Der lachende Dritte: Über Züge, Gleise und das Menschsein

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Hier präsentieren wir ein neues Format: einen humoristischen Blick auf aktuelle Geschehnisse und Vorgänge in Deutschland und der Welt. Die hier getätigten Aussagen stellen einen Kommentar dar, welcher inhaltlich nicht für die Haltung der gesamten Partei DER III. WEG stehen muss.

Es ist passiert. Nachdem das „Mahnmal der Schande“ in Berlin, wie es von manch einer Seite betitelt wurde, immer wieder von Instagrammern bestiegen wird, um zwischen oder auf den Steinen mit „coolen Moves“ (also besonders lässiger Tanz-Akrobatik) in den sozialen Medien anzugeben, trifft es nun die Gedenkstätte in Auschwitz. Eine junge Frau hatte dabei auf den Gleisen liegend posiert, was zu einem Aufschrei führte.

„Was kann man nun tun?“ rufen besorgte Stimmen: also mal überlegen, man soll nicht auf den Gleisen posieren… wie wäre es mit einer hinterleuchteten Plexiglasüberdachung? Oh nein, da kommen die Influencer wie Motten zum Licht, um die Nachtfotografiekapazitäten (sagen Sie das drei Mal hintereinander) ihrer Taschensuperrechner auszuprobieren! Ah, jetzt: wie wäre es, wenn man die Gleise „belegt“?

Ein Railjet fährt an einer Fabrik vorbei

 

Dazu würde eine andere Geschichte passen: in mehreren ÖBB-Railjets – den Flaggschiffen des österreichischen Fernverkehrs – wurden Lautsprecheranlagen gekapert, um darauf neben nicht-zuordnenbarem Gekicher – jetzt kommt`s! – Reden von Adolf Hitler abzuspielen. In einem österreichischen Zug? Klingt doch schon fast nach einem subversiven Kunstprojekt, dabei dachte man, die Züge würden noch mit Lochkarten betrieben… Zwei Jugendliche wurden diesbezüglich aber inzwischen festgenommen.

Aber was, wenn es gar nicht die Jugendlichen waren und die Züge von Geistern besessen sind? Der österreichische ESC-Beitrag sang doch erst kürzlich über „There’s a ghost in my body“ („Da ist ein Geist in meinem Körper“) – vielleicht sind unsere südlichen Nachbarn einfach offener, was Übersinnliches angeht. Und wenn dieser Zug dann plötzlich auf den Gleisen in Auschwitz stünde? Problem gelöst, Gleis belegt!

Was sagen Sie? Das stört das Gesamtensemble zu sehr? Und mit Leitungen in Gleishöhe wie bei der Berliner S-Bahn? Klar, es wird immer Leute geben, die auch darauf balancieren wollen – genauso wie es Leute gibt, die unter einer Hochspannungsleitung auf metallene Güterwagons steigen, auf der Suche nach Darwins Theorien.

Vermutlich wird sich aber auch diese Idee in Rauch auflösen und es kommt, wie es immer kommen muss: ähnlich kommunaler Grünflächen werden ein halbes dutzend Verbotsschilder aufgestellt – nicht fotografieren, nicht essen, nicht trinken, nicht lachen, nicht aufschauen, nicht denken – und gut is’.

Man stelle sich nur vor, sie hätte beim Im-Gleis-posieren ein Eis gegessen! Was dann wohl los wär’… Gar nicht so abwegig, denn ein findiger Eis- und Waffelverkäufer hat auf angrenzendem Privatgrund ein Geschäft gewittert – logisch, für das älteste Bedürfnis der Menschheit – nein, nicht das, Hunger natürlich!

Dabei wäre es nur verständlich. Schon länger ist bekannt, dass bei „negative[n] Emotionen wie Angst, Wut, Trauer oder Einsamkeit“ – mit Sicherheit alles Gefühle, die die Wächter über die Schuldkultstätte auslösen wollen – sogenanntes „Comfort food“ („tröstendes Essen“) hilfreich sein kann – und eine heiße Waffel in den Händen wirkt doch da Wunder! Ob man diese wohl auch an Bord eines Railjets bekommt?

1 Kommentar

  • Herrlich- der Kampf ist hart genug, ein Lachen erfüllt Körper und Geist mit frischer Energie. Gerne mehr davon!!!

    FRONTLINE SIEGEN 05.06.2023
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