In der Bundesrepublik sind Barzahlungen so beliebt wie kaum in einem anderen Land. Doch auch hierzulande werden die Möglichkeiten von Bargeldzahlungen sukzessive eingeschränkt: Seit Anfang August muss für Beträge, die die Höhe von 10.000 Euro überschreiten, zwingend ein Herkunftsnachweis vorgelegt werden, sofern das Geld in Bar bei einer Bank eingezahlt werden soll. Die bei den Banken eingehenden Herkunftsnachweise müssen von diesen kundenbezogen archiviert werden. Zwar gibt es Ausnahmen für Geschäftskunden, bei denen das regelmässig vorkommt, wie beispielsweise Autohändler, dennoch mehren sich seit geraumer Zeit die Stimmen, welche den mit dieser Massnahme verbundenen Aufwand beklagen.
Ineffektive Massnahme zur Bekämpfung von Geldwäsche
Neben dem kritisierten Aufwand wird auch Sinn und Wirksamkeit der Massnahme, die auf eine Bekämpfung der Geldwäsche abzielt, bezweifelt. Die von der Bankenaufsicht BaFin geforderten Herkunftsnachweise seien oftmals nicht geeignet, einen tatsächlichen Nachweis über die Mittelherkunft zu erbringen. Oft genügten Pseudonachweise, um Verdachtsmomente zu entkräften, womit das eigentliche Ziel der Geldwäschebekämpfung nicht realisiert werden könne.
Die Europäische Kommission plant seit geraumer Zeit, Bargeldzahlungen generell stark einzuschränken. Die diesbezüglichen Regeln sind in den EU-Ländern bislang recht unterschiedlich: Während es in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Zypern keine Obergrenzen für Zahlungen in Cash gibt, gelten in Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal und Spanien bereits zum Teil rigorose Bargeldlimits. Die Obergrenze für Bargeldzahlungen liegt in Italien bei 3000 Euro, in Frankreich und Portugal bei 1000 Euro. In Griechenland ist die Maximalhöhe für Bargeldgeschäfte auf 500 Euro beschränkt.
Totale Kontrolle der Verbraucher
Zukünftig soll EU-weit eine Beschränkung für Bargeldgeschäfte auf maximal 10.000 Euro gelten. Verbraucherschützer warnen vor der Einführung derartiger Einschränkungen, die anonymes Einkaufen letztlich verunmöglichen. Befürchtet wird eine totale Kontrolle der Verbraucher, mit allen sich daraus ergebenden Missbrauchsmöglichkeiten.
Doch Frankreich geht die von der Europäischen Union anvisierte Einführung eines Bargeld-Limits nicht weit genug. Geht es nach Bruno Le Maire, soll die Maximalhöhe für Cashzahlungen zukünftig deutlich unter 10.000 Euro liegen. Auch wenn bislang keine konkrete Summe genannt wurde, drängen die Franzosen drängen auf eine EU-weite Regelung, die legale Bargeldzahlungen drastisch einschränken würde.
Sollte sich Frankreich mit seinen Forderungen durchsetzen, wäre dies der Anfang vom Ende des Bargeldes in Europa. Anonyme Zahlungen würden weitgehend eingeschränkt, eine Totalüberwachung der Finanztransaktionen jedes Bürgers würde in greifbare Nähe rücken. Finanzgeschäfte mittels Kredit-, Prepaid- und Debitkarten werden selbstverständlich von den beteiligten Finanzunternehmen registriert, bei Zahlungen mittels Smartphone wären gegebenenfalls auch Internetgiganten wie Google oder Apple involviert. Je nach nationalen gesetzlichen Regelungen hätte der Staat Zugriff auf die dabei anfallenden Daten.
Negativzinsen und Preissteigerungen
Zudem würde im Rahmen einer weitgehenden Abschaffung des Bargeldes die Abhängigkeit von Banken immens steigern. Zahlungen ohne eine direkte Beteiligung einer Bank wären nahezu ausgeschlossen. Dabei ist auch zu bedenken, dass in den zurückliegenden Jahren zunehmend auch auf Privat- und Sparkonten Negativzinsen von den Finanzinstituten erhoben wurden.
Zu befürchten wäre ebenso eine Zunahme der Verschuldung von Privatpersonen. Schuldnerberater verweisen auf die Gefahren bargeldloser Zahlungen mittels Kreditkarte, die Konsumenten regelmässig dazu verleiten, weit über die eigenen Verhältnisse hinaus einzukaufen.
Schlussendlich kann auch eine Teuerung im Rahmen der Abschaffung des Bargeldes nicht ausgeschlossen werden. An jeder Transaktion mittels Kreditkarte verdienen Kartennetzwerke wie Visa oder Mastercard sowie Zahlungsdienstleister wie Six kräftig mit. Händler haben für die Transaktionen Gebühren – sogenannte „Interchange Fees“ – zu entrichten, die über die Preise auf den Kunden abgewälzt werden. Auch Bargeldzahlungen sind für Händler mit Kosten verbunden. Allerdings dürften diese Kosten insbesondere bei kleineren Zahlungen deutlich geringer ausfallen als die „Interchange Fees“. Die bei einer Abschaffung des Bargeldes sich erhöhenden Kosten für die Händler dürften letztendlich die Kunden zu berappen haben.