Dem Vorbild der „Essbaren Stadt“ Todmorden in England folgte in Deutschland vor allem die Stadt Andernach. Im Mai dieses Jahres will man nun auch in Minden die ersten Samen für eine essbare Stadt pflanzen. Ähnliche Projekte gibt es bereits in Kassel, Heidelberg und Freiburg. Das Konzept der „Essbaren Stadt“ wuchs aus dem „Guerilla Gardening“ hervor. Als „Guerilla Gardening“ (zusammengesetzt aus guerrilla – von span.guerrilla für „kleiner Krieg“ – und engl.gardening für „Gärtnern“) wurde ursprünglich die heimliche Aussaat von Pflanzen als subtiles Mittel politischen Protests und zivilen Ungehorsams im öffentlichen Raum bezeichnet, vorrangig in Großstädten oder auf öffentlichen Grünflächen. Mittlerweile hat sich Guerilla-Gardening zum urbanen Gärtnern oder zu urbaner Landwirtschaft weiterentwickelt und verbindet mit dem Protest den Nutzen einer Ernte beziehungsweise einer Verschönerung trister Innenstädte durch Begrünung brachliegender Flächen.
Neuer Lebensraum für Mensch und Tier
Andernach zieht mit dem größten Urban Gardening Projekt Deutschlands immer mehr Interesse auf sich. Viele Bürger und Besucher Andernachs erfreuen sich an dieser modernen Form von Stadtbegrünung. Das neue Grün in der Stadt hat die Ökobilanz verbessert und die Pflegekosten für Grünanlagen sind dadurch stark gesunken. Die Umstellung von sogenannten Wechselflorbeeten – also Tulpen oder Stiefmütterchen – auf heimische Staudenpflanzen hat sich gelohnt: Statt bisher 60 Euro pro Quadratmeter sind es jetzt nur noch etwa 12 Euro.
Durch die Bepflanzung mit Gemüse und Obstbäumen wurden in Andernach weniger attraktive Stadtbereiche verschönert und gleichzeitig aufgewertet. Die Stadt ist sozusagen zum Garten geworden, in dem man sich erholen und die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Durch spezielle Einsaaten von Blütenwiesen wird auch gleichzeitig ein neuer Lebensraum für Insekten und Vögel geschaffen. Gleichzeitig kann sich jeder Bürger an den Früchten der Pflanzen bedienen oder sich einfach ein paar Blumen pflücken. Somit erfährt der städtische Bewohner eine höhere Identifikation mit landwirtschaftlichen Produkten, gewinnt einen größeren Bezug zu Natur und Tier und weiß Grünanlagen, Beete und Obstbäume besser zu schätzen.
Das Herzstück ist die so genannte Permakultur. Menschen, Tiere und Pflanzen leben so zusammen, dass es allen Beteiligten nützt. So kommt es auch, dass Schweine in dem Projekt „Essbare Stadt" wertvolle Arbeit liefern. Diese können frei herumlaufen und dürfen nach Herzenslust wühlen. So bereiten sie auf natürlich Weise die Beete im Lehrgarten auf ihre Bepflanzung vor. In dem 13 Hektar große Lehrgarten im Stadtteil Eich, ohne den die essbare Stadt Andernach nicht funktionieren würde, sind neben städtischen Mitarbeitern viele Langzeitarbeitslose eingebunden um einen bewussten Umgang mit der Natur zu erlernen. Sie erfahren, wie sie im „Urban Gardening“ sinnvoll arbeiten und wie man alles wieder in die Kreislaufwirtschaft einbindet.
Wie die Erfahrung zeigt, hat das Projekt „Essbare Stadt“ nicht nur kulinarische Auswirkungen, sondern bilden spielend und pflanzend Gemeinschaft und tragen ein neues Lebensgefühl ins Stadtbild: Zwischen dem Asphalt und Häuserschluchten entsteht auf einmal eine kleine grüne Oase.
Die nationalrevolutionäre Partei „Der III. Weg“ begrüßt Projekte wie die der „Essbaren Stadt“, da diese wieder einen gesunden Umgang des Menschen zur Natur fördern, die Selbstversorgung der Bevölkerung anregen und der fortschreitenden Verstädterung entgegenwirken. Gleichzeitig wird die Verschmutzung der Städte vermindert, da sich ein größerer Teil der Bevölkerung mit der Stadt und expliziert den Grün- bzw. Parkanlagen identifiziert. Außerdem entwickelt sich hierdurch – speziell durch den gemeinsamen Anbau von Nahrungsmitteln – wieder langsam ein in Städten fast völlig verloren gegangenes Gemeinschaftsgefühl der Anwohnerschaft.
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