Neulich im ICE nach München. Ich sitze gelangweilt im Mittelgang und starre zum x-ten Mal auf mein Handy, welches mir gerade auch keine Kurzweil verschaffen will. Bis eine ansehnliche Zugbegleiterin des Weges kommt und sich, gekleidet im Figur betonenden Rock der Unternehmenskleidung, nach den Fahrkarten der Mitreisenden erkundigt. Die willkommene Streicheleinheit meiner Augen erweist sich allerdings Augenblicke später als der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht. Nämlich genau in dem Moment, in dem das Objekt meiner Begierde mit Drei-Tage-Bart und recht männlicher Stimme mich auf meine schlecht sitzende Maske anspricht, die daraufhin gleich noch ein Stück runterrutscht.
So oder so ähnlich könnten wahrscheinlich Zugreisende in naher Zukunft überrascht werden, sollten sich Angestellte der Deutsche Bahn (DB) so kleiden, wie sie sich gerade fühlen. Denn Mitarbeiter der DB dürfen künftig bei der Wahl ihrer Dienstkleidung sowohl aus der Männer- als auch aus der Frauenkollektion wählen, egal welchem Geschlecht sie angehören. Dazu Vorstandsvorsitzender*de Richard Lutz: „Zugbegleiter:innen, Kundenbetreuer:innen, Lokführer:innen oder Servicekräfte können damit sowohl Artikel aus der Männer- als auch aus der Frauenkollektion bestellen und im Dienst tragen“. DB-Mitarbeiter könnten damit die Kleidung tragen, „in der sie sich am wohlsten fühlen“. Kann man nur hoffen, daß nicht demnächst ein Zugbegleiter*in oder Lokführer*in nackt auftaucht. Könnte je sein, daß er sich als Gänseblümchen fühlt, welches bestäubt werden will.