Laut dem Gründungsmythos Roms wurden die zwei Brüder Romolo und Remo vom bescheidenen Hirten Faustolo gefunden und seiner Ehefrau Acca Larenzia, die den Beruf der „Lupa“, also der Prostituierten ausübte, übergeben. Der graue Platz im Viertel Tuscolano in Rom hat also einen gewissen mythologischen, martialischen Ursprung, der teilweise vom Makel der Prostitution befleckt wurde. Das Blutvergießen ist gewissermaßen im Schicksal seines Namens geschrieben. Gefolgt von der Neugeburt, der Beginn und Ritus einer Zivilisation im Namen zweier Brüder.
Auch Franco Bigonzetti, 20, und Francesco Ciavatta, 18, sind Brüder: Brüder im Kampf. Am 7. Januar 1978 um 18.20 werden sie von einem kommunistischen Kommando erschossen, als sie das Büro des Movimento Sociale Italiano in via Acca Larenzia, Rom, verlassen. Franco stirbt noch an der Stelle des Attentats. Andere Kameraden können sich verletzt ins Innere zurückziehen. Francesco wird aber von den Angreifern verfolgt und mit einem Rückentreffer getötet.
In den Stunden nach dem Attentat versammeln sich immer mehr Militanten am Ort des Geschehens. Ein Journalist begeht einen Fehler, der in den Augen der Anwesenden einer Todsünde gleicht. Er wirft gedankenverloren einen Zigarettenstummel auf eine Blutlache am Boden. Es folgen schwere Tumulte und Auseinandersetzungen zwischen den Kameraden auf einer Seite und der Polizei und den Carabinieri auf der anderen. Was folgt, ist bis heute leider nicht abschließend geklärt worden. Laut vielen Zeugen zielt ein Kapitän der Carabinieri auf Mannshöhe. Seine Dienstwaffe hat aber eine Ladehemmung, also lässt er sich die Waffe eines Kollegen geben und trifft so den dritten Märtyrer dieses Abends, Stefano Recchioni, 19, Gitarrist der nationalen Musikgruppe Janus, mitten in die Stirn. Im Jahr 1983 wurde der Offizier endgültig von der Justiz freigesprochen, laut ihm wurde der tödliche Schuss von roten Terroristen, die vor Ort waren, abgefeuert. Das Drama hat leider noch kein Ende. Wenige Monate nach der Tragödie wählt Francescos Vater den Freitod, indem er eine Flasche Salzsäure trinkt.
Einige Tage nach dem Attentat bekennen sich die kommunistischen „Nuclei Armati per il Contropotere Territoriale“ für die Morde. Die Ermittlungen wurden schleppend vorangebracht. Im Jahr 1987, dank den Aussagen einer Kronzeugin, wurden einige linke Militante der außerparlamentarischen Organisation „Lotta Continua“ verhaftet. Einer von ihnen beging am ersten Tag in der Zelle Selbstmord, die anderen wurden entweder in erster Instanz freigesprochen oder flüchteten gleich nach Nicaragua.
Im Jahr 1988 wurde eine der im Attentat benutzten Waffen in einem Unterschlupf der „Brigate Rosse“ gefunden. Die gleiche Waffe, ein Skorpion Maschinengewehr, wurde für mindestens drei weitere Morde der BR benutzt.Bezeichnend für die damalige Situation in Italien ist die Tatsache, daß der Ursprung der Waffe bis ins Jahr 1977 zurückverfolgt werden konnte. In dem Jahr wurde sie von einem Polizeiinspektor erworben.
Der Anschlag hat weitere tragische Folgen. Viele der Anwesenden fühlen sich alleine, im Kampf gegen die linke Fraktion im Stich gelassen und wählen selbst den terroristischen Untergrund. Unter ihnen Francesca Mambro und Giusva Fioravanti, die Gründer der „Nuclei Armati Rivoluzionari“.
Seitdem wird jedes Jahr an die Gefallenen erinnert. Am 10. Januar 1979 wird Alberto Giaquinto, 17, von einem Zivilbeamten der Polizei mit einem Rückentreffer getötet.
Auch dieses Jahr trafen sich trotz Corona-Zwangsmaßnahmen cirka 1000 Kameraden von CasaPound Italien und weiteren nationalen Bewegungen zum Gedenken.