Bei den Parlamentswahlen in Indien gilt Narendra Modi als Favorit. Kritiker rühmen den seit 2014 regierenden Premier damit, dass er Indien zu einem nationalistischen Staat umforme und einen Führerkult etabliere.
Die indischen Parlamentswahlen mit 970 Millionen Wahlberechtigten und einer Million Wahllokalen sind nicht mit europäischen Maßstäben zu vergleichen. Am 19. April 2024 hat die Abstimmung begonnen und dauert sechs Wochen an. In 543 Wahlkreisen werden die Abgeordneten für die zweite Parlamentskammer, dem „Haus des Volkes“, per Mehrheitswahlrecht bestimmt.
Eigentlicher Favorit ist die regierende BJP („Bharatiya Janata Party“ zu Deutsch „Indische Volkspartei“) unter der Führung des derzeit amtierenden Premierministers Narendra Modi. Sie ist vor allem im Norden des Landes stark.
Seit 2014 ist Narendra Modi der Premierminister Indiens. In diesen zehn Jahren unter der Führung Modis erlebte die indische Wirtschaft einen bemerkenswerten Aufschwung. Das hindunationalistische Indien ist derzeit mit seinen 1,443 Milliarden Einwohnern die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und auch die am stärksten wachsende. Modi kündigte bereits an, dass Indien schon bald auch Japan und Deutschland überholen werde. Die Mittelklasse hat sich rasant vergrößert, aber der errungene Wohlstand änderte bis jetzt wenig an der großen Armut in den Ballungszentren Indiens.
Modi steht für eine selbstbewusste Außenpolitik, die Indien als weltweite Großmacht etablieren möchte. Er beansprucht eine Führungsrolle Indiens im sogenannten „Globalen Süden“ (Indisch-Asien, Afrika und Lateinamerika). Die Herrschaft Modis hat theokratische Züge, agiert aber auch pragmatisch. Modi strebt eine Umwandlung Indiens zu einer Hindu-Nation an. 80% der indischen Staatsbürger sind Hindus, 13% Prozent sind Muslime. Ziel der Hindutva-Bewegung ist es, dass die indische Staatsangehörigkeit über die hinduistische Religionszugehörigkeit bedingt wird.
Narendra Modi hat gute Chancen, Indien weiter Richtung Hindustan, dem Indien der Hindus, umzugestalten. Der Sanskrit-Name „Bharat“ soll als internationale Bezeichnung Indiens etabliert werden. Seit dem G20-Gipfel 2023 wird der Name allmählich immer mehr Bestandteil der indischen Regierungsrhetorik.