Angesichts der militanter gewordenen Proteste gegen die rußlandfreundliche Regierung in der Ukraine zeigt sich insbesondere die Presse der so genannten „Westlichen Wertegemeinschaft“ (WWG) zunehmend besorgt über den wachsenden Anteil radikaler und autonomer Nationalisten in dem osteuropäischen Land. Dem Dreigestirn und damit zu den Gesichtern des ukrainischen Widerstandes auf dem Maidan gehören neben dem Ex-Außenminister Arseni Jazenjuk bekanntermaßen der frühere Box-Weltmeister Vitali Klitschko, sowie Oleg Tjagnibok für die „Swoboda“-Bewegung an, welche aus der Sozial-Nationalen Partei der Ukraine (SNPU) hervorging und der man auch gute Kontakte zu nationalen Gruppen in Deutschland nachsagt.
Die WWG-Journalisten warnen allerdings nun insbesondere die militanten Widerstandsaktionen von Ultra-Nationalisten nicht als Teil des Troika-Protestes zu verstehen. Viele der dort auf den brennenden Barrikaden aktiven radikal-nationalistischen Gruppen, die bereit sind für die Freiheit der Ukraine ihr Blut zu vergießen und das auch die letzten Tage eindrucksvoll bewiesen, lehnen die Europäische Union wie auch zum Teil selbst Oleg Tjagnibok von „Swoboda“ ausdrücklich ab. Sie kämpfen für eine eu-freie, unabhängige Ukraine und wollen endlich die Satelliten-Staat-Funktion verlieren. „Frei von Rußland und frei von der EU“ lautet deren nationalistische Parole der Freiheit. In ihren Publikationen bezeichnen sie schon seit langem die Regierung um Präsident Janukowitsch als Besatzungsregime und haben Klitschko als EU-Einflußagent offensichtlich enttarnt.
Neben den rein politischen Soldaten, die auch mit militanten Mitteln der ukrainischen Staatsmacht paramilitärisch zunehmend zusetzen, befinden sich auch Hooligans vom Klub Dynamo Kiew im kämpferischen Widerstand. In den Fernsehbildern sind deshalb zwischen der Rauchschwaden gezündeter Molotow-Cocktails nicht selten Keltenkreuzfahnen, erbeutete Polizei-Schilder mit der nachträglich darauf geschriebenen Zahlenkombination 14/88 und Flaggen in den Farben schwarz und rot zu erkennen, die für die Ukrainischen Armee der Aufständischen steht. Ende des 2. Weltkriegs kämpfte die Aufständischen-Armee mit bewaffneten Gruppen gegen polnische Rotfront-Partisanen, aber auch gegen die Sowjetunion für einen unabhängigen ukrainischen Staat und paktierte dabei auch nicht selten mit dem nationalsozialistischen Deutschland. Diesen Gruppen darf man nun nicht unterstellen, daß ausgerechnet sie den EU-Flüsterer zugetan seien, sondern vielmehr einen von den Blöcken unabhängigen Nationalstaat Ukraine favorisieren.
Die englische WWG-Zeitung Guardian zitierte auch einen ukrainischen Widerstandskämpfer der beispielhaft für diese Anti-EU-Bewegung steht und die sich mit Klitschko und Co. nicht anfreunden will. Der Nationalist sagte gegenüber der Gazette offenherzig: „Eine Vereinigung mit Europa wurde den Tod der Ukraine bedeuten. Europa ist der Tod des Nationalstaats und des Christentums. Wir wollen eine Ukraine für Ukrainer, geführt von Ukrainern“. Auch wie nach einem Sieg mit der alten Führung zu verfahren sei, darüber gibt es in diesen Reihen keine Zweifel. Zum Beispiel was mit dem dann gestürzten Janukowitsch passieren soll. „Wir würden ihm und seiner Familie 24 Stunden geben, das Land zu verlassen, andernfalls gibt es ein Revolutionstribunal“, wird der volkstreue ukrainische Aufständische weiter zitiert. Unterdessen berichten zahlreiche radikale Nationalisten von Folterungen ihrer verhafteten Kameraden auf den regimetreuen Polizeirevieren.
Angesichts der wachsenden militanten Nationalistenbewegung rund um den Maidan, die alles andere als homogen daherkommt, aber als äußerst entschlossen und gewaltbereit wahrzunehmen ist, warnen nun vermehrt WWG-Journalisten ihre Kollegen und die politische Klasse differenzierter die Revolution in Kiew zu betrachten. Eu-gläubige Systemreporter kommen daher vermehrt zu dem Schluß, daß der antinationalen, pro-europäischen ukrainischen Protestbewegung die größte Gefahr nicht von Präsident Viktor Janukowitsch droht, sondern von den hunderten militanten und zu allem entschlossenen Nationalisten hinter den brennenden Barrikaden in der ukrainischen Hauptstadt.