Die Russische Föderation erklärte am 18.02.2024, dass sie die ukrainische Stadt Awdijiwka nach dem Rückzug der ukrainischen Truppen vollständig unter Kontrolle hat, obwohl sich nach Angaben Moskaus einige von ihnen nach einer der heftigsten Schlachten des Krieges immer noch in einer Kokerei aus der Sowjetzeit verschanzt haben.
Der Fall von Awdijiwka ist Russlands größter Sieg seit der Eroberung der Stadt Bakhmut im Mai 2023 und erfolgt fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Präsident Wladimir Putin mit dem Befehl zum Einmarsch in die Ukraine einen umfassenden Krieg ausgelöst hat.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass seine Truppen in diesem Teil der 1.000 km langen Frontlinie etwa 9 km vorgerückt seien und dass die russischen Truppen nach einer tödlichen Stadtschlacht weiter vorrücken würden.
Die Ukraine erklärte, sie habe ihre Soldaten zurückgezogen, um zu verhindern, dass die Truppen nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig eingekesselt werden. Gedeckt wurde der Rückzug auch von Nationalisten, die im Rahmen der 3. Sturmbrigade und dem Russischen Freiwilligenkorps kämpfen. Die Kämpfe waren zuletzt mörderisch, die Rede war von bis zu 1.700 vernichteten Russen pro Kampftag – insgesamt soll die Russische Föderation mehr als 40.000 Mann in den Kämpfen um die Stadt verloren haben. Die Reste der Stadt sind völlig unbewohnbar und ähneln stellenweise einer Mondlandschaft, auch wurden einmal mehr Kriegsverbrechen von Truppen der Russischen Föderation begangen.
Awdijiwka, das von den Russen Avdeyevka genannt wird, hat ein Jahrzehnt des Konflikts hinter sich. Die Stadt hat für Russland eine besondere Symbolkraft, da sie 2014 kurzzeitig von den von Moskau unterstützten Separatisten eingenommen wurde, die einen großen Teil der Ostukraine eroberten, dann aber von ukrainischen Truppen zurückerobert wurden, welche umfangreiche Befestigungsanlagen errichteten. Der Fall der Stadt nach 10 Jahren Kampf kommt nicht von ungefähr. US-Präsident Joe Biden hatte davor gewarnt, dass Awdijiwka aufgrund von Munitionsengpässen an die russischen Streitkräfte fallen könnte, nachdem sich die Republikaner im Kongress monatelang gegen ein neues US-Militärhilfepaket für Kiew ausgesprochen hatten. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow sagte, Awdijiwka zeige die Notwendigkeit moderner Luftabwehrsysteme, um gelenkte Bomben und Langstreckenwaffen zur Zerstörung feindlicher Verbände abzuwehren. Auch Artilleriegranaten seien notwendig.
Ob angesichts des Falls von Awdijiwka und der anhaltenden Offensive der Russischen Föderation im Gebiet von Saporischschja jetzt endlich die notwendigen Militärgüter an die Ukraine geliefert werden, steht in den Sternen. Moskaus fünfte Kolonne leistet ganze Arbeit im Westen und die bevorstehende potentielle Wiederwahl Donald Trumps – eines ausgewiesenen Fans von Dritte-Welt-Diktaturen – lässt nichts Gutes ahnen.
Der Kampf im Osten geht indes weiter. Auch wenn der Fall Awdijiwkas nicht gerade förderlich für die Motivation ukrainischer Soldaten gewesen ist, so ist doch jedem Kämpfer klar, dass es keine Kompromisse geben kann. Die EU hat sich für die Ukraine in der Stunde der Not als schwacher und impotenter Bundesgenosse und die NATO als zahnloser Tiger erwiesen. Putin spekulierte von Anfang an auf die Schwäche und Uneinigkeit des Westens und lag damit nicht einmal falsch. Die politischen Systeme im Westen kranken an den Unzulänglichkeiten, die Folge der herrschenden liberalistischen Ideologie sind. Debatten über nicht ausreichend geheizte Wohnungen, ukrainische Bürgergeldempfänger oder gestiegene Spritpreise bewegen den von Materialismus verwöhnten und von Neid und Egoismus getriebenen liberalen Homo oeconomicus mehr, als über den eigenen Horizont hinaus sich der ernsten Pflicht bewusst zu werden, Europa und das eigene Erbe zu verteidigen und zu diesem Zweck sich auch auf die Eventualität eines Krieges einstellen zu müssen.
Ein Europa mit Zukunft heißt: Ein Europa in Waffen!