Lieferengpässe: Kurzarbeit bei VW und Opel

Home/Politik, Gesellschaft und Wirtschaft/Lieferengpässe: Kurzarbeit bei VW und Opel

Aufgrund von Lieferengpässen bei Halbleitern stehen bei VW in Wolfsburg und bei Opel in Eisenach die Bänder still. Tausende Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Die Angst vor Werkschließungen und Massenkündigungen geht um. Doch nicht nur die Automobilindustrie befindet sich in der Krise: Auch die Stahlunternehmen leiden. Aufgrund der hohen Strompreise hat mit der Swiss Steel Group das erste Unternehmen nach staatlichen Hilfen gerufen.

 

Kommt die Krise?

Aktuell befindet sich die Weltwirtschaft offenbar auf dem Weg in die Krise. Dies hängt vor allem mit den steigenden Kosten für Energie zusammen. Der Verbrauch steigt weltweit, auch bedingt durch den Umstieg auf erneuerbare Energien kann dieser jedoch nicht mehr adäquat gedeckt werden. In China hat dies beispielsweise dazu geführt, dass phasenweise bedeutsame industrielle Komplexe heruntergefahren werden. In der global vernetzten Weltwirtschaft bleibt so etwas nicht ohne Folgen. Es entstehen Lieferengpässe, die auch auf deutschen Werkplätzen für Stillstand sorgen.

Am Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg fehlen Elektrochips. Viele Mitarbeiter befinden sich in einer bereits mehrfach verlängerten Kurzarbeit. Der VW-Chef Herbert Diess soll nun offensiv Gedankenspiele über Jobstreichungen vorgetragen haben, heißt es aus Unternehmenskreisen. So soll er Parallelen zu den Überkapazitäten in den 1990er-Jahren gezogen haben, als allein der Umstieg auf die 4-Tage-Woche 30 000 Arbeitsplätze retten konnte. Je länger die Lieferengpässe anhalten, desto wahrscheinlicher wird der Arbeitsplatzabbau. Die Gewerkschaft IG Metall äußerte prophylaktisch energischen Protest. Doch was passiert, wenn VW seine neuen E-Autos an anderen Standorten im Ausland herstellen lassen würde? VW steht zudem unter Druck: Insbesondere Tesla macht VW mit seinem neuen Werk in Grünheide bei Berlin Konkurrenz. Es ist fraglich, ob geplante neue Großprojekte wie der „Tesla-Fighter“ in Hannover oder der konzerneigenen Software-Sparte Cariad erfolgreich sein werden.

 

 

Auch bei Opel in Eisenach fehlen Teile. Daher hat der Konzern nun bekanntgegeben, sein Werk mindestens bis Jahresende zu schließen. Ein Sprecher des Mutterkonzerns Stellantis erklärte: „Die globale Automobilindustrie befindet sich aufgrund der anhaltenden Pandemie und einem weltweiten Mangel an Halbleitern in einer Ausnahmesituation. In dieser anspruchsvollen und unsicheren Lage plant Stellantis, Anpassungen der Produktion vorzunehmen“. Betroffen sind 1300 Mitarbeiter. In Eisenach wird bislang ausschließlich das SUV-Modell Opel Grandland produziert. Der Stillstand bei Opel dürfte auch zahlreiche Zuliefererbetriebe treffen, die in der Umgebung angesiedelt sind. Erst 2022 soll die Produktion wieder anlaufen. Voraussetzung ist natürlich, dass bis dahin die Lieferketten wieder stehen.

Auch die Stahlindustrie befindet sich in der Krise. Sie leidet vor allem aufgrund der hohen Strompreise. Diese liegen derzeit zehnmal so hoch wie noch vor drei Jahren. Während die Unternehmen damals noch knapp 20 Euro für die Megawattstunde Strom zahlten, sind es nun an die 200 Euro. Dabei steigen die Preise weiter und weiter. Unter diesen Voraussetzungen ist die Herstellung von Stahl nicht mehr rentabel. Unternehmen könnten daher den Betrieb einstellen. Auch die Preise für Rohöl und Gas explodieren.

Der Chef der Swiss Steel Group, Frank Koch, forderte gegenüber dem Spiegel: „Wir brauchen jetzt unmittelbar eine Entlastung“. Das Unternehmen, das in Deutschland unter dem Namen Deutsche Edelstahl Werke neuen Stahl aus Altmetall anfertigt, unterhält vier Standorte in Nordrhein-Westfalen. Dort sind etwa 4000 Beschäftigte tätig. Für den Umwandlungsprozess werden erhebliche Mengen Strom benötigt. Der Konzern sieht aktuell nur zwei Möglichkeiten: Stopp der Produktion oder ein kräftiger Aufschlag auf die Produkte. Manager Koch verlangt nach einer raschen Stabilisierung der Strompreise. Auch andere Unternehmen in der Branche sollen betroffen sein. Es ist jedoch fraglich, ob von der kommenden Regierung Subventionen zu erwarten sind. Ebenso fraglich erscheint, ob die EU-Kontrollgremien solche Subventionen akzeptieren würden.

 

Raumgebundene Volkswirtschaft statt Globalisierung

Immer öfter sorgt die Abhängigkeit von Ländern wie China oder Russland für Probleme. Schlüsselindustrien sind global verteilt worden und nur in wenigen Ländern vorzufinden. Ähnliche Probleme wie bei der Stromversorgung oder bei der Herstellung von Chips gibt es auch in der Pharmaindustrie.

Hier zeigen sich bislang kaum beachtete Schwachstellen des kapitalistischen Systems. Zum einen führt der systemimmanente Wachstumszwang zu einer rabiaten Ausbeutung der Vorkommen des Planeten. Systempolitiker suggerieren einen „grünen Kapitalismus“, der dies durch das Ausweichen auf andere Energiequellen auffangen könnte. Doch dies ist eine trügerische Hoffnung, da auch für „grüne“ Alternativen wie dem E-Auto oftmals Bodenschätze wie Lithium benötigt werden. Die zweite Schwachstelle sind globale Abhängigkeiten. Es ist rein ökonomisch betrachtet nicht lukrativ, an vielen Standorten weltweit zu produzieren. Folglich kommt es zu einer Konzentration an wenigen Zentren. Gibt es nun an genau diesen zentralen Wirtschaftsstandorten Schwierigkeiten, trifft dies die gesamte Weltwirtschaft.

Für beide Probleme stellt die raumgebundene Volkswirtschaft, wie sie die Partei „Der III. Weg“ propagiert, die Lösung. Nationale Grenzen sorgen zwangsläufig für eine Einhegung kapitalistischer Wachstumstriebe. Auch Zölle auf Einfuhren ausländischer Güter wirken regulierend. Das mag aus liberal-ökonomischer Sicht zunächst abschreckend wirken, ist aber ökologisch betrachtet die einzige Lösung. Schluss mit Globalisierung – hin zur regionalen Produktion! Die Schaffung eigener Produktionen ist auch mit Blick auf die Digitalisierung zielführend. Langfristig betrachtet könnten in Deutschland Millionen Arbeitsplätze wegfallen. Somit werden Kapazitäten frei für neue Industriezweige in Deutschland. Es muss daher das Ziel sein, mehr in Deutschland zu produzieren und nicht, wie es die gegenwärtige Politik gestattet, immer mehr Unternehmen ins Ausland abwandern zu lassen.

1 Kommentar

  • Daß ´Autos keine Autos kaufen´ stellte Henry Ford schon vor hundert Jahren fest.

    Es findet eine „Marktbereinigung“ statt. Chipmangel und Energie mögen mit Ursache sein, vor allem ein vorgeschobener Grund um Werkschließungen durchzuführen.

    Die ökonomische Entwicklung ist schmerzhaft notwendig, für wirkliche gesellschaftliche Veränderungen!

    RW 20.10.2021
×

Schneller und einfacher Kontakt über WhatsApp - Einfach auf den unteren Button klicken!

 

×