11. September 2022 – Russen ziehen sich aus dem Oblast Charkow zurück
Die russischen Truppen haben sich offenbar von allen besetzten Positionen westlich des Oskil-Flusses zurückgezogen. Damit hat die Invasionsarmee fast den gesamten Oblast Charkow wieder verloren. Der Rückzug ist ein großer Erfolg der ukrainischen Offensive.
10. September 2022 – Russische Truppen bei Izium eingekesselt
Der ukrainische Vorstoß östlich von Charkow hat die Stadt Izium von der Versorgung abgeschnitten. Nachdem Kupiansk erreicht und wohl auch die westliche Hälfte eingenommen wurde, rollen die Ukrainer nun die russischen Stellungen südlich der Einbruchsstelle auf.
In Izium soll es bereits zu Gefechten gekommen sein. Schätzungen zufolge sollen sich bis zu 10.000 russische Soldaten in dem Kessel befinden. Deren Befehlshaber hat sich angeblich schon abgesetzt, als sich der ukrainische Durchbruch vor zwei Tagen abzeichnete.
08. September 2022 – Durchbruch an der Charkow-Front
Die ukrainische Angriffsoperation südöstlich von Charkow konnte seit gestern große Erfolge verzeichnen. So wurde nicht nur die Stadt Balakija befreit, angeblich konnte sogar bis zu der Ortschaft Starovirivka vorgedrungen werden. Damit ist die Stadt Kupiansk akut bedroht und somit die Versorgung der Izium-Front.
07. September 2022
Im Norden bei Charkow üben die russischen Invasoren weiter Druck aus und konnten auch teilweise wieder Ortschaften einnehmen. An anderer Stelle konnten jedoch die Verteidiger wieder Ortschaften von den Russen befreien. Die Frontlinie ist hier wieder in Bewegung.
Ebenso wird im Donbass weiter von den Russen Druck ausgeübt, aber auch kleine ukrainische Vorstöße im Norden des Frontvorsprungs können vermeldet werden. Das Dorf Werbiwka konnte dabei wieder befreit werden, es liegt nördlich der Stadt Balakija. Die von den Russen besetzte Stadt gerät dadurch wieder unter Druck, da auch von Süden her ukrainische Truppen vorstoßen. Weiter im Osten versuchen die Russen nach wie vor mit großem Druck, die Stadt Bachmut zu erobern.
Bei der Offensive im Süden im Oblast Cherson machen die Ukrainer langsam Fortschritte. Auch die Luftwaffe der Verteidiger tritt hier mit mehreren Einsätzen auf den Plan. Ermöglicht wurde dies offenbar durch die erfolgreiche Unterdrückung der starken russischen Flugabwehr mit amerikanischen Anti-Radar-Raketen. Auch die Bayraktar-Drohnen können daher in diesem Bereich wieder zum Einsatz kommen.
31. August 2022
Im Süden hat die Ukraine eine Offensive in Richtung Kherson gestartet. Hierbei kam es offenbar bisher nur zu geringen Geländegewinnen. Die Informationslage ist schwierig, aber es scheint so, als wenn die Offensive nur langsam vorankommt.
Im Donbass rücken russische Truppen weiter langsam vor. Auch nördlich von Charkow konnten die Russen in den letzten Wochen wieder ukrainische Gebiete erobern.
Bemerkenswert ist der Einsatz amerikanischer Anti-Radar-Raketen vom Typ AGM-88 HARM von ukrainischen Mig-29-Kampfjets gegen russische Radarstellungen. Aufgabe der Raketen ist es, die feindliche Luftabwehr zu unterdrücken (Suppression of Enemy Air Defenses). Hierzu nutzt die Rakete die ausgesendeten Radarstrahlen der Radarstationen, die den Luftraum überwachen und Luftabwehrraketen lenken. Die HARM-Rakete folgt diesen Strahlen zu der Radarstation und zerstört diese, sofern sie vorher nicht selber von Luftabwehrraketen abgefangen wird. Die Raketen stellen durchaus eine ernstzunehmende Bedrohung für die russische Luftabwehr dar. Es zeigt auch, dass die ukrainische Luftwaffe noch immer operationsfähig ist und hier auch offensive Einsätze durchführt.
12. August 2022
Den Ukrainern ist es gelungen, einen russischen Militärflughafen auf der besetzten Krim-Halbinsel anzugreifen. Der Angriff am 9. August 2022 auf den Luftwaffenstützpunkt Novofedorivka bei der Stadt Saki ist ein symbolkräftiger Schlag für die Verteidiger. Die russische Luftwaffe verliert hier mehrere veraltete, aber noch eingesetzte Kampfflugzeuge des Typs Su 24 und wohl auch moderne Su-30-Jets. Darauf lassen zumindest Satellitenaufnahmen schließen.
Auch Munitionsdepots flogen in die Luft. Von russischer Seite wird ein Einwirken der Ukraine geleugnet. Man spricht von einem Fehler bei der Munitionslagerung, die daraufhin explodiert sei.
Über die Ereignisse im Umfeld des Atomkraftwerks Saporischja gibt es ebenfalls widersprüchliche Angaben. Nach ukrainischen Quellen nutzt die russische Armee das Kraftwerk wahlweise als Schutzschild für Artilleriesysteme, die auf ukrainische Truppen schießen oder beschießt es selber, um dies dann den Ukrainern vorzuwerfen. Die Russen werfen wiederum den Ukrainern vor, das Kraftwerk zu beschießen, damit es für die russische Infrastruktur nicht mehr nutzbar ist. Nach Angaben der Atomenergiebehörde IAEA besteht allerdings keine unmittelbare Bedrohung.
Im Osten des Landes rücken die russischen Truppen weiter unter starkem Artilleriefeuer vor. Den Verteidigern gelingt es hier nicht, die zwar langsame, aber stetig vorrückende russische Feuerwalze zu stoppen.
08.08.2022: Spezialregiment „Asow“ zerstört einen Hubschrauber der russischen Streitkräfte in der Region Saporischschja
Ein russischer Mi 24 (oder Mi 35)-Kampfhubschrauber fliegt im extremen Tiefflug, um der ukrainischen Luftabwehr zu entgehen. Trotzdem wird er von einer Rakete des Spezialregiments „Asow“ getroffen und stürzt kurz darauf ab.
29.07.2022 Abscheuliche russische Kriegsverbrechen
Gleich zwei abscheuliche russische Kriegsverbrechen werden bekannt.
Kriegsgefangenenlager in Brand
Zum Einen sind 40 ukrainische Kriegsgefangene in einem russischen Gefangenenlager in der Ostukraine qualvoll verbrannt. Weitere 130 Insassen wurden verletzt. Es handelte sich dabei um Soldaten, die im Kessel von Mariupol gefangen genommen wurden. Laut russischen Angaben war ein ukrainischer Angriff mit HIMARS-Raketenwerfern dafür verantwortlich. Die Ukrainer dementieren diesen Vorwurf. Auffallend ist, dass kein einziger Aufseher des Gefangenenlagers verletzt oder getötet wurde, was gegen die Version eines HIMARS-Angriffes spricht.
Video zeigt Kastration und Hinrichtung eines ukrainischen Gefangenen
Auf russischen Telegram-Kanälen tauchte ein Video auf, das russische Soldaten dabei zeigt, wie sie einen älteren ukrainischen Gefangenen zuerst kastrieren und dann mit einem Kopfschuss töten. Die Leiche des geschändeten Soldaten schleifen die russischen Verbrecher anschließend über eine Straße.
Artilleristen der SSO AZOV an der Südfront im Einsatz
Die 93. OMbr Kholodnyi Yar zeigte neue spektakuläre Aufnahmen von der Zerstörung feindlicher Militärausrüstung.
Russische Einheiten liegen verstreut irgendwo auf ukrainischen Feldern…
Lage am 15. Juli 2022
Die ukrainische Armee hat eine Offensive im Süden der Ukraine angekündigt. Bewohner der besetzten Gebiete sollten ihre Häuser verlassen und ins Hinterland, notfalls auf die russisch besetzte Krim, fliehen. Ob die große Ankündigung der Offensive, welche einen möglichen Überraschungseffekt zunichte macht, eine Finte ist oder tatsächlich stattfindet, werden die nächsten Tage zeigen.
Im Donbass machen die russischen Truppen weiter Druck auf die Verteidiger. Die Angreifer machten wieder geringe Geländegewinne. Aktuell sollen die Truppen der Besatzer etwa 20 Kilometer vor Siwersk stehen. Die Stadt Bachmut ist offenbar das nächste Etappenziel der russischen Truppen.
Lage am 5. Juli 2022
Die ukrainische Armee hat sich komplett aus dem Frontvorsprung bei Lyssytschansk zurückgezogen. Die russischen Invasoren konnten somit den gesamten Oblast Luhansk erobern. Das nächste Ziel der Angreifer ist nun offenbar die Stadt Slowjansk, die bereits unter schwerem Artilleriefeuer liegt. Auch Bakhmut wird akut durch russische Truppen bedroht. Einen guten Überblick gibt es wieder von dem Würzburger Historiker Thorsten Heinrich: https://www.youtube.com/watch?v=IRS47YU1AxY
Lage am 30. Juni 2022
Die russische Armee hat den Rückzug von der Schlangeninsel verkündet. Die strategisch wichtige Insel sei angeblich aus einer „Geste des guten Willens“ geräumt worden. In der Vergangenheit hatte es immer wieder ukrainische Luftangriffe auf russische Einheiten auf der Insel gegeben. Zuletzt wurden diese wieder intensiviert.
Die Lage im Donbass ist hingegen weiter kritisch. Die nahezu eingekesselte Stadt Lyssytschansk ist großteils von den Russen erobert. Ein kleiner Teil wird noch von ukrainischen Truppen gehalten. Lediglich eine größere Straße führt noch in den Frontvorsprung und diese liegt unter dem Artilleriefeuer der Russen.
Nördlich von Charkow haben die Russen weitere Angriffe unternommen, konnten jedoch keine Gebietsgewinne verbuchen.
Lage am 24. Juni 2022
Ukrainische Truppen haben sich in der Nacht zum Freitag aus Sjewjerodonezk zurückgezogen. Bei Lyssytschansk droht eine weitere Einkesselung. Weiter südlich bei Zolote und Hirske sind bereits schon ukrainische Kräfte eingekesselt.
Nähere Informationen im Lagebericht des Würzburger Historikers Thorsten Heinrich: https://www.youtube.com/watch?v=UL2iSI3-Tww
Eine sehenswerte Dokumentation dokumentiert den Kampf des Asow-Regiments: https://www.youtube.com/watch?v=HLwk8VlRzak (Englische Untertitel können über die Videooptionen bei YouTube aktiviert werden)
Lage am 20. Juni 2022
Große Teile von Sjewjerodonezk sind bereits unter der Kontrolle der russischen Angreifer, aber vor allem das Azot-Chemiewerk und der Süden des Ortes sind noch immer unter ukrainischer Kontrolle. Hier sind auch vermehrt ausländische Kämpfer der ukrainischen Fremdenlegion eingesetzt. Die Nachschublinien in das benachbarte Lyssytschansk werden weiterhin von der russischen Armee bedrängt, konnten bisher aber nicht vollständig eingenommen werden. Im Frontabschnitt bei Isjum und Lyman kam es ebenfalls wieder zu russischen Angriffen und bewaffneten Aufklärungsvorstößen. Auch nördlich von Charkow haben die russischen Truppen den Druck auf die ukrainischen Verteidiger wieder gesteigert.
In der Südukraine konnten die Verteidiger bei Gegenoffensiven in Richtung der Stadt Kherson geringe Geländegewinne verzeichnen.
Am 19. Juni 2022 ist der Kommandeur des nationalistischen Karpaten-Sich-Bataillons Oleg Kutsyn gefallen. Das Freiwilligenbataillon wurde vor kurzem wegen der guten Kampfesleistungen seiner Soldaten in die ukrainische Armee aufgenommen. Dort bildet das nationale Bataillon, in dessen Reihen auch viele ausländische Nationalisten kämpfen, das 49. separate Infanteriebataillon der Landstreitkräfte der Streitkräfte der Ukraine.
Lage am 15. Juni 2022
Der Lagebericht des Würzburger Militärhistorikers Thorsten Heinrich ist wieder zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=9Qy9xQNGIzY
Lage am Abend des 13. Juni 2022
Der Lagebericht des Würzburger Militärhistorikers Thorsten Heinrich gibt abermals einen guten Überblick: https://www.youtube.com/watch?v=YqI612AmOGs
Lage am Abend des 12. Juni 2022
Im Süden, westlich der Stadt Kherson greifen ukrainische Truppen russische Stellungen an. Nach Angaben der ukrainischen Regierung konnten hierbei einige Ortschaften befreit werden.
Im Donbass laufen weiterhin schwere Gefechte. Russische Angriffe, die zur weiteren Schließung des Kessels um Sjewjerodonezk führen sollten, sind teilweise abgewehrt worden. In der Stadt selber laufen noch schwere Gefechte.
Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes bereitet sich Russland auf einen längeren Krieg, vorerst bis Oktober 2022, vor.
Lage am Abend des 9. Juni 2022
In Sjewjerodonezk wird weiter gekämpft. Die Verteidiger halten aktuell noch das Industriegebiet.
Südlich von Isjum sind russische Kräfte ebenfalls vorgestoßen. Inwieweit hierbei Geländegewinne gelungen sind, ist unklar. Nach russischen Angaben soll Swjatohirsk eingenommen worden sein, die Ukrainer widersprechen dem.
Im Bereich nördlich und nordöstlich von Charkow hat die russische Armee die Intensität des Artilleriefeuers auf ukrainische Stellungen erhöht.
Drei ausländische Kämpfer der ukrainischen Armee (zwei Briten und ein Marokkaner) sind von der selbsternannten Volksrepublik Donezk zum Tode verurteilt worden. Die Soldaten hatten sich zuvor russischen Truppen ergeben und sind schon seit längerer Zeit reguläre Soldaten der ukrainischen Armee.
Lagebericht am 4. Juni 2022
Militärhistoriker Thorsten Hinrichs mit dem Lagebericht Nr. 66: https://www.youtube.com/watch?v=M_b7UQHtEEs
Lage am Abend des 2. Juni 2022
Zur Lage gibt es wieder zwei gute Videos zu empfehlen:
Militärhistoriker Thorsten Hinrichs mit dem Lagebericht Nr. 65: https://www.youtube.com/watch?v=AFHqA4-7Yn4
Oberst Markus Reisner der Theresianischen Militärakademie des Österreichischen Bundesheeres über die Kesselschlacht im Donbass mit viel Hintergründen zur strategischen Lage: https://www.youtube.com/watch?v=UcQ9-asg8gg
Lage am Abend des 1. Juni 2022
Ukrainische Truppen haben sich offenbar aus der Stadt Sewerodonezk nach Lyssytschansk zurückgezogen. Inwieweit der Rückzug geordnet ablief, ist nicht bekannt. Offenbar soll jedoch bei Lyssytschansk eine neue Verteidigungslinie aufgebaut werden. Der russische Druck auf die ukrainische Flanke ist nach wie vor groß. Ausgehend von dem Durchbruch bei Popasna konnten die Angreifer jedoch kaum noch Fortschritte machen. Auch der Druck von Norden in Richtung Siversk führte offenbar zu keinem weiteren Vordringen der Russen.
Ebenso führten die Angreifer ausgehend vom kürzlich eroberten Lyman aus weitere Angriffe in Richtung Slovyansk durch und konnten hierbei unter starker Luftunterstützung offenbar Boden gutmachen.
Im Süden des Landes greifen die Ukrainer im nördlichen Bereich des Oblast Kherson die russischen Stellungen an mehreren Punkten an. Teilweise konnte hier auch die Verteidigungslinie der Besatzer durchbrochen werden.
Einzelheiten zu Luftversorgung des Kessels Mariupol wurden bekannt
Mittlerweile wurden weitere Einzelheiten des heldenhaften Ringens der Verteidiger von Mariupol bekannt. So gab es insgesamt sieben Einsätze, in denen Hubschrauber im Tiefstflug Nachschub in die eingeschlossene Stadt brachten und Verwundete ausflogen. Zwei Hubschrauber gingen dabei durch russische Flugabwehr verloren, ein dritter wurde schwer beschädigt. Nachdem die Russen Kenntnis von den Versorgungsflügen hatten, wurde die Luftabwehr um die Stadt massiv verstärkt, was Einsätze dieser Art nicht mehr möglich machte. Besonders erwähnenswert: 72 Kämpfer des Asow-Regiments ließen sich im April in die eingeschlossene Stadt einfliegen. Die freiwilligen Kämpfer waren sich natürlich über die ausweglose Lage in der eingekesselten Stadt bewusst.
Ein Video zeigt einen der Versorgungsflüge.
Lage am Abend des 30. Mai 2022
Im Donbass rücken die Russen weiter langsam vor. Die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Liman stellt einen weiteren Erfolg für die Invasoren dar. Auch in die schwer umkämpfte Stadt Sewerodonezk konnten russische Truppen mittlerweile eindringen. Dies wurde nun auch von ukrainischer Seite bestätigt.
Aus dem Süden des Landes werden russische Waffenlieferungen, vor allem von Kampfpanzern, in die besetzten Gebiete vermeldet. Hierbei ist es unklar, ob eine neue Offensive vorbereitet werden soll oder ob dadurch die Verteidigungsstellungen verstärkt werden.
Die Aufstellung weiterer Freiwilligenbataillone läuft weiterhin. In Charkow konnte wieder eine Einheit des Asow-Regiments aufgestellt werden.
Lage am 26. Mai 2022
Die Situation im Donbass spitzt sich weiter zu. Ausgehend von dem Durchbruch der ukrainischen Verteidigungslinie nach Popasna stoßen die Russen weiter vor. Auch an anderen Stellen konnten nun die gut ausgebauten Stellungen der Ukrainer durchbrochen werden. Sewerodonezk und Lysyschansk sind weiter von der Einkesselung bedroht. Der Lagebericht des Würzburger Militärhistorikers Thorsten Heinrich gibt wieder einen guten Überblick: https://www.youtube.com/watch?v=LygAU57lOHw
Lage am Abend des 24. Mai 2022
Die Lage im Donbass verschlechtert sich für die Ukrainer weiterhin. Die Russische Armee konnte von dem kürzlich eingenommenen Ort Popasna aus weiter vorrücken. So soll heute die Stadt Switlodarsk eingenommen werden. Dadurch droht den bei Debalzewe stationierten ukrainischen Verteidigern die Einkesselung.
Kritisch ist die Lage auch um die Stadt Sewerodonezk. Hier üben die Russen weiterhin massiv von Norden her Druck auf die Stadt aus. Weiter ist der Nachschub für das Industriezentrum durch den Vorstoß bei Popasna bedroht.
Lage am 22. Mai 2022
Russland vermeldet die vollständige Kontrolle Mariupols nach der Kapitulation der letzten Verteidiger des Asow-Stahlwerks. Unter den gefangengenommenen Soldaten befanden sich nach russischen Angaben auch 78 Frauen und ausländische Kämpfer. Von ukrainischer Seite wird die Kapitulation eingeräumt. Mariupol ist damit die erste ernsthaft verteidigte ukrainische Großstadt, die die Russen seit dem 24. Februar 2022 einnehmen konnten.
Im Donbass spitzen sich die Kämpfe zu. Besonders Sjewjerodonezk wird, nach der Einnahme von Rubischne durch die Russen, aktuell schwer umkämpft. Nach dem Durchbruch der ukrainischen Verteidigungslinien bei Popasna versuchen die Russen hier weiter in Richtung Bakhmut und nach Norden vorzustoßen und damit in die Flanke der Ukrainer zu gelangen. Damit droht die Einschließung der ukrainischen Kräfte bei Lyssytschansk und Sjewjerodonezk.
Ein Video zeigt die Zerstörung eines russischen Panzerfahrzeugs bei Rubischne durch Kräfte des rechten Freiwilligenbataillons Carpathian Sich.
Nördlich von Charkow konnten die Ukrainer zuletzt keine weiteren Fortschritte machen. Hier wurden die Russen in den letzten Tagen zurückgedrängt. Nun wurden jedoch offenbar ukrainische Einheiten abgezogen, um die bedrohten Flanken im Donbass zu sichern.
In der südlichen Ukraine kommt es nach wie vor zum Beschuss der Stadt Nikolaev.
Im besetzten Enerhodar soll es einen Sprengstoffanschlag auf den von den Russen eingesetzten Bürgermeister gegeben haben. Der Kollaborateur wurde dabei schwer verletzt.
Lage am Abend des 19. Mai 2022
Die Lage in Mariupol ist weiterhin unklar. Einige Quellen geben an, dass sich bislang etwa 1700 Soldaten ergeben hätten, andere lassen verlautbaren, dass noch etwa 1000 Kämpfer sich verschanzt hätten. Nach einem Aufruf des stellvertrenden Kommandeurs des Asow-Regiments Kalina Palamar befinden sich noch Einheiten seines Regiments, gerade die Führung, im Stahlwerk. „Eine Operation ist im Gange, deren Einzelheiten ich nicht offenlegen werde. Danke an die Welt und danke an die Ukraine für ihre Unterstützung. Wir sehen uns!“
Nordöstlich von Charkow versuchen die Ukrainer weiterhin Druck auf die russisch besetzten Gebiete aufzubauen. Im Donbass rücken die Russen weiterhin vor. Es können jedoch nach wie vor nur geringe Geländegewinne verzeichnet werden. Bei der Ortschaft Lyman droht eine Einkesselung ukrainischer Truppen. Im Bereich Popasna versuchen die Angreifer auch weiterhin, unter starkem Kräfteeinsatz Gebiet einzunehmen und möglicherweise einen größeren Kessel um möglicherweise Lyschansk zu legen.
Im Bereich Kherson sollen die Russen Verteidigungsstellungen anlegen, um ukrainische Angriffe besser abwehren zu können.
Lage am Abend des 17. Mai 2022
Die Lage in Mariupol und das Schicksal der 264 ukrainischen Soldaten, die sich den russischen Angreifern ergeben haben, ist weiterhin unklar. Ob es tatsächlich zu einem Gefangenenaustausch kommt, wie wohl ursprünglich von Moskau zugesichert, ist unklar. Zuletzt forderte der russische Diplomat Leonid Slutski die Exekution der Gefangenen und Verwundeten. Das russische Parlament sprach sich ebenfalls gegen einen Austausch von Soldaten des Asow-Regiments aus.
In dem Stahlwerk in Mariupol leisten noch immer weitere Soldaten Widerstand.
Nördlich von Charkow konnten die Urkainer die russische Armee weiter zurückdrängen. An immer mehr Orten wird die russische Grenze erreicht. Aus dem Donbass wurden schwere Gefechte um die Stadt Sewerodonezk gemeldet. Hier konnte offenbar ein russischer Angriff von den dort verschanzten Urkainern abgeschlagen werden.
Die russische Luftwaffe führt weiter Angriffe mit Marschflugkörpern und ballistischen Raketen aus. Hierbei wurde vor allem Lemberg in den letzten Tagen schwer getroffen. Auch aus Odessa wurden wieder Einschläge gemeldet.
Belagerung beendet? – Lage in Mariupol am Abend des 16. Mai 2022
Aus dem umkämpften Stahlwerk im Asowstal wurden 53 schwer verwundete ukrainische Soldaten evakuiert. Ersten Angaben zufolge wurden diese mit Bussen in ein Krankenhaus in der russisch besetzten Stadt Nowoasowsk gebracht. Weitere 211 wurden nach Oleniwka, ebenfalls von den Russen besetzt, gebracht. Diese sollen gegen russische Gefangene ausgetauscht werden. Der Kommandeur des Asow-Regiments in Mariupol Denys Prokopenko erklärte, die Soldaten hätten „ihre Befehle erfüllt“ und die russischen Truppen 82 Tage gebunden. Es scheint, als ob die Belagerung des Stahlwerkes mit der Evakuierung endet.
Lage am Abend des 15. Mai 2022
Nördlich und östlich von Charkow konnten die Ukrainer die russischen Besatzungstruppen weiter zurückdrängen. Ein Video einer Asow-Einheit zeigt Aufnahmen der Kämpfe in dem Bereich.
Im Donbass konnten die Russen geringfügig weiter vorrücken. So soll die Stadt Rubischne eingenommen worden sein. Bei der Überquerung des Siwerskyj Donez durch russische Truppen über diverse Ponton-Brücken soll es weiterhin zu massiver Gegenwehr der Ukrainer gekommen sein.
Über den Donbass ist auch die ukrainische Luftwaffe noch im Einsatz. Sowohl mit Transport- und Kampfhubschraubern der Typen Mi 8 und Mi 24, als auch mit Su 25 Kampfflugzeugen. Ein Video zeigt die Flieger im Tiefstflug.
Bei Izyum konnte ein russischer Panzer durch mehrere Abwürfe von Granaten von einer Drohne zerstört werden.
Mariupol liegt weiterhin unter schwerem Beschuss. Auch am Boden versuchen die Angreifer weiter vorzurücken.
Die Männer im belagerten Stahlwerk sind aber auch zu Gegenangriffen bereit. Ein Video soll ein aktuelles Feuergefecht zeigen.
Im Bereich um Nikolaev wurde ein Su-27-Kampfflugzeug abgeschossen. Sowohl die Ukrainer, als auch die Russen deklarieren den Abschuss für sich und behaupten jeweils, dass das Flugzeug der Gegenseite gehörte. Der Typ wird von beiden Parteien eingesetzt.
Den teilweise fragwürdigen Ausrüstungstand der auf russischer Seite kämpfenden Rebellentruppen der selbsternannten Volksrepubliken wird in einem weiteren Video dokumentiert. Die Soldaten sind mit Stahlhelmen und Mosin-Nagant-Gewehren ausgerüstet. Die Waffen wurden Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt.
Lage am Abend des 13. Mai 2022
Im Donbass haben die Russen an mehreren Stellen Ponton-Brücken über den Siwerskyj Donez geschlagen. Zwar konnten die ukrainischen Verteidiger einige dieser Brücken zerstören, aber offenbar nicht alle. So wurde gemeldet, dass russische Truppen die Ortschaft Bolohoriwka einnehmen konnten. Sofern es den Russen gelingt, sich dort festzusetzen, den Übergang zu sichern und weiter in Richtung Süden vorzustoßen, würde dies die Lage der ukrainischen Verteidiger bei Sverodonetsk und Lysychansk merklich verschlechtern. Hier droht akut die Einkesselung. Inwieweit die russische Armee tatsächlich vorgedrungen ist, ist nicht weiter bekannt.
In der Region Luhansk konnten die Ukrainer einen russischen Kampfhubschrauber vom Typ Mi 28 abschießen. Interessanterweise war dort ein Nachtsichtgerät aus Italien verbaut, welches trotz Sanktionen ins Land gelangte.
In Mariupol toben weiter die Kämpfe. Die ukrainische Regierung hat den Russen einen Gefangenenaustausch für die eingeschlossenen Verteidiger angeboten. Die Verhandlungen diesbezüglich sind noch nicht abgeschlossen.
Aus dem Kiewer Raum ist ein weiteres – gut dokumentiertes – Kriegsverbrechen aufgedeckt worden. So erschossen russische Soldaten einen Zivilisten und verletzten einen weiteren schwer. Es handelte sich um den Firmeninhaber und einen Wachmann. Besonders erschreckend ist, dass die Russen die beiden Männer noch vorher ansprachen und nach Zigaretten fragten. Wenig später erschoss einer der Russen die beiden rücklings. Die Überwachungskameras zeichneten alles auf.
Lage am Abend des 10. Mai 2022
Nördlich von Charkow konnten ukrainische Einheiten weiter vorrücken und die Russen abdrängen.
In Mariupol toben weiterhin schwere Kämpfe um das Asowstal. Die Verteidiger geben an, dass es nicht an Munition mangele. Problematischer sei die Lage bei den Nahrungsmitteln. Die Rationen sind gering. Katastrophal ist jedoch die Lage bezüglich der Versorgung der ca. 600 Verwundeten. Ein zweites Lazarett wurde mitsamt eines großen Teils der Medikamente und des nötigen Bestecks bei einem der zahlreichen russischen Luftangriffe zerstört. Es sind mehrere Fotos von Verwundeten aus dem Asowstal aufgetaucht. Die Bilder der abgekämpften und teilweise schwer verwundeten Männer sprechen für sich.
Das Video russischer Soldaten zeigt einen Bereich des Stahlwerkes von außen.
Ein Video eines alten Asow-Kämpfers aus dem inneren des hart umkämpften Stahlwerks.
Den Mut verliert man aber offenbar auch in der total ausweglosen Situation nicht. Eine Sanitäterin des Asow-Regiments mit einen kleinen Ständchen aus den Ruinen des Stahlwerks.
Odessa am Schwarzen Meer liegt weiterhin unter schwerem Raketenbeschuss. Hierbei sollen die Russen auch weitere Hyperschallraketen eingesetzt haben, nachdem die Luftabwehr der Ukrainer einzelne Raketen zuvor abgefangen hatte.
Lage am Abend des 8. Mai 2022
Eine aktuelle Karte findet sich wieder hier: https://soar.earth/maps/12492?pos=48.8661616434268%2C37.37017066851766%2C10
Im Bereich nördlich und nordöstlich von Charkow liegt die Initiative aktuell bei der Ukraine, welche hier die Russen schrittweise zurückdrängt. Diese zerstören beim zurückweichen, welches aktuell geordnet und gesichert erfolgt, wichtige Brücken. Dieses Vorgehen lässt darauf schließen, dass zumindest von dieser Richtung die Russen keine offensiven Tätigkeiten in Richtung der Metropole planen.
Der russische Vorstoß von Izium nach Süden konnte sich nicht weiter entfalten. Weiterer Druck auf Izium von ukrainischer Seite erzwang offenbar neben dem starken Widerstand eine Planänderung.
Im Donbass können die Russen mit der Einnahme der Stadt Poposna einen Erfolg verbuchen. Der Ort wurde heftig verteidigt. Ob mit der Einnahme der Ortschaft der ukrainische Verteidigungsgürtel durchbrochen werden konnte und das nun zu einem schnelleren Vorrücken der Russen führt, muss abgewartet werden. Die ukrainische Luftwaffe ist entgegen russischer Propaganda weiterhin aktiv. Hierbei erfolgen Angriffe vor allem im Tiefstflug, um der Radarortung zu entgehen. Gemeldet und teilweise mit Videoaufnahmen belegt ist der Einsatz von Kampfhubschraubern und Erdkampfflugzeugen vom Typ Su 24 und 25.
Eine tieffliegende ukrainische zweisitzige Su 24 über dem Donbass
Eine ukrainische Su 25 im Tiefstflug im Osten des Landes
In Mariupol konnten weitere Zivilisten das belagerte Stahlwerk im Asowstal verlassen. Die eingeschlossenen Kräfte leisten weiterhin heldenhaft Widerstand.
Die Hafenstadt Odessa wurde weiterhin mit Marschflugkörpern angegriffen.
Die von den Russen besetzte Schlangeninsel wird von den Ukrainern weiter mit Drohnen angegriffen. Videos dokumentieren den Angriff auf kleine Patrouillenboote, Gebäude und Flugabwehrstellungen. Dies diente offenbar der Vorbereitung für einen Luftangriff durch Su-27-Jagdflugzeuge, welche sich der Insel im Tiefstflug näherten und Bomben abwarfen. Das Husarenstück hat offenbar das Ziel, die russischen Aufklärungseinheiten auf der Insel auszuschalten, um die Nachschubwege aus Rumänien an die Front wieder sicherer zu machen.
Angriffe der Bayraktar-Drohnen auf russische Truppen auf der Schlangeninsel
zwei Su-27-Jagdflugzeuge werfen Bomben auf die Schlangeninsel
Die gemeldete Versenkung der Fregatte Admiral Makarov konnte bislang nicht bestätigt werden.
Lage am Abend des 6. Mai 2022
Obwohl die russische Armee eine dreitätige Feuerpause im Asowstal angekündigt hat, gehen die Eroberungsversuche weiter. Trotz des anhaltenden Beschusses der Angreifer konnten wieder etwa 50 Zivilisten das umkämpfte Areal verlassen. Ein Video von gestern zeigt, was die Russen unter einem Waffenstillstand verstehen…
Nordöstlich von Charkow konnte in einer ukrainischen Offensive weiteres Gebiet zurückerobert werden. Bereits in den Tagen zuvor konnten die russischen Kräfte soweit zurückgedrängt werden, dass die Rohrartillerie die Stadt nicht mehr beschießen konnte. Es wurde daraufhin auch merklich ruhiger in der ukrainischen Metropole. Der neuerliche Vorstoß soll nun jedoch weit bis nach Staryi Saltiv am Donez gekommen sein. Die russischen Kräfte befanden sich offenbar nach dem erfolgreichen Angriff in einem geordneten Rückzug und konnte noch Brücken sprengen.
Westlich von Izium sollen jedoch ukrainische Truppen über den Donez gekommen sein und Druck auf die russische Kräfteansammlung in diesem Raum ausführen.
Im Donbass selber kam es zu schweren Gefechten bei Sjewjerodonezk. Gebietsgewinne konnten die russischen Angreifer jedoch offenbar noch keine verzeichnen.
Eine interessante Analyse der Schlacht im Donbass hat die Theresianische Militärakademie des österreichischen Bundesheeres veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=QJiuc4KWmQo
Im Bereich Kherson sollen ukrainische Truppen kleinere Ortschaften zurückerobert haben. Die Frontverläufe hier sind jedoch – teilweise auch aufgrund des Fehlens fester Verteidigungslinien – sehr dynamisch.
Unbestätigten Informationen nach soll ein weiteres größeres russisches Kriegsschiff von den ukrainischen Streitkräften versenkt worden sein. Die Admiral Makarow, eine Fregatte der Grigorowich-Klasse, soll südlich der Schlangeninsel gesunken sein. Unabhängige Bestätigungen hierzu gibt es noch nicht, allerdings Hinweise auf einen Rettungseinsatz der russischen Marine wegen eines brennenden Schiffes in dem Gebiet. Die Fregatten der Grigorowich-Klasse sind etwa 4000 Tonnen schwer, 125 Meter lang und führen ca. 200 Mann Besatzung mit sich. Die Adminiral Makarow war nach der versenkten Moskwa das schwerste Schiff der Schwarzmeerflotte.
Lage am Abend des 5. Mai 2022
Wir verweisen mal wieder auf die Lageanalyse des Würzburger Militärhistorikers Thorsten Heinrich: https://www.youtube.com/watch?v=75syYiXPot0
Lage am Abend des 3. Mai 2022
Im Osten sind weiter nur geringe Gebietsgewinne für die Russen zu verzeichnen, auch wenn die Angriffe wieder zugenommen haben. An den Flanken bei Izium und bei Charkow üben die ukrainischen Verteidiger durch Gegenangriffe weiter Druck auf die Russen aus. In Mariupol hat die russische Armee erneut versucht, das Asow-Stahlwerk anzugreifen. In den letzten Tagen konnten einzelne Zivilisten evakuiert werden. Die Verteidiger sprechen von sehr schwierigen Verhältnissen und mangelnder Versorgung mit Nahrungsmitteln und Munition. Einige der Bunker, darunter auch ein als Lazarett genutzter Abschnitt, sind infolge der russischen Angriffe eingestürzt. Trotzdem leisten die Männer in dieser ausweglosen Situation noch immer heldenhaft erbitterten Widerstand.
Am Abend kam es in der ganzen Ukraine zu Raketenangriffen. In Lemberg wurde hierbei der Bahnhof und ein Umspannwerk angegriffen. Auch aus weiteren Städte wie Winnicia, Kirowograd oder Odessa sind Einschläge russischer Raketen vermeldet worden.