Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt, so will es das EU-Parlament. Das Jahr 2035 soll den Anfang vom Ende der Ära dieser zuverlässigen Technologie markieren. Danach dürfen in der Europäischen Union (EU) nur noch emissionsneutrale Neuwagen verkauft werden. Diesen folgenschweren Entschluss brachten 339 EU-Abgeordnete zustande, die sich bei 24 Enthaltungen gegen 249 Gegenstimmen durchsetzen konnten. Die Verschärfung von CO2-Emissionen für PKW und leichte Nutzfahrzeuge ist Teil des Pakets „Fit für 55“, das die Klimaneutralität Europas als Ziel formuliert.
Die Abneigung unserer grünen Politkaste gegenüber fossilen Brennstoffen ist nichts Neues. Seit Jahrzehnten wird die Dringlichkeit eines Ausstiegs propagiert und vorbereitet. Im Dezember 2019 erwies uns Ursula von der Leyen mit Ihrem Zauberstreich, dem sog. European Green Deal, schließlich diesen Bärendienst. Ihr Konzept sieht vor, den Ausstoß an Treibhausgasen in der Europäischen Union bis 2050 auf Null zu senken. Das Paket „Fit für 55“ setzt sich aus reformierten und neuen EU-Richtlinien und -Verordnungen zusammen, mit denen das erklärte Ziel herbei-erzwungen werden soll.
Vermittels alternativer Antriebstechnologien wird uns eine saubere Fortbewegung suggeriert. In den vergangenen Jahren ist es vor allem das Elektroauto, das sich vermehrt auf dem Markt präsentiert. Dank staatlicher Lockangebote und hipper, grüner Ideologie findet es Absatz. Die Herstellung und Entsorgung der Energiespeicher werden ausgeblendet. Fahrer von E-Fahrzeugen machen alle paar Hundert Kilometer eine längere Pause und tun damit sogar etwas für ihre Gesundheit. Auch große Automobil-Konzerne sind längst auf diesen Trend aufgesprungen. So verkündete Audi vor einem Jahr, dass 2026 das letzte Modell mit Verbrennungsmotor erscheinen soll und bis etwa 2033 vertrieben werde. Mercedes will bis 2025 die Hälfte der Produktion auf E-Mobilität umstellen, zum Ende des Jahrzehnts die gesamte. Woher die Rohstoffe zum Bau dieser Fahrzeuge sowie der Strom zur Fortbewegung der E-Autos kommen soll, ist völlig offen.
Während in Brüssel unser aller Zukunft mit eingleisigen Entscheidungen aufs Spiel gesetzt wird, treten hierzulande die Folgen des jahrzehntelangen grünen Liberalismus in Form von zunehmenden Stromausfällen zutage. Der Mangel an Rohstoffen und die zunehmend augenscheinlich werdende Energiekrise spitzen sich zu. Inzwischen trifft grüne Wohlfühl-Propaganda auf nackte Realität und bringt irritierende ideologische Neologismen hervor: Erdgas wird Grün, Atomstrom nachhaltig. Und Kohlekraftwerke sollen uns bald zu Einsparungen im Gasverbrauch verhelfen – übergangsweise, so will es unser umweltbewusster Wirtschaftsminister Robert Habeck. Es ist lohnenswert, sich Handlungsoptionen offen zu halten. Mit Hinblick auf seltene Erden, sie finden in der Produktion der Batterien Verwendung, binden wir uns hingegen an Partner im fernen Ausland. Der aktuelle Mangel an Erdgas verdeutlicht uns, welche Folgen eine solche Abhängigkeit mit sich bringen kann.
Derweil bangen Beschäftigte der Zulieferbetriebe für die Automobilindustrie nach dem Beschluss aus Brüssel um ihre Arbeitsplätze. Die Branche trifft die Nachricht des Verbrenner-Aus hart, da sie sich nach dürftigen Absätzen in den Vorjahren noch nicht vollständig erholen konnte. Betriebe, denen eine Anpassung bis 2035 nicht gelingt, werden schließen müssen. Mit dem Verbrennungsmotor verschwindet ein wichtiges Schlüsselprodukt unserer heimischen Wirtschaft. Unsere deutschen Autobauer werden im höheren Maße dem Druck des kapitalistischen Marktgeschehens im internationalen Wettbewerb ausgesetzt.
Es bleibt abzuwarten, ob die Mitgliedsländer willens sind, den EU-Beschluss umzusetzen bzw. welchen Ausgang die weiteren Verhandlungen ergeben werden.