Seit dem ersten November-Wochenende dieses Jahres ist rund um das ehemalige Konzentrationslager (KL) Dachau ein enormer Pressewirbel zu vernehmen. Anlaß ist der offensichtliche Diebstahl des schwarzen Eingangstores am Lager, auf dem der bekannte Sinnspruch „Arbeit macht frei“ zu lesen war. Das Lagereinrichtung wird seit Jahrzehnten dazu mißbraucht, Schulklassen durch die Stätte hindurch zu treiben und mittels tendenziöser und einseitiger Vorträge an diesem Ort weiter den staatsverordneten Schuldkult tief und steuerfinanziert in deutsche Kinderseelen zu hämmern. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges stand das KL zunächst unter amerikanischer Verwaltung. Selbst aber unter der Regentschaft der US-Besatzer mußten nach dem Kriege noch gut 100 bis 300 Lagerinsassen täglich begraben werden, die meist an Typhus oder Fleckfieber starben. Im Rahmen der Errichtung der KL-Gedenkstätte 1965 wurde die „Arbeit macht frei“-Inschrift rekonstruiert und die neue Tür sogar noch speziell gesichert. Die berühmte Losung am verschollenen schweren Original-Schmiede-Tor hatte 1936 interessanterweise ein kommunistischer Häftling angefertigt.
Die Dachauer Gedenkstätten-Leiterin Hammermann zeigte sich angesichts des bisher ungeklärten und eher gewöhnlichen Alt-Metall-Diebstahls freilich äußerst empört. Obwohl die Hintergründe der Entwendung noch gar nicht klar sind, will sie aber schon „eine neue Qualität der Schändungsenergie“ in der ausgeklügelten Mitnahme des schmiedeeisernen Tores erkannt haben. Die hellseherischen Fähigkeiten der Lagerstätten-Chefin hatten aber leider versagt, als es darum ging, den Tor-Diebstahl im Vorfeld schon zu verhindern. Auch die Sicherheitsvorkehrungen, welche die Langfinger von Straftaten auf dem weitläufigen KL-Gelände abhalten sollen, versagten allesamt. So kontrolliert ein privater Wachdienst regelmäßig die Anlage, der nun aber lediglich das nun vorhandene Loch in dem KL-Zaun entdeckte. Die Anschaffung einer Video-Überwachung wurde zwar in der Vergangenheit immer wieder diskutiert, aber bisher jedes Mal abgelehnt, da man „kein Hochsicherheitstrakt“ entstehen lassen wollte. Nun mehren sich allerdings die Stimmen, dies zu ändern.
Beim großen Wundenlecken spielte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle den Vorreiter und machte gleich am Montag nach der Entdeckung des fehlenden Tores dem Konzentrationslager seine untertänigste Aufwartung. Spaenle scheint früher ebenfalls als hellsichtiger Mentalist und Seher unterwegs gewesen zu sein. So weiß der Minister der bayerischen Staatsregierung offenbar, daß der Diebstahl ein Versuch darstelle, "den Kern des Gedenkens ins Mark zu treffen“. Dann attestierte er gar noch „eine besonders perfide Form des Vorgehens“ bei den Tätern, um „diese Gedenkstätte zu besudeln." In dem unaufhörlichen Schwall der Betroffenheitsrhetorik durfte demnach auch der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, nicht fehlen. Er sprach gegenüber der Systempresse von einer "schändlichen Tat", welche die Alt-Metall-Diebe in Dachau begingen. Ob eine osteuropäische Diebesbande die Eisentür schon bei einem Wertstoffhändler in Bares umgesetzt hat, ist bis dato nicht bekannt. Verbreitet wurde allerdings, daß die politische Abteilung der Kriminalpolizei, der so genannte Staatsschutz, mit Hochdruck nun nach den Tätern fahndet, die jüngst Dachaus beliebtestes Foto-Motiv ungefragt und fachmännisch einfach ausbauten und mitnahmen.