
Im Alter von 84 Jahren ist in Margate, Großbritannien, Richard Williamson gestorben. Der ehemalige Vagantenbischof der Pius-Bruderschaft war vor allem für seinen Widerspruch gegen die offizielle Geschichtsdarstellung bekanntgeworden. Gegen alle Widerstände hielt Williamson dabei an dem, was in seinen Augen die Wahrheit ist, fest. Er wurde zweimal aus der katholischen Kirche exkommuniziert und letztlich auch aus der Pius-Bruderschaft verbannt. Von seinen Überzeugungen hat sich Williamson nie distanziert.
Ein katholischer Querulant gegen historische Dogmen
Der Islam als „Geißel Gottes“, „Mohammedaner“, die durch Zuwanderung Europa erobern – mit diesen und anderen Thesen hat Richard Williamson immer wieder für Aufsehen gesorgt. Dass Williamson mit solchen Äußerungen bei der modernen Kirche aneckte, versteht sich von selbst. Doch weitaus mehr Feinde machte sich der Brite, als er sich zum Holocaust äußerte. Schon im April 1989 behauptete Williamson, dass es die Gaskammern zur Tötung von Menschen in Auschwitz nie gegeben habe. Im Jahr 2000 stützte sich der Brite dann auf die „Protokolle der Weisen von Zion“ als Quelle und im Jahr 2011 bezeichnete Williamson die Juden als „Haupttäter des Gottesmordes“.
Richard Williamson wurde am 8. März 1940 in London geboren. Zum katholischen Glauben hat er erst im Alter von 30 Jahren gefunden. 1970 war der Sohn anglikanischer Eltern zu seinem späteren Bekenntnis konvertiert. Schon bald wandte er sich von der offiziellen katholischen Kirche ab und trat im Oktober 1972 der Pius-Bruderschaft bei. Die Pius-Bruderschaft ist eine 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete römisch-katholische Priestergemeinschaft. Sie lehnt die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965 ab. Auf diesem Konzil waren einschneidende Änderungen für katholische Gläubige beschlossen worden: Darunter die Religionsfreiheit, eine Neuauslegung dogmatischer Sätze, aber auch die Anerkennung des Judentums.
Am 30. Juni 1988 wurde Williamson von Marcel Lefebvre persönlich zum Priester geweiht. Weil die Pius-Bruderschaft jedoch schon seit 1975 nach Ansicht des Vatikans kein Recht hat, Priester zu weihen, wurde Williamson postwendend exkommuniziert. Weil aber die Pius-Bruderschaft von einem „Kirchennotstand“ ausgeht und Beschlüsse aus Rom ohnehin nicht anerkennt, durfte Williamson dennoch sein Amt als Priester ausüben. Im Januar 2009 wurde die Exkommunikation, also der Ausschluss aus der katholischen Glaubensgemeinschaft Williamsons im Auftrag von Papst Benedikt XVI. überraschend revidiert. Dies geschah allerdings nicht, um Williamson zu rehabilitieren, sondern weil nach Ansicht führender Theologen die formalen Voraussetzungen für eine Exkommunikation nicht gegeben waren. Dennoch blieb Williamson suspendiert. Auch wenn dieser Schritt an und für sich bedeutungslos war, weil die Pius-Bruderschaft auf der einen Seite wie bereits erwähnt Beschlüsse aus Rom ohnehin nicht anerkennt und Williamson sein Amt andererseits trotz Aufhebung der Exkommunikation nicht ausüben dürfte, folgte eine riesige Welle der Empörung.
Der Oberrabbiner von Rom, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der israelische Minister für Religionsangelegenheiten und viele weitere liefen Sturm. Im Februar 2009 forderte schließlich der argentinische Innenminister Florencio Randazzo Williamson auf, Argentinien zu verlassen. Williamson hatte dort als Leiter des Priesterseminars gewirkt, war jedoch von seiner Bruderschaft abgesetzt worden. Randazzo hierzu: Williamson habe „die Argentinier, das jüdische Volk und die ganze Menschheit“ durch seine Äußerungen beleidigt. Doch nicht nur Politiker und Amtskirchen-Vertreter waren Gegner Williamsons. 2012 wurde Williamson aus der Pius-Bruderschaft ausgeschlossen, unter anderem weil er sich nicht an einen Maulkorb-Beschluss, den man ihm in dem Priester-Verein auferlegte, gehalten hatte. Williamson habe sich durch seine „kruden Theorien“ ins Abseits manövriert.
Unter massivem Druck entschuldigte sich Williamson schließlich für den „Schaden und Schmerz“, die seine Äußerungen für die „Kirche, aber ebenso die Überlebenden und die Verwandten der Opfer der Ungerechtigkeit unter dem Dritten Reich“ bringen würden. Gleichzeitig distanzierte er sich vom Inhalt seiner Äußerungen nicht. Aus E-Mails des geschassten Priesters geht hervor, dass er auch weiterhin „die sechs Millionen Vergasten“ für eine „Riesenlüge“ hielt.
Am 29. Januar um 23:23 Uhr britischer Uhrzeit ist Williamson nun an den Folgen einer Gehirnblutung verstorben. Man kann zu dogmatischen Buchreligionen stehen, wie man will. Anerkennen muss man jedoch, dass Richard Williamson auch als katholischer Geistlicher ganz im Geiste eines Nikolaus Kopernikus den Mut hatte, herrschende Dogmen im Namen der freien Forschung in Frage zu stellen, stets sich selbst und seinen Überzeugungen treu geblieben ist und alle Opfer, die ihm diese Standhaftigkeit eingebracht hat, tapfer ertragen hat. Möge er daher in Frieden ruhen!
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