Ein Herbstspaziergang in Oberschleißheim: Über „Bürgerliche“

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National Revolutionär Sozialistisch Eine Revolution wird stets von einer entschlossenen Minderheit, nicht jedoch von der breiten Masse gemacht. Die Mehrheit des Volkes ist vorrangig an politischer Stabilität interessiert, um in Ruhe ihren persönlichen Belangen nachgehen zu können. Auch wenn ein neues Prekariat entstanden ist, lebt die Mehrheit weiterhin offenbar in gutbürgerlichen Verhältnissen. Es überrascht daher nicht, dass die nationalrevolutionäre Bewegung heute weit davon entfernt ist, eine Massenbewegung zu sein. Dennoch gibt es keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein Spaziergang im barocken Schlossgarten zu Oberschleißheim gab dem Autor Anlass, sich einmal mit dem Verhältnis von „bürgerlicher Mitte“ und nationalrevolutionärer Bewegung zu beschäftigen.

 

Wo „gute Demokraten“ ihren Sonntagvormittag verbringen

Es ist ein ungewöhnlich sonniger Herbsttag Ende September. Nach tagelangem Regen zieht es jung und alt an die frische Luft, die möglicherweise letzten Schönwettertage des Jahres voll auszukosten. Auch mich zieht es nach draußen und so geht es hinaus in den Schlossgarten zu Oberschleißheim bei München. Die Oberschleißheimer Schlossanlagen wurden überwiegend zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert errichtet und zeugen von der Begeisterung der bayerischen Kurfürsten für französischen Prunk und Eleganz. Die festlichen Anlagen wurden nach Versailler Vorbild errichtet, doch von den Wittelsbachern letztlich kaum genutzt. Seit dem 19. Jahrhundert stehen Teile des Areals auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. In Zeiten von Masseneinwanderung und Überfremdung sind heute für Münchner Verhältnisse auffallend viele Deutsche zu sehen. Hier flanieren gut gelaunte Herren und Damen, überwiegend im gesetzten Alter, durch die langen Lustgänge und Alleen, vorbei an Springbrunnen und barocken Statuen. Die Parkplätze sind hoffnungslos überfüllt mit neuen BMW und hochpreisigen Geländewagen.

Eine Idylle, die offenbar nicht trügt. Denn wer des Öfteren in oberbayerischen Kleinstädten und Dörfern Flugblätter verteilt, weiß, dass zu diesen Wagen auch die entsprechenden Garagen und Eigenheime vorhanden sind. Oft reibt man sich nach allem, was in den letzten Jahren geschehen ist, verwundert die Augen: Wie kommt es, dass die Herrschenden sich noch immer auf soliden Wahlergebnissen ausruhen können? Wie kann eine CDU, die heute nicht mal nach außen hin einen klassisch-konservativen Anstrich hat, noch immer unangefochten regieren? Wie kann eine Partei, die sich vorwiegend mit Problemen marginaler Randgruppen und einer Klimapolitik, die ebenfalls keine Alltagsprobleme der breiten Bevölkerung tangiert, so einen steilen Aufstieg hinlegen? Und wieso sinkt scheinbar die Nachfrage nach einer wahrhaft nationalen Politik?

Natürlich lassen sich vielfältige Ursachen aufzählen: jahrzehntelange Umerziehung, das Versagen der „nationalen Opposition“ in den letzten Jahrzehnten, die hinterlistig-geschickte und ausgeklügelte Hetze gegen „Rechts“. Doch eine gewissermaßen unbequeme Erkenntnis ist auch der Fakt, dass es vielen Deutschen tatsächlich an nichts fehlt. Der zweifellos vorhandene Wohlstand wird vom deutschen Michel mit den Altparteien in Verbindung gebracht. Als sei es nicht die mühselige Arbeit der Kumpels, der Bauern und der Fabrikarbeiter, althergebrachte deutsche Tugenden und der Schöpfergeist genialer deutscher Ingenieure gewesen, die unser Wirtschaftswunder still und regsam ermöglicht hätten. Als seien es ein Peter Altmaier, eine Angela Merkel und ein Markus Söder, denen der Wohlstand zu verdanken ist. Dennoch stehen die Altparteien in der Volksmeinung für Kontinuität und dadurch Stabilität. Diese Stabilität ist für Bürgerliche oberstes Gebot. Schon die „Androhung“ einer revolutionären Veränderung versetzt den gutbürgerlichen Wohlstandsbürger in nahezu panische Angst. So ist die beinahe lakaienhafte Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit zu erklären. Ehe der Kontostand in Gefahr gerät, rückt man doch lieber von unbequemen Positionen ab.

 

Wir alle sind ein Volk

Es liegt in der Natur der Sache, dass die besseren Schichten daher weit entfernt davon sind, die nationalrevolutionäre Bewegung zu unterstützen. Auch umgekehrt lässt sich eine gewisse Antipathie nicht verhehlen, wenn einem die grau melierten Herren in ihren Lacoste-Hemden und die Damen mit den Gucci-Handtaschen entgegenkommen. Wenn man ihren Gesprächen über Golfpartien, vorteilhafte Vermögensberatungen und Steueroptimierung lauscht, wünscht man sich nichts sehnlicher als den Kameraden zur Seite, der derbe Schoten vom letzten Knast-Aufenthalt zum Besten gibt. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Bewegung auch für die Herren im feinen Zwirn auf die Straße geht. Sie mögen uns nicht verstehen, und doch gehören auch sie zu unserem Volk. Auch wenn sie eine verräterische Politik unterstützen, sind sie doch auch Eltern deutscher Söhne und Töchter, tragen unsere Kultur und Lebensweise weiter und sprechen unsere Sprache.

Bei allen überspitzten Formulierungen muss festgehalten werden, dass sie noch die Mehrheit in diesem Lande stellen. Es nützt nichts, hinter jeder neuen Protestbewegung den lang ersehnten allgemeinen Volksaufstand zu wittern. So lange der Wohlstand nicht in krassem Ausmaß schwindet, was ja im Grunde genommen nicht einmal wünschenswert ist, wird die breite Masse in Agonie verharren. Doch in vielen Kinderzimmern und in vielen Ein-Zimmer-Studentenbuden wohnt eine neue Generation. Junge und nicht mehr ganz so junge Deutsche, die Wohlstand nicht mehr als einzigen Indikator für Glück sehen. Die in sich eine Leere fühlen, die sie nur halbwegs mit einem hektischen, lauten und exzessiven Lebensstil übertünchen können. Viele von ihnen sind nie mit einer Alternative zum nihilistischen Zeitgeist in Kontakt gekommen, kennen allenfalls noch hohle kulturmarxistische Phrasen. Unter all den Massenmenschen schlummern sie verborgen wie Perlen im Meer. Die Idealisten, für die Deutschland nicht eine Art Verkehrspolizist ist, der auf die Einhaltung von Regeln für Individuen achtet, sondern ein gewaltiger Organismus, der seit Jahrtausenden besteht und es wert ist, höchste Opfer zu bringen. Wir müssen sie nur finden.

1 Kommentar

  • Danke dafür, hat mich an diesem Sonntag wahrhaft lächeln lassen.

    DZ 04.10.2020
  • Eine Gesellschaft wird sich immer in Schichten aufteilen. Der Maßstab muss aber immer die untere Schicht sein: geht es ihr gut, geht es dem Volk gut. Als stärkste Wirtschaft Europas müsste der Neuwagen und das Eigenheim für jeden möglich sein. Das zeigen andere europäische Staaten mit deutlich geringerem BIP. Wir werden von der Lobbypolitik bewusst klein und arm gehalten, um den Exportmotor zu fördern. Darunter leiden nicht nur wir sondern auch die Bevölkerungen Europas.
    Der soziale Friede kann nur durch divide er impera: arm oder reich, systemloyal oder „Nazi“ aufrecht erhalten werden. Die Bürgerlichen müssen erst noch verstehen, dass ihr Wohlstand auf lange Sicht in Gefahr ist, bevor sie sich der Revolution anschließen.

    Benjamin Dittmar 04.10.2020
  • Schöner Artikel. Auch in der Kürze den Status Quo der BRDDR treffend analysiert.

    Löwenherz 03.10.2020
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