AfD wird zur Ausländerpartei und wirbt mit eigener Migrantenorganisation

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Die AfD ist schon eine komische Partei. Einerseits ist sie das Hassobjekt links Motivierter, die in der Partei einen Wiedergänger der NSDAP und wesensverwandter Gruppen sehen möchten, andererseits ist sie die Hoffnung von naiven Patrioten und die Spielwiese gewiefter Geschäftemacher. Laut dem AfD-Erfinder Tom Rohrböck ist die AfD “… keine Partei, mehr eine Versorgungschance für gescheiterte Existenzen.“

Aktuell wird die AfD um eine Facette reicher, denn man entdeckt den „Migrationshintergrund“ für sich. Laut Recherchen des Mediendienstes Integration ist die AfD eine Ausländerpartei. Bereits 7,2 Prozent der Bundestagsfraktion haben einen Migrationshintergrund. Bei der FDP sind es 5,4 und bei der Union immerhin 4,1 Prozent.

Der hessische AfD-Vorsitzende Robert Lambrou lädt stellvertretend für ein Organisationsteam zur Gründungsversammlung eines Vereins namens „Mit Migrationshintergrund für Deutschland“. Der Sohn eines Griechen und einer Deutschen will damit Werbung für eine „deutsche Leitkultur“ bei Fremden machen.

Der Begriff „Leitkultur“ ist nicht alt. Er wurde erst Ende der 1990er Jahre von Bassam Tibi in die politische Sphäre eingeführt.
Er schreibt: „Die Werte für die erwünschte Leitkultur müssen der kulturellen Moderne entspringen, und sie heißen: Demokratie, Laizismus, Aufklärung, Menschenrechte und Zivilgesellschaft.“ (Bassam Tibi: „Europa ohne Identität? Die Krise der multikulturellen Gesellschaft“; Bertelsmann Verlag, München 1998; S. 154.)

Am Begriff „Leitkultur“ hat sich damals vor allem die linke Reichshälfte abgearbeitet.
„Eine Jury aus deutschen Sprachwissenschaftlern hat 2015 beschlossen, den Begriff ‘Gutmensch’ als ‘Unwort des Jahres’ zu verbieten. Wie? Ist es auch verboten, über den Antisemitismus deutscher Gutmenschen aufzuklären? Vor 17 Jahren, also im Jahr 2000, hat dieses deutsche Gremium den von mir damals geprägten Begriff ‘Leitkultur’ als ‘Unwort des Jahres’ verfemt und moralisch verboten.“ (Bassam Tibi: „Migration aus der Welt des Islam und die Wiedereinführung von Judenhass und Antisemitismus nach Europa“ in „Die Zukunft Europas und das Judentum“, Hrsg. Oskar Deutsch; Böhlau Verlag, Wien 2017; S.178.)

Tibi ist ein ausgewiesener Gegner des Nationalismus. Im Jahre 1944 in Damaskus geboren, kam er 1962 nach Deutschland und studierte ab 1965 Sozialwissenschaft und Philosophie – unter anderem bei den Juden Max Horkheimer und Theodor W. Adorno – sowie Geschichte an der Universität Frankfurt am Main, wo er 1971 mit seiner Dissertation „Nationalismus in der Dritten Welt am arabischen Beispiel“ promoviert wurde.

Was Tibi von uns hält, ist ebenfalls bekannt:
„Ich stehe dazu, dass Deutsche angesichts ihrer historischen Belastungen keine Legitimität haben, andere, erst recht Juden nicht, über Moral und Recht als Pflicht zu belehren.“ (Bassam Tibi: „Migration aus der Welt des Islam und die Wiedereinführung von Judenhass und Antisemitismus nach Europa“ in „Die Zukunft Europas und das Judentum“, Hrsg. Oskar Deutsch; Böhlau Verlag, Wien 2017; S.181.)

Es verwundert also nicht, wenn er folgendes ausführt:
„Zur Leitkultur Europas müsste die Ächtung jedes Antisemitismus aller Couleurs gehören; wer von dieser Leitkultur abweicht, erweist sich wahrlich als Holocaust-Leugner. Ich lehne eine deutsche Leitkultur vehement ab und insistiere auf einer europäischen Bestimmung des Begriffes.“ (Bassam Tibi: „Migration aus der Welt des Islam und die Wiedereinführung von Judenhass und Antisemitismus nach Europa“ in „Die Zukunft Europas und das Judentum“, Hrsg. Oskar Deutsch; Böhlau Verlag, Wien 2017; S.182.)

Als der Begriff „Leitkultur“ wegen seiner inhaltlichen Unschärfe zum Unwort des Jahres gekürt wurde, herrschte Handlungsbedarf. Jetzt, wo die „Leitkultur“ als Verfassungspatriotismus ausdefiniert wurde und die Werte der christlich-jüdischen Eine-Welt-Apologeten inkludiert sind, dürfen auch Konservative und Patrioten den Kampfbegriff verwenden. Das Ziel ist jetzt ein gemeinsames geworden: Die Abschaffung der Völker. Domestiziert im Verfassungskerker.

Die AfD hat einmal mehr bewiesen, dass sie mitnichten allein die Interessen des deutschen Volkes vertreten will bzw. überhaupt gar nicht erst von einem biologischen Volksbegriff ausgeht. Somit betrachtet die AfD auch nicht die Deutschen als alleinig legitimes Staatsvolk des deutschen Staates, sondern bezieht sämtliche Volksfremde – soweit sie „gut integriert“ sind – mit ein. Einziges integrales Bindeglied der vermeintlichen „Nation“ ist aus AfD-Sicht nicht mehr Herkunft und Abstammung, sondern lediglich die „Leitkultur“ als ein weiterer Dietrich zur gewaltsamen Öffnung eines historisch gewachsenen, genetisch geschlossenen Volksverbandes.

1 Kommentar

  • Einerseits für die traditionelle Familie werben, vor allem B. von Storch und dann eine Lesbe als Vorsitzende, die außerdem auch noch im Ausland wohnt (Schweiz) und mit einer Schwarzen verheiratet ist. Mehr Widerspruch geht nicht. Die AfD ist eine reine Protestpartei, die meisten Wähler haben sich nie richtig informiert.

    Matti 22.06.2023
  • „Ich stehe dazu, dass Deutsche angesichts ihrer historischen Belastungen keine Legitimität haben, andere, erst recht Juden nicht, über Moral und Recht als Pflicht zu belehren.“ (Bassam Tibi)

    Unsinn! Niemand auf der Welt, auch letzterwähnte, hat eine weiße Weste und somit eine moralische Hoheit. Doch wenn sie jemand hätte, dann erstgenannte – würde Wahrheit die Regel sein.

    VoSo 20.06.2023
    • @VoSo
      Unsinn! Niemand auf der Welt, auch letzterwähnte, hat eine weiße Weste und somit eine moralische Hoheit. Doch wenn sie jemand hätte, dann erstgenannte – würde Wahrheit die Regel sein.


      Auf welchen Volksbegriff beziehen sie sich mit dieser Aussage , wenn ich fragen darf?

      Christian 07.07.2023
  • Wer schon eine Lisa Lehmann oder Mary Khan beschäftigt…

    B. Rüchtigt 20.06.2023
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