Korsika: Schwere Unruhen nach Angriff auf Seperatistenführer Yvan Colonna (+Videos)

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Vor rund einer Woche wurde der in Frankreich inhaftierte korsische Unabhängigkeitsanführer Yvan Colonna von einem muslimischen Mitgefangenen bei einem Angriff schwer verletzt und liegt seitdem im Koma. Seit Jahren bat Yvan Colonna nach einer Verlegung in ein Gefängnis auf Korsika, weil seine Sicherheit auf dem französischen Festland nicht gewährleistet sei.

Der 61 Jahre alte Colonna wurde in einem gesicherten Fitnessraum in der Haftanstalt Arles am 2. März von einem als gefährlich eingestuften Islamisten angegriffen. Eine Videoaufzeichnung dokumentiert, wie sich der 36-jährige Häftling Franck Elong Abe, der den Fitnessraum reinigen sollte, auf den überraschten Colonna stürzte. Der Islamist versuchte, Colonna eine Plastiktüte über den Kopf zu stülpen und damit zu ersticken. Colonna überlebte die Attacke schwer verletzt und liegt seitdem hirntot im Krankenhaus von Arles im Koma.

Nachdem sich die Nachricht vom feigen Mordversuch auf Colonna verbreitete, kommt es auf Korsika jeden Tag zu Unruhen. Dabei wenden die korsischen Nationalisten auch Gewalt an, indem sie Gebäude der französischen Regierung oder Verwaltung mit Steinen, Feuerwerkskörpern und Molotowcocktails angreifen. Es kommt auch regelmäßig zu Straßenschlachten mit der Polizei. Zuletzt stand der Justizpalast in Ajaccio auf der Mittelmeerinsel in Flammen. Nationalisten waren in das Gebäude eingedrungen und legten im Inneren Feuer. Eine Filiale der Bank Crédit Agricole wurde mit einem Bagger eingerammt und schwer beschädigt.

Auf telegram unter t.me/AnonymeCitoyen findet man einige Videos von den Protesten auf Korsika.

Yvan Colonna ist ein korsischer Nationalist, der wegen der Ermordung des damaligen Präfekten des korsischen Départements Corse-du-Sud, Claude Érignac, zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Yvan Colonna wurde wegen „krimineller Vereinigung im Zusammenhang mit einer terroristischen Unternehmung“ für den Sprengstoffanschlag auf die Gendarmerie in Pietrosella (Corse-du-Sud) im Jahr 1997 angeklagt. Dabei wurden zwei Gendarmen als Geiseln genommen und die Waffe entwendet, mit der später der Präfekt Érignac erschossen wurde. Er soll als Aufpasser gedient haben, weshalb er am 20. Juli 2011 verurteilt wurde.  Colonna selbst hat während und nach dem Prozess immer wieder seine Unschuld beteuert. (Quelle: Wikipedia)

Den Videos nach sind besonders viele junge Menschen an den Protesten beteiligt. Der Sprecher der nationalistischen Jugendbewegung „Ghjuventù Paolina“, Pierre-Francois Filippi, sagte gegenüber Medienvertretern, daß der Mordanschlag auf Colonna das Fass zum Überlaufen gebracht habe. „Seit sechs Jahren warten wir auf eine größere Autonomie, aber die Regierung antwortet einfach nicht“.

56,5 Prozent der Wähler stimmten bei der letzten Regionalwahl auf der Mittelmeerinsel 2017 für das nationalistische Bündnis von Gilles Simeoni und Jean-Guy Talamoni. Die nationalistischen Parteien – darunter linke wie rechte – unter ihren Anführern Gilles Simeoni und Jean-Guy Talamoni streben eine größere Autonomie für Korsika an, aber wollen im Gegensatz zu den Katalanen vorerst keine vollständige Loslösung von Frankreich. Seit dem 1. Januar 2018 besteht Korsika nur noch aus einer einzigen Verwaltungseinheit, für die in zwei Runden 63 Abgeordnete gewählt wurden.

Gilles Simeoni, der seit 2015 Präsident der korsischen Territorialverwaltung ist, sagte vor der Wahl: “Es geht heute nicht um die Unabhängigkeit, daran denkt nur eine Minderheit, in unserem Bündnis bilden die Befürworter einer Autonomie die Mehrheit. Wir wollen, dass Korsika in den nächsten zehn Jahren vollständig autonom wird, mit allen Rechten und Handlungsmöglichkeiten. Diese Forderung wird auch von anderen politischen Bewegungen getragen, bei der Linken wie bei der Rechten, die Mehrheit der Korsen will es so. Und ich hoffe sehr, dass wir diese Forderungen bei den Verhandlungen mit der französischen Regierung werden durchsetzen können.

Die korsischen Nationalisten haben drei Hauptforderungen aufgestellt

Im Zuge der Autonomie Korsikas muss Frankreich die korsische Sprache neben dem  Französischen als offizielle Sprache anerkennen. Außerdem fordern die Nationalisten die Freilassung korsischer Häftlinge aus den Gefängnissen auf dem französischen Festland. Die Nationalisten fordern für ihre Unabhängigkeitskämpfer, die sie richtigerweise als politische Häftlinge ansehen, Amnestie. Die Nationalisten fordern darüber hinaus eine völlige Steuerhoheit Korsikas und ein Vorkaufsrecht der Einheimischen beim Kauf von Immobilien auf Korsika – um gegen wohlhabende Franzosen vom Festland eine Chance zu haben.

Jahrzehntelang kämpften auf Korsika Befreiungsgruppen gewaltsam für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Die wichtigste Untergrundgruppe, die Frontu di Liberazione Naziunale Corsu [nationale Befreiungsfront Korsikas] (FLNC), erklärte im Sommer 2014 das Ende des bewaffneten Kampfes. Bisher kämpften die Befreiungsnationalisten vor allem gewaltsam gegen den französischen Staat und verübten regelmäßig Anschläge auf Wohnungen und Ferienanlagen gegen die Vorherrschaft der Franzosen und gegen Symbole des Zentralstaats wie Rathäuser und Polizeireviere. Der französische Staat wird als Besatzungsmacht ihrer korsischen Heimat angesehen.

Nach dem Mordversuch an Colonna und keinem wirklichen Fortschritt bei den Unabhängigkeitsbestrebungen trotz eines klaren Sieges der Unabhängigkeitsbefürworter bei den letzten Wahlen entlädt sich der Unmut der korsischen Nationalisten auf den Straßen der Städte Korsikas.

Nationalisten lehnen Islamisierung und Überfremdung ab

Auch gegen die zunehmende Islamisierung und Überfremdung ihrer Heimat kämpfen korsische Nationalisten nicht erst seit dem islamistischen Anschlag auf den Separatistenführer. Korsische Nationalisten drohen schon 2016 dem „Islamischen Staat (IS)“ und radikalen Moslems mit Vergeltung, sollten diese ein Attentat auf der französischen Mittelmeerinsel begehen. Ein islamistischer Anschlag konnte nach eigenen Angaben der FLNC sogar schon verhindert werden.

In letzten Jahren kam es auf der Mittelmeerinsel immer wieder zu Spannungen zwischen Korsen und muslimischen Invasoren. Im Dezember 2015 kam es zu mehrtägigen antiarabischen Protesten in der korsischen Hauptstadt Ajaccio, nachdem ein Mob nordafrikanischer Männer zuvor in einem Problemviertel Feuer gelegt hatte, um die Rettungskräfte in eine Falle zu locken und über sie herzufallen.

In der damals veröffentlichen Mitteilung in der Tageszeitung „Corse Matin“ hieß es u. a.:

Ihr müsst wissen, dass wir auf jeden Angriff gegen unser Volk, ohne zu zögern, eine unerbittliche Antwort folgen lassen.“ IS-Anhänger werden als „Prediger des Todes“ bezeichnet, die einer „mittelalterlichen Philosophie“ anhingen. Außerdem solle der französische Staat aufhören, „der ganzen Welt Lektionen in Sachen Demokratie zu erteilen. Nur so kann Frankreich vermeiden, dass die Konflikte, die es überall sät, wie ein Bumerang auf den eigenen Boden zurückkommen.“ Die FLNC fordert alle Moslems in Korsika auf, auf „betont auffällige religiöse Zeichen“ zu verzichten.

 

Wer hat Anspruch auf einen eigenen Nationalstaat?

Was sind die grundlegenden Voraussetzungen für die Bildung eines eigenen Nationalstaates? Wer hat einen völkerrechtlichen Anspruch auf ein eigenes Staatsgebilde?

  1. Die Menschen des zukünftigen Staates müssen ein eigenes Volk mit eigener Sprache und Kultur darstellen, welche sich wesentlich von derer unterscheidet, von dessen Staatsgebilde man sich ablösen möchte.
  2. Das Volk muss einen historisch angestammten Lebensraum vorweisen können, indem auch heute noch das eigene Volk die Mehrheit der Gesamtbevölkerung darstellt.
  3. Die Bildung eines eigenen Staates kommt nur dann in Frage, wenn es im Grenzland nicht schon einen Staat mit selbigen Volksangehörigen gibt.

 

 

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