Kapitel 2: Das Problem
Liebste Mama, seit Tagen geht es Dir nicht gut,
morgens hast du oft gebrochen und dann packte Dich die Wut.
Verzweifelt und panisch bist Du, das fühle ich genau,
Du fühlst Dich unwohl und dein Magen ist flau.
Morgens ist es besonders schlimm,
morgens, da erwachst Du schon mit Grimm.
Angst rumort in Deinem Inneren,
und scheint die Furcht zu etablieren.
Ruhelos läufst du im Zimmer auf und ab,
es wirkt als wärest du bereits mit einem Bein im Grab.
Immer wieder stammelst du: „Das darf nicht sein, das darf nicht sein!“
Liebste Mami was ist los? Was darf nicht sein?
Ich leide mit Dir, ich fühle Deinen Schmerz,
irgendetwas härmt und würgt dein Herz.
Du sprichst mit einer Person und besorgst in einem Laden „Streifen“?
Was Du damit willst kann ich noch nicht so ganz begreifen.
Am nächsten morgen pinkelst du darauf,
und deine Anspannung steigt den Berg hinauf.
Mami, was ist hier los? Ich versteh das nicht,
kann es sein das unsre gemeinsame Welt zerbricht?
Plötzlich schreist du laut! Rufst „Nein, nein und nochmals nein!“
bist völlig außer Dir; fluchst „das ist gemein!“
Ein Glas stürzt zu Boden und ein Stuhl fliegt in die Zimmerecke,
es wirkt als ob man einen schlafenden Drachen wecke.
Nun packt auch mich die Furcht, der Graus,
zitternd verstecke ich mich wie eine Maus.
Eine Flasche klatscht an die Wand und Mama schreit aus voller Kehle,
sie stampft mit dem Fuß als ob der Verstand ihr fehle.
Mama sag was ist denn los? Du machst mir Angst,
sag mir doch wovor du bangst.
Da! Plötzlich trifft mich schmerzhaft eine Faust,
Mama kann es sein das du mich haust?
Wieder und wieder hämmert etwas gegen den Bauch,
wie eine Irre macht Mami von ihren Fäusten Gebrauch.
Böse Schimpfwörter fliegen,
mich soll gar der Teufel kriegen!
Voll Angst und Schrecken klammer ich mich an die Nabelschnur,
sie ist wie ein Rettungsschiff im Hafen auf dieser Höllentour.
Plötzlich hör ich nur mehr ein Jammern und Gewimmer,
sowie furchtbares Schluchzen, wieder und immer.
Was ist nur geschehen?
Mami willst Du mich etwa nicht mehr sehen?
Ist das etwa wahr, Du hasst mich?
Was hab ich nur getan? Warum lässt Du mich im Stich?
Mama schluchzt wegen ihrer Karriere,
ich bin für ihr Leben wie eine Barriere.
Hast Du mich am Ende gar nicht gewollt?
Bin ich nur die Quittung, die man dem Spaße zollt?
Was heißt das plötzlich, mit mir sei Dein Leben am Ende?
Bin ich für Dich nicht eine freudsame Wende?
Wieder beschimpfst du mich,
und wieder häufen die Vorwürfe sich.
Dein Erfolg, Dein Spaß und Geld bleibe auf der Strecke,
nur weil jetzt ein Baby in Dir stecke.
Ich bin nur ein Problem für Dich, nur eine Last,
Du führst Dich auf, als ob Du eine Todeskrankheit hast.
Doch was ist mit mir, Mami? Meine Welt zerbricht,
ich liebe Dich, doch Du legst auf mein Herz dies schreckliche Gewicht.
Mama ich bin doch Dein Kind, bitte verstoße mich nicht,
und unendliche Tränen fluten mein Gesicht.
Ich will doch bei Dir bleiben,
mit Dir leben und die Zeit vertreiben.
Aber für Dich bleib ich ein kompliziertes Problem,
bin für Dich Ballast, nervig, unbequem.
Mich friert es auf einmal fürchterlich,
ich kauer in der Ecke – allein und weinerlich.
Eis umschließt mein Herz,
und wo vorher noch Freude war, wächst nun der Schmerz.
Zum Nachlesen: Kapitel 1: Das Wunder
Fortsetzung folgt…