Vom Terrorstaat Israel befeuert: Der Berg-Karabach-Konflikt

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Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan ist erneut aufgeflammt. Es geht um die Gebirgsregion Berg-Karabach, von Armenien auch als Arzagh bezeichnet. Die Region ist mehrheitlich von ethnischen Armeniern besiedelt, wurde jedoch zu Zeiten der Sowjetunion der Aserbaidschanischen Sowjetrepublik zugeordnet. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Vielvölkerprojekts kam es zu ethnischen Spannungen, die sich in einem blutigen Konflikt entluden. Seitdem steht die Region Berg-Karabach faktisch unter armenischer Verwaltung. Mit den aktuellen Kampfhandlungen versucht Aserbaidschan, diese Verhältnisse wieder zu kippen. Das muslimische Land kann dabei auf massive Unterstützung aus der Türkei und aus Israel zurückgreifen.

 

Vertrackte Situation im Kaukasus: Der Berg-Karabach-Konflikt

Die Situation auf dem Kaukasus ist vertrackt und eine Lösung liegt in weiter Ferne. Sowohl für Armenien, als auch für Aserbaidschan hat die Region Berg-Karabach einen hohen Stellenwert. Für das christliche Armenien ist die Region als Ort zahlreicher Klöster, Gotteshäuser und historischer religiöser Stätten von Bedeutung. Die Bewohner der abgeschiedenen Bergregion gelten als besonders tapfere Kämpfer. Auch das turkstämmig-muslimische Aserbaidschan beruft sich auf eine Tradition, bis ins 18. Jahrhundert gab es in der Region ein Khanat Karabach, das sich erbittert gegen eine persische Eroberung wehrte. Die Region nimmt daher für beide Länder einen wichtigen identitätsstiftenden Platz ein. Derzeit besteht im Berg-Karabach ein armenisches Protektorat, das international von keinem einzigen Staat anerkannt wird. Ethnisch ist die Sache klar: weil im Zuge des 1994 endenden letzten Krieges die Mehrheit der Aserbaidschaner vertrieben oder getötet worden war, leben hier heute fast ausschließlich Armenier. Allerdings besetzt Armenien auch einen Korridor um die Region, dessen Bevölkerung gemischt ist. Einmal mehr hat sich in dem Konflikt das Scheitern multikultureller Fantasien an der Realität bewiesen.

 

Schlechte Karten: Armenien steht einer Übermacht gegenüber

Sowohl von der Bevölkerungszahl, der Landesgröße, als auch in militärischer Hinsicht ist Armenien Aserbaidschan klar unterlegen. Hinzu kommt, dass Aserbaidschan auf die aktive Unterstützung durch die Türkei sowie massive Waffenlieferungen aus Israel bauen kann. Armenien hat mit Georgien und dem Iran lediglich zwei benachbarte, freundlich gesinnte Länder. Die Türkei ist dem Land historisch feindlich gesinnt (man erinnere sich an die türkischen Pogrome im vergangenen Jahrhundert an den Armeniern) und zudem Aserbaidschan fast brüderlich verbunden, weil die Aserbaidschaner ein turkstämmiges Volk sind. Die Türkei interveniert in dem Konflikt bislang offenbar aktiv durch die Entsendung pro-türkischer Söldner aus Syrien. Diese erneute militärische Einmischung ist interessant, weil sich die Türkei trotz angespannter Wirtschaftslage bereits in Syrien und Libyen kostspielige militärische Abenteuer leistet und obendrein Streitigkeiten mit Zypern und Griechenland pflegt.

Israel unterstützt Aserbaidschan, weil die Länder seit Langem enge Handelsbeziehungen pflegen. Auch die Ukraine hat sich auf die Seite Aserbaidschans gestellt. Armenien hat derzeit keine nennenswerten Unterstützer. Die als bedeutend geltende armenische Diaspora in den USA konnte keine pro-armenische Haltung der amerikanischen Politik durchsetzen. Amerika hält sich bislang vornehm zurück und rät beiden Parteien zu Friedensverhandlungen. Die EU ist auch in diesem Konflikt einmal mehr handlungsunfähig und zeigt sich lediglich „besorgt“. Auch der Iran drängt auf Friedensverhandlungen und unterstützt Armenien nicht. Potenziell könnte einzig Russland mit einem Militärschlag Armenien unterstützen, doch damit riskiert Russland eine direkte Auseinandersetzung mit der Türkei.

 

Äußere Konflikte als Ablenkung von inneren Problemen

Warum kommt es gerade jetzt zu Kampfhandlungen? Sowohl im demokratischen Armenien als auch im autokratisch geführten Aserbaidschan stehen die Regierungen aufgrund der Corona-Krise innenpolitisch unter Druck. Dabei ist die Situation in Aserbaidschan für Langzeitherrscher Ilham Iliev kritischer als für die erst vor zwei Jahren an die Macht gelangte Regierung in Armenien. Mit der bewährten Strategie der Konzentration auf äußere Feinde können die Regierungen von den innenpolitischen Problemen, insbesondere der enormen Korruption, ablenken. Während Aserbaidschan als öl- und gasreiches Land generell wirtschaftlich gut da steht, hat Armenien mit 17,9 Prozent eine verhältnismäßig hohe Arbeitslosenquote. Durch die niedrigen Öl- und Gaspreise wurde Aserbaidschan zusätzlich zu den Folgen der Corona-Krise getroffen. Aserbaidschan plant derzeit die Fertigstellung eines Gaskorridors, der den Absatzmarkt Europa erreicht. Dieses Projekt soll vor potenziellen armenischen Attacken geschützt werden. Bislang kam es zu isolierten Kampfhandlungen zwischen beiden Ländern. Möglicherweise stellten die aktuellen Kämpfe jedoch nur eine Probe der Verteidigungsbereitschaft Armeniens dar, denen eine weiterreichende Offensive folgen wird.

Hier einige Kennzahlen, um die beiden Staaten vergleichen zu können. In Aserbaidschan leben 10,1 Millionen Menschen, Armenien hat 3 Millionen Einwohner. Mit einer Fläche von 86 600 Quadratkilometern ist Aserbaidschan im Verhältnis zum 29 740 Quadratkilometer fassenden Armenien knapp dreimal so groß. Aserbaidschan verfügt über 67 000 Soldaten, 307 000 Reservisten und ein Mobilisierungspotenzial von 5 Millionen Männern. Armenien hat 45 000 Soldaten, 171 000 Reservisten und kann maximal auf 1,7 Millionen Mann zurückgreifen. Aserbaidschan hat 135 Militärflugzeuge und Helikopter, Armeniens Luftwaffe verfügt über 64 Maschinen. Aserbaidschan verfügt über 1451 militärische Gerätschaften wie Haubitzen, Panzer und Raketenwerfer, Armeniens Potenzial liegt hier bei 747 schweren militärischen Geräten.

Die Situation für Armenien sieht also, wenn es nicht zu einem raschen Frieden oder einer russischen Intervention kommt, schlecht aus. Für die Bevölkerung des Berg-Karabach-Gebietes sind das keine guten Aussichten. Erneut könnte es zu Vertreibungen und Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung kommen. Zahlreiche heilige christliche Stätten, die zum Weltkulturerbe gehören, könnten geplündert und zerstört werden. Eine nachhaltige Zukunftsperspektive ist nicht in Sicht.

1 Kommentar

  • Die Türken haben dort 1915 ein Massaker angerichtet und ca. 1,5 Millionen Menschen getötet. Die Nato und leider auch Wir unterstützen diesen Wahnsinn! Ich hoffe, wir können uns mal lösen von all den Pseudo-Staaten der vereinigten Demokraten. Deutschland-Russland ist die Zukunft von Europa, der Rest sind alles Schurken, mit der Philosophie: „Wer zahlt, der malt.“. Heute so, morgen so!! Wir müssen erwachen sonst ist unser Ende sehr nahe!

    Landsknecht 08.10.2020
  • Konflikte an der russischen Grenze sind immer willkommen.

    Wilhelm 08.10.2020
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