, und umgekehrt! Identitätsstiftende Kulturen und Sprachen – der Nationalschatz eines jeden Volkes – soll zur Unkenntlichkeit verhunzt werden.
Jeder Irrtum in der Wissenschaft oder der Geschichtsschreibung, selbst wenn er Jahrzehnte gegolten hat, läßt sich korrigieren, aber eine verdorbene Kultur und Sprache ist nicht wiederherzustellen. Mit ihr stirbt der Volksgeist.